Unfallversicherer Suva geht ans Eingemachte

Die Suva in Luzern
Der Unfallversicherer Suva ist in die Verlustzone gerutscht. (Bild: muula.ch)

Die Suva hat ein Verlustjahr erlitten. Das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch zeigt, wo der Staatsbetrieb auf die eisernen Reserven zugreift.

Die gute Nachricht vielleicht gleich zu Beginn: Es sind noch genügend Puffer da, um einen erneuten Kapitalmarktcrash abzufedern.

Die Schweizerische Unfallversicherung Suva erlitt infolge der Börsenturbulenzen nämlich im abgelaufenen Geschäftsjahr einen hohen Verlust von 152 Millionen Franken.

Dies geschah nach einem Gewinn von 331 Millionen Franken im Jahr 2021, wie die staatliche Einrichtung am heutigen Freitag vor den Medien bekanntgab.

Steigende Betriebskosten

Von den Prämieneinnahmen der rund 2,5 Millionen Versicherten in Höhe von 4,6 Milliarden Franken, die im vergangenen Jahr hauptsächlich wegen gestiegener Lohnsummen um rund 6,4 Prozent zulegten, zahlte die Suva zirka 4,4 Milliarden Franken an Leistungen.

Da zeigt sich sofort, dass es noch Erträge aus den Kapitalanlagen braucht, denn die Verwaltungskosten von bald 600 Millionen Franken wollen auch noch gedeckt sein. Sie stiegen gegenüber 2021 immerhin um rund 4 Prozent.

Hohe Einbussen an Börsen

Die Verluste aus Kapitalanlagen betrugen im abgelaufenen Geschäftsjahr horrende 5,8 Milliarden Franken, wie auch muula.ch bereits über die Situation berichtete.

Im Jahr 2021 war noch ein Gewinn von rund 2,7 Milliarden Franken aus Aktien-, Immobilien- und Anleihegeschäften angefallen gewesen.

Doch während damals noch 3,6 Milliarden Franken an Rückstellungen gebildet worden waren, griff die Suva im Jahr 2022 in diesen Reservetopf und löste fast 5 Milliarden Franken an Rückstellungen auf, um die enormen Anlageverluste abzufedern.

Damit landete sie auf einem kleineren Minus von -8,1 Prozent. Im Vorjahr hatte die Performance noch bei +7,5 Prozent gelegen.

Pictet und CS schlechter

Doch die Strategie für die Kapitalanlage sei nicht zu riskant, sondern konzentriere sich auf die rund 80.000 langlaufenden Unfallrenten, führte das Suva-Management um Konzernchef Felix Weber und Finanzchef Hubert Niggli am Freitag diesbezüglich aus.

Das Geldanlegen könne daher mit Anlagestrategien von Pensionskassen verglichen werden, hiess es weiter.

Es sei zudem eine deutlich bessere Performance als etwa der Pictet-BVG-25-Index erzielt worden, der im Jahr 2022 auf einem Minus von 13,2 Prozent zu erliegen kam.

Auch der Pensionskassenindex der untergegangenen Grossbank Credit Suisse (CS) war viel schlechter und schloss bei -10,1 Prozent.

Rund 30 Prozent in Aktien

CFO Niggli machte ausserdem klar, dass das Portfolio der Suva viel breiter diversifiziert und damit das Risiko kleiner als bei Vergleichsportfolios sei.

Rund 52 Prozent des Vermögens seien in Zins- und Kreditanlagen investiert, 30 Prozent in Aktienanlagen, 14 Prozent in Immobilien und Immobilienfonds und der verbleibende Teil in weitere Alternativanlagen, hiess es dazu konkret im Geschäftsbericht 2022.

Medienkonferenz der Suva
Die Verantwortlichen der Suva an der Medienkonferenz in Luzern. (Bild: PD)

Doch neben den Kapitalanlagen, die mit einem Verlust von über einer halben Milliarde Franken letztlich die Ergebnisrechnung des Jahres 2022 belasteten, gab es noch einen Effekt, der half, damit das Minus unter dem Strich nicht noch höher ausfiel.

Teuerung mit geringem Effekt

So löste die Suva rund 322 Millionen Franken an Rückstellungen auf, weil sich die Anzahl neuer Invalidenrenten auf deutlich niedrigerem Niveau stabilisierte.

Der Versicherer bestätigte auf Nachfrage von muula.ch, dass diese Vorgehensweise auf ein externes Gutachten sowie auf die Meinung der Wirtschaftsprüfer gestützt sei.

Eine Erhöhung der Rückstellungen wegen Inflation, wie sie branchenweit vielerorts zu beobachten ist, sei kein Thema, da die Teuerung meist nur ein oder zwei Jahre lang hochschnelle und dies bei den langlaufenden Renten keine so grosse Rolle spiele.

Hohe Solvenzquote

Zum Ergebnis aus Kapitalanlagen von -541 Millionen Franken und den 322 Millionen Franken aus Reserven kam letztlich noch das positive Betriebsresultat von rund 65 Millionen Franken aus dem abgeschlossenen Geschäftsjahr hinzu und führte zum Jahresfehlbetrag von rund 152 Millionen Franken.

Trotz der ganzen Auflösungen seien aber noch genügend Reserven da und ein erneut schlechtes Jahr an den Börsen könne Suva durchaus vertragen, gaben sich die Verantwortlichen überzeugt.

Laut Bilanz sind noch rund 54 Milliarden Franken an Anlagegelder auf Marktwertbasis vorhanden. Die Solvabilität liegt bei guten 151 Prozent.

Nettoprämien sinken 20 Prozent

An Wertschwankungsreserven könne die Suva noch auf 7,5 Milliarden Franken zurückgreifen.

Die Ausgleichsreserven betragen zudem 3,5 Milliarden und auch bei den Erstattungen an die Versichertengemeinschaft lägen noch 2,6 Milliarden Franken drin, falls diese für einen Notfall gebraucht würden.

Trotz des Verlustes zeigte sich der Suva-Rat allerdings gnädig und setzte die Erstattung von Kapitalertragsüberschüssen aus den Vorjahren fort.

Dies bedeutet auch 2024 wieder eine Prämienreduktion in der Höhe von 20 Prozent der Nettoprämien sowohl in der Berufs- als auch der Nichtberufsunfallversicherung.

Dies entspreche einer Erstattung von rund 800 Millionen Franken an die Versicherten, frohlockten die Verantwortlichen.

Spass mit Gerichtsverfahren

Ein besonderes Anliegen der Suva ist die Prävention von Unfällen. Dazu führte Konzernchef Weber an der Medienorientierung aus, dass der Versicherer bei den Firmenkunden mittlerweile eine besonders effektive Massnahme entwickelt habe.

Dabei geht es um das Simulieren eines Gerichtsverfahrens mit echten Richtern und ein paar Schauspielern. Bereits über 1700 Verantwortliche in den Betrieben seien damit über die Folgen eines Gerichtsverfahrens zu einem Unfall sensibilisiert worden, hiess es.

Die Situation ginge teils richtig unter die Haut und die Risiken würden klar.

Da soll mal jemand sagen, Versicherer seien nicht kreativ. Neben dem Präventionseffekt dürfte das Ganze sicher trotz des Verlustjahres auch jede Menge an Spass machen.

16.06.2023/kut.

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