Rechnungslegung hilft zu Gewinnsprung von 20 Prozent

Zum Hauptsitz der Munich Re in München gehört auch ein schöner Garten. (Bild: PD)

In der Versicherungsbranche steht ein grösserer Wechsel in der Buchhaltung an. Einer der bedeutendsten Player der Assekuranz verdient gleich 20 Prozent mehr.

Die Versicherungsindustrie wechselt nach Jahrzehnten der Vorbereitung vielerorts auf den Rechnungslegungs-Standard IFRS 17 und der hat es in sich.

Der grösste Rückversicherer der Welt, die Munich Re, verdient zum Beispiel mit dem Wechsel auf einen Schlag im kommenden Jahr über 20 Prozent mehr.

Operativ auch top

Das Gewinnziel des Konzerns steige für das Jahr 2023 auf zirka 4 Milliarden Euro, teilte der Rückversicherer am Mittwochabend überraschend im Vorfeld eines Investorentages zu dem Thema mit.

Selbstverständlich seien die Besserungen auch der «sehr erfreulichen operativen Geschäftsentwicklung» geschuldet, hiess es weiter. Für das Geschäftsjahr 2022 erwartet der Rückversicherer gemäss den aktuellen Bilanzierungsregeln einen Konzerngewinn von rund 3,3 Milliarden Euro.

Steigende Anlagerendite

Das Prämienvolumen soll bei rund 68 Milliarden Euro zu erliegen kommen. Die Kapitalanlagerendite soll dieses Jahr grösser als 2 Prozent sein.

Der Versicherungsumsatz, der künftig an die Stelle der Prämien tritt, soll dagegen bloss noch bei rund 58 Milliarden Euro liegen. Die Kapitalanlagerendite soll aber mindestens 2,2 Prozent betragen.

Alles steht selbstverständlich unter dem Vorbehalt, dass nichts Gröberes an Schäden passiert und die Kapitalmärkte keine Kapriolen schlagen.

Auch dürfte insgesamt nicht mehr Gewinn entstehen, sondern sich nur über die Zeit verschieben. Da Policen etwa in der Lebensversicherung sehr lange laufen, ist dies aber ein vergleichsweise langer Zeitraum.

Sinkende Einnahmen

Im Geschäftsfeld Rückversicherung erwartet Munich Re im Jahr 2023 einen Versicherungsumsatz von rund 39 Milliarden Euro und einen Gewinn von rund 3,3 Milliarden Euro.

Zum Vergleich: Bisher sind in dieser Sparte für 2022 rund 48 Milliarden Euro an Prämien sowie 2,5 Milliarden Euro an Gewinn geplant.

Die Schaden-Kosten-Quote in der Schaden/Unfall-Rückversicherung soll – wesentlich bedingt durch die neue Ausweismethodik nach IFRS 17 – deutlich sinken und bei rund 86 Prozent liegen. Aktuell steht da ein Wert von 97 Prozent.

Verbesserte Kennzahlen

Das Geschäftsfeld ERGO, also der Erstversicherung, wird im Jahr 2023 rund 0,7 Milliarden Euro zum Konzerngewinn von MunichRe beisteuern. Derzeit sind für 2022 rund 0,8 Milliarden Euro eingeplant.

Der Versicherungsumsatz soll dabei weiterhin rund 19 Milliarden Euro betragen. Angestrebt wird eine Schaden-Kosten-Quote von rund 89 Prozent im Segment Schaden/Unfall Deutschland und von zirka 90 Prozent im Segment ERGO International.

Aktuell lauten die Werte 91 beziehungsweise 94 Prozent. Hierbei verbessern sich also die Kennzahlen markant.

Schrumpfendes Eigenkapital

Der zweitgrösste Rückversicherer der Welt, die Swiss Re, macht bei diesem Thema eine völlig andere Übung. Die Schweizer Rückversicherungsgruppe wechselt ab 1. Januar 2024 (!) auf IFRS von ihrem aktuellen Standard US-GAAP. Da wird sich also sehr viel verschieben, allerdings ist bis dahin noch viel Zeit.

Derzeit kämpft der Swiss-Re-Konzern mit dem Zinsanstieg und dem immer mehr schrumpfenden Eigenkapital.

Vorreiter Zurich

In der Schweizer Assekuranz hat sich die Zurich Insurance schon sehr ausführlich zu dem Wechsel der Rechnungslegung auf IFRS 17 ab Januar 2023 geäussert, wie auch muula.ch berichtete.

Allerdings erwartet der Erstversicherer nur wenige Änderungen in der Gewinn- und Verlustrechnung. Ein wesentlicher Punkt wird allerdings im Eigenkapital der Zurich-Gruppe erwartet. Durch Verschiebungen beim Gewinnausweis dürften die Mittel sinken, war bereits zu hören.

Bei Rückversicherern passiert an dieser Stelle aber mit Blick auf die Aussagen von Munich Re weniger.

14.12.2022/kut.

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