
Alle Welt rätselt, was der neue US-Präsident Donald Trump vorhat. Sein Vorgehen mit einer globalen Rezession ist für die USA extrem clever.
Das Schöne an Politik ist, dass es ohne die Wirtschaft nicht geht.
Deshalb haben wir unter anderem das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch ins Leben gerufen – denn die Schweiz braucht Wirtschaftsmedien, damit die Politik nicht machen kann, was sie will.
Inflation muss sinken
Die Erklärung von US-Präsident Donald Trumps Vorgehensweise mit einem globalen Handelsstreit ist recht einfach: Eine Rezession nützt den USA mehr als sie kostet.
Dies mag allerdings erst auf den zweiten Blick einleuchten.
Was sind die Hauptprobleme für den neuen starken Mann im Weissen Haus?
Für seine Wählerschaft braucht er zunächst tiefe Preise. Doch die sind in Phasen eines Wirtschaftsbooms schwer zu bekommen.
Erdölpreis und Wohnraum im Fokus
Eine Lösung wäre daher eine Rezession. Dann erhöht niemand die Verkaufspreise, sondern alle Firmen überschlagen sich mit Rabattschlachten.
Zudem sinkt der für die US-Wirtschaft wichtige Erdölpreis quasi automatisch.
Die neuen US-Schutzzölle würden eigentlich die Inflation bei den amerikanischen Verbrauchern steigern. Bei einer Wirtschaftskrise können ausländische Anbieter die Preiserhöhungen nicht durchsetzen.
Obendrein besorgt Trump billigeren Wohnraum, der in den USA einen starken Einfluss auf die Teuerung hat, indem er massenweise Migranten aus dem Land jagt.
Appetit auf US-Schulden steigern
Das zweite Problem von den USA sind die Staatsschulden und da insbesondere das Jahr 2025, in dem rund 9,2 Billionen Dollar an Bonds auslaufen oder refinanziert werden müssen.
Wer will Trump beziehungsweise den USA aber noch Geld leihen?
Zuletzt war die Bereitschaft unter den Hauptgläubigern China, Japan, Kanada, Grossbritannien und der Schweiz, US-Staatsanleihen zu erwerben, schon stark gesunken.
Sicherheit als Service
Daher muss Trump einen Weg finden, Ausländer zu Investments in die US-Papiere zu finden.
Mit seinem «Zoll-Hammer» stehen nun weltweit alle Staaten der Welt in Washington quasi Schlange und wollen verhandeln.
Ohne die neuen Strafzölle hätte sich wohl in der Welt niemand bewegt.
Die Amerikaner verknüpfen die Zeichnung von US-Bonds zudem mit dem atomaren Schutzschirm – Sicherheitsgarantien werden quasi «als Service» verkauft.
Vier Prozent unterschritten
In wirtschaftlich schwierigen Zeiten schichten Investoren von unsicheren Aktieninvestments auf sichere Staatsanleihen um. Auch da passt eine Rezession bestens.
Die hohe Nachfrage nach diesen Papieren drückt gleichzeitig den Zins, den die Länder bei den Emissionen zahlen müssen.
Zum ersten Mal seit der Wahl von Trump zum neuen US-Präsidenten sank am Freitag die Rendite von zehnjährigen US-Bonds unter 4 Prozent.

Genau dies hilft Trump, nicht so viel Steuergeld für den Schuldendienst aufwenden zu müssen und dadurch Spielraum im Budget sowie für Investitionen zu haben, mit denen die US-Administration die Rezession wieder etwas mildern kann.
Langfristig kompensiert dies die Wirtschaftseinbrüche allemal. Die Börseneinbrüche sind auch eine gesunde Korrektur zum vorangegangenen Börsenhype.
Widersacher Powell
Im Zusammenhang mit der Refinanzierung der US-Staatsschulden steht die Höhe des Zinses zur Diskussion.
Jeder «Millimeter» des Zinsniveaus, der sinkt, spart dem amerikanischen Staat direkt hunderte Milliarden.
Da kommt die US-Notenbank, Federal Reserve Bank Fed, ins Spiel. Dort sitzt Jerome Powell, der die Leitzinsen partout nicht senken will.
