Rückversicherer Swiss Re enttäuscht auf breiter Front

Schild an einer Bushaltestelle vor dem Gebäude des Rückversicherers Swiss Re in Zürich
Die Swiss Re ist stark unter Druck. (Bild: muula.ch)

Swiss Re hat sich neue Finanzziele gesetzt. Der Rückversicherer und sein CEO Christian Mumenthaler frustrieren aber nicht nur dabei.

Es hätte kaum schlimmer für den zweitgrössten Rückversicherer der Welt, dem Swiss-Re-Konzern, am heutigen Freitag kommen können. Die Firma stellte neue Finanzziele vor und dabei rieben sich die Interessierten vielerorts die Augen.

Unklare Ansagen

Tatsächlich stellte der Rückversicherer «bloss» ein Gewinnziel von 3,6 Milliarden Dollar für 2024 in Aussicht. Für das laufende Jahr beträgt das Gewinnziel schon mehr als 3 Milliarden Dollar.

Die Rendite auf das Eigenkapital, das ohnehin schon stark geschrumpft ist, solle «über die nächsten Jahre» bei nur 14 Prozent liegen, teilte Swiss Re am heutigen Freitag weiter mit.

Was über «die nächsten Jahre» oder «multi year» heissen soll, wusste spontan niemand. Die Medienmitteilungen auf Deutsch und Englisch sind auch unklar.

Im ersten Halbjahr 2023 hatte der Rückversicherer immerhin 22,8 Prozent an Eigenkapitalrendite ausgewiesen, was zeigt, dass es bei dem Finanzziel nach unten gehen soll.

Marktführer zieht weiter davon

Gewiss, der Rückversicherer wechselt seinen Rechnungslegungsstandard künftig von US-GAAP nach IFRS. Doch dies dürfte bei den Werten nicht so starke Negativeffekte hinterlassen.

Marktführer Munich Re, der ohnehin viel profitabler ist, machte beim Wechsel der Rechnungslegung einen Gewinnsprung von über einer Milliarde Euro, wie auch muula.ch berichtete.

Die Münchener Rückversicherung hatte schon Ende 2022 rund 4 Milliarden Euro als Gewinn für 2023 in Aussicht gestellt. Es läuft bei den Münchnern aber noch viel besser.

Kapitalerträge in Milliardenhöhe

Wer noch einen Beweis braucht, dass Swiss Re kaum ambitioniert vorgeht, braucht nur auf die Kapitalanlagen und deren Verzinsung schauen.

Per Halbjahr 2023 wurden im Finanzbericht knapp über 100 Milliarden Dollar an Investments aufgeführt, die zu einem Zins von rund 5 Prozent locker einen Gewinn von 5 Milliarden Dollar pro Jahr ergeben würden.

Nimmt man die ganze Aktivseite der Bilanz, wäre der Wert 180 Milliarden Dollar und der Gewinn allein auf die Kapitalerträge rund 9 Milliarden Dollar.

Wer ständig wie Swiss Re erklärt, dass die Prämienerhöhungen erfolgreich verlaufen, der müsste aus dem Rückversicherungsgeschäft eigentlich auch unter dem Strich einen stattlichen Gewinnsprung hinlegen.

Aktienkurs bricht ein

An der Börse und auch bei Medien gab es über den Rückversicherer grosse Enttäuschung. Zur Präsentation der neuen Finanzziele lud Swiss Re die Presse nicht am heutigen Freitag nicht einmal ein, obwohl der Anlass in Zürich und nicht in London oder in New York stattfand. Das ist schon ungewöhnlich.

Und an der Börse suchten die Anleger zurecht das Weite und die Swiss-Re-Titel brachen um rund 5 Prozent ein.

Der Aktienkurs unterschritt sogar die magische Grenze von 100 Franken je Titel. Das verheisst nichts Gutes.

CEO im Fokus

Schuld an der Misere bei Swiss Re dürfte CEO Christian Mumenthaler haben, der diese Woche nicht einmal die 50-Jahrfeier des Think-Tanks der Assekuranz, der Geneva Association, in Zürich eröffnete, obwohl der Swiss-Re-CEO dort Chairman ist. Auch dort sorgte Swiss Re also für Enttäuschung.

Mumenthaler steht aber ohnehin schon seit geraumer Zeit in Kritik. Doch er kann immer wieder seine Haut retten.

Zuletzt geschah dies dadurch, dass der damalige Verwaltungsratspräsident (VRP) der Swiss Re – Sergio Ermotti – wieder zur Grossbank UBS zurückkehrte und sich Mumenthaler dadurch auf seinem CEO-Posten verblieb.

Kein Unternehmen tauscht gleichzeitig den VRP und den Konzernchef aus, wenn es nicht unbedingt sein muss.

Ausnutzen von Währungszerfall

Die Aktionäre dürften ohnehin sauer auf den zweitgrössten Rückversicherer der Welt sein.

Unlängst änderte der Konzern seine Dividendenpolitik von Schweizer Franken auf Dollar und mit dem Währungszerfall der US-Währung lauert die nächste Enttäuschung für die Aktionäre.

01.12.2023/kut.

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