Schweizer Starjournalist geht heimlich in Pension

Beat Gygi
Der Journalist Beat Gygi auf youtube. (Bild: muula.ch)

Einer der renommiertesten Wirtschaftsredaktoren der Schweiz ist seit dem heutigen Mittwoch pensioniert. Auf das Altersbett will sich der Journalist aber noch nicht legen.

Der langjährigen Wirtschaftsredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung» und Wirtschaftschef der «Weltwoche», Beat Gygi, ist ab dem heutigen Mittwoch offiziell in den Ruhestand getreten.

Bis zum gestrigen Dienstagabend ging es im Arbeitstrott aber noch ganz normal, also hoch, her.

Von Lobsingen zum Topökonomen

Schliesslich musste der Publizist seine Kolumne abliefern und als Mitglied der Chefredaktion fast bis Mitternacht noch die aktuelle Ausgabe der «Weltwoche» fertigmachen. Die Öffentlichkeit hat seine Pensionierung somit kaum bemerkt.

Der Berner wurde 1958 geboren und wuchs auf dem elterlichen Bauernhof in Lobsigen auf.

Er studierte Agronomie an der ETH Zürich und beendete sein anschliessendes Ökonomiestudium an der Universität Zürich mit einer Dissertation bei dem Anwärter für den Wirtschaftsnobelpreis Professor Bruno S. Frey, der unlängst auch muula.ch ein Interview gegeben hat.

Viele Aktivitäten

Neben seiner beruflichen Tätigkeit hat der begeisterte Velo-Fahrer Gygi einen Lehrauftrag an der Universität Zürich zum Thema Wirtschaftsordnungen. Im Liberalen Institut der Schweiz agiert der Journalist zudem im Stiftungsrat.

Im Jahr 1990 begann Gygi seine journalistische Laufbahn im Wirtschaftsressort der «NZZ».

Von 1994 bis 1999 war er Wirtschaftskorrespondent in der damaligen deutschen Hauptstadt Bonn und danach für zwei Jahre Korrespondent in Paris gewesen.

Nachher leitete der Vater zweier Söhne die «NZZ»-Börsenredaktion und war als Ressortleiter für den Aufbau der Wirtschaftsredaktion der «NZZ am Sonntag» mitverantwortlich.

SNB hört auf ihn

Gygi betreute als Wirtschaftsredaktor zahlreiche Themengebiete wie Schweizer Industrieunternehmen, Corporate Governance, die europäische Integration, Wettbewerbspolitik, Gesundheitsökonomie, Energie und Entwicklungspolitik. Seine fundierten Fachkenntnisse führten stets zu prägnanten Analysen.

Beat Gygi
Journalist Beat Gygi (Bild: zVg)

Unvergessen ist sein Erstlingswerk als neugebackener Wirtschaftschef der «Weltwoche», wo er die Aufhebung des Euro-Mindestkurses von der Schweizerischen Nationalbank SNB forderte und die Zentralbank tatsächlich wenige Tage später völlig überraschend der Aufforderung folgte.

Knallharte Wahrheiten

Gygi ist nicht nur ein sehr angenehmer Mensch, sondern auch ein zurückhaltender Intellektueller, der niemanden einen Gedanken oder womöglich sogar seinen Willen aufzwingen möchte.

Der liberale Kompass ist glasklar, seine Argumentationen sind immer fundiert, und mit soften Worten gibt er oftmals knallharte Wahrheiten preis.

Seine Beiträge nehmen regelmässig überraschende Wendungen, womit er sich bei seiner Leserschaft einen grossen Namen gemacht hat.

Zuverlässiger Kollege

Die EU sieht er zum Beispiel als Moloch und daher kämpfte Gygi auch ständig gegen Schweizer Annäherungen an die Bürokratie von Brüssel.

Aber auch die Schweizer Administration ging stets in Deckung, wenn eine harmlos scheinende Anfrage von ihm kam.

Unter Kollegen wird Gygi zudem sehr geschätzt, weil er Versprochenes stets einhält.

Seine Anpassungen an Texten führen in jedem Fall zu Verbesserungen, ohne den Stil der ursprünglichen Autoren zu beeinflussen. Jüngere unterstützte Gygi mit wertvollen Hinweisen, die eine Selbstentfaltung des Nachwuchses zuliessen.

Motivierender Chef

Angesprochen auf die vergangenen Jahre seiner Arbeit bei der «Weltwoche» erklärte Gygi gegenüber muula.ch, dass die Arbeit mit Roger Köppel, dem Chefredaktor und SVP-Nationalrat, extrem angenehm gewesen sei.

Köppel sei zudem ein extrem motivierender Chef, der einen machen liesse, hiess es.

Und «machen lassen» ist auch das richtige Stichwort für den Fortgang. Zwar plant Gygi nun sein Pensum deutlich zu reduzieren und auch mal eine längere Reise über Bauernhöfe in der Welt zu machen, wie er verriet.

Allerdings wird er weiterhin seine Kolumnen schreiben und für die «Weltwoche» in verschiedenen Bereichen tätig sein.

Anderes Land geworden

Die Schweiz sollte Gygi für seinen quasi lebenslangen Einsatz danken. Ohne seine kritischen Beiträge wäre das Land heute ein völlig anderes.

Die ganze Redaktion von muula.ch wünscht dem bescheidenen Starjournalisten alles Gute, viel Gesundheit und freut sich, schon bald auch mal einen Artikel von Gygi publizieren zu dürfen.

28.02./01.03.2023/kut.

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