Mit Zinssenkung gewinnt Trump
Es ist ein «Powerplay» gegen ihn. Am Freitag meldete sich der Chef der US-Zentralbank auch zu Wort und sagte, die Inflationserwartungen seien unklar.
Daher werde die Fed mit Zinsentscheiden zuwarten. Sofort attackierte ihn Trump und erklärte, der Erdölpreis sei tief, die US-Inflation sei tief und Powell müsse die Leitzinsen senken.
Letztlich wird die Rezession, die Trump herbeigeführt hat, die US-Zentralbank Fed zwingen, die Leitzinssenkungen zähneknirschend vorzunehmen.
Das Mandat der Notenbank gibt dies bei steigenden Arbeitslosenzahlen vor.
Für Trump ist steigende Arbeitslosigkeit kein Problem, denn die Arbeitslosenquote liegt in den USA auf historisch niedrigem Niveau. Und Auslandsinvestitionen werden mit der Zeit die Beschäftigung wieder erhöhen.
Steuerreform hilft Firmengewinnen
Last, but not least, hilft eine weltweite Wirtschaftsflaute, politische Ziele durchzusetzen. Der Staat muss dann besonders sparen und die Unternehmen brauchen mehr Wirtschaftsfreiheit.
Eine Rezession bringt die von Trump geplante Steuerreform auf den Weg.
Die US-Konzerne und Investoren müssen zum Erreichen dieses Ziels zwar erst einmal eine Durststrecke durchleben.
Dafür sprudeln dann über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, die Steuerersparnisse.
US-Waren mit Druck verkaufen
Trump bezeichnete die sinkenden Börsen am Wochenende als notweniges Übel. Diese seien wie eine bittere Medizin, die ein Patient einnehmen müsse, um von seiner Krankheit geheilt zu werden.
Dass Ausländer künftig mehr Waren von den USA kaufen werden, ist ohnehin unwahrscheinlich. Dies wissen auch die Amerikaner, denn die spritfressenden Autos oder Chlorhühnchen will ohnehin niemand freiwillig haben.
Also braucht es Druck, beispielsweise US-Flugzeuge Boeing oder US-Rüstungsgüter zu erwerben.
Vielleicht nimmt die Schweiz den USA noch mehr US-Kampfjets von Typ F-35 ab, um die exorbitanten US-Strafzölle zu mindern.
Wall-Street-Kapitalismus entfesseln
Zudem befreit Trump die Wirtschaft von lästigen Fesseln und sorgt für bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen.
Dabei sei nicht nur an Bürokratie oder Umweltauflagen für Firmen, sondern an viele Vorschriften um weniger Fleischkonsum, weniger Flugzeugreisen & Co. gedacht.
Je heftiger eine Rezession ausfällt, desto rascher vollzieht ein solcher Wandel. Der ungezügelte Wall-Street-Kapitalismus ist da zurück.
Einfacheres Agieren auf Weltbühne
Alles in allem nützt den USA eine Zeit schwieriger Wirtschaftsentwicklung mehr als das «Weiter wie bisher» gebracht hätte.
Hinzu kommt, dass sich politische Ziele auf der Weltbühne einfacher durchsetzen lassen, wenn China, die Europäische Union & Co. geschwächt sind.
Schliesslich wird Trump von einflussreichen Kreisen Amerikas getragen und deren Agenda wird derzeit in der Welt knallhart durchgesetzt.
Keine Zeit zu verlieren
Wer all dies im Hinterkopf hat, sieht, dass Trumps Plan einfach nur genial ist, um langfristig die USA und ihre Rolle in der Welt zu stärken.
Der Tag der Strafzölle war tatsächlich ein «Liberation Day».
Die neue US-Administration muss nun Acht geben, dass die Rezession ihre Wirkungen bis zu den Midterm-Wahlen nicht verfehlt. Viel Zeit bleibt Trump also nicht, denn ökonomische Anpassungsprozesse brauchen ihre Zeit.
Und Wirtschaftswissen hilft eben, die Politik besser zu verstehen.
Genau deshalb haben wir muula.ch ins Leben gerufen.
07.04.2025/kut.