Mahnende Worte vom 95-jährigen Nobelpreisträger

Freiheitsstatue
Die Freiheit der Menschen gibt Chancen, die sie nutzen können. (Symbolbild: Ronile / pixabay)

Der berühmte Ökonomieprofessor Vernon Smith ist für seine Forderungen nach grösstmöglicher Freiheit für die Wirtschaft bekannt. Ändert er seine Meinung, weil er nun mit Altersweisheit gesegnet ist?

Der fast 100-jährige Wirtschaftsprofessor Vernon Smith hat mahnende Worte ausgesendet. «Wir erleben eine gefährliche Interventionsspirale», sagte der Ökonom gegenüber dem deutschen Magazin «Wirtschaftswoche».

In der Coronavirus-Pandemie hätten Regierungen mit gigantischen Ausgabenprogrammen in die Märkte eingegriffen und die Zentralbanken hätten die Programme mit der Notenpresse finanziert, kritisierte der Wissenschafter.

Er muss es wissen, schliesslich hat er an der US-Universität Harvard promoviert und im Jahr 2002 für bahnbrechende Forschungsarbeiten zur experimentellen Ökonomie den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhalten.

Feuer mit Feuer bekämpfen

Man müsste auch kein Hellseher sein, um zu erkennen, dass diese Programme früher oder später die Inflation trieben, führte Smith weiter aus. «Jetzt legt die US-Regierung ein neues Ausgabenprogramm auf, angeblich um die Inflation zu bekämpfen», sagte er.

Dies müsse man sich einmal vorstellen – ein staatliches Ausgabenprogramm zur Bekämpfung der Inflation, monierte der Professor, der immer noch an der George Mason Universität in Virginia lehrt.

«Die inflationsbedingte Misere wird sich fortsetzen, solange der Staat seine Ausgaben hochfährt und mit den privaten Wirtschaftsakteuren um die knappen volkswirtschaftlichen Ressourcen konkurriert», hiess es weiter von dem 95-Jährigen.

Feuerwehr legt Feuer

«Fakt ist: Die Politik bekämpft oft Probleme, die sie zuvor selbst geschaffen hat», betonte Smith. Im Grunde genommen leiste der Staat nichts wirklich Produktives. Da bräuchte man nur auf das staatliche Schulsystem in den USA oder staatliche Spitäler mit ihren oftmals miserablen Leistungen zu blicken.

Regierungen seien gut darin, Geld auszugeben und umzuverteilen. «Anschliessend aber brauchen sie Inflation, um die Schulden zu entwerten», mahnte der Wirtschaftsprofessor weiter. Da muss also auch die Schweiz vorsichtig sein.

Weniger Konsummöglichkeiten

Smith setzte sich stets dafür ein, dass die Wirtschaft grösstmögliche Freiheiten erhält und eigentlich nur der Konsum besteuert werden soll. «Wenn ein Mensch Güter konsumiert, entzieht er der Wirtschaft Ressourcen, die anderen Menschen nicht mehr zur Verfügung stehen», lautet auch weiterhin sein Motto.

Besteuere der Staat hingegen Einkommen und Gewinne, stünde den Menschen weniger Geld zum Sparen zur Verfügung. Dies bremse die Investitionen, verringere die Kapitalbildung und reduziere künftige Konsummöglichkeiten, warnte er.

Doch warum findet er das kapitalistische Profitstreben gut? Bei der Frage holt er richtig aus. «Im Kern basiert der Kapitalismus auf freiwilligen Tauschbeziehungen der Menschen zum gegenseitigen Nutzen», erklärte er.

Schutz vor Staat

Dies hätten bereits die Gründerväter Amerikas erkannt und in die US-Verfassung das Wirtschaftssystem sowie den Schutz des Individuums vor dem Staat festgeschrieben.

«Wenn es den Menschen nicht gelingt, den Staat unter Kontrolle zu bringen, kann er sie nicht vor Feinden von innen uns aussen schützen», betonte Smith weiter.

Viele Antikapitalisten würden sich gegen Krieg, Umweltzerstörung und Rassendiskriminierung wenden. Damit machten sie ihre Bewegung für jüngere Menschen attraktiv, welche bloss die Welt verbessern wollten. «Aber die Gewinne der Unternehmen zu verteuern, ist blanker Unsinn.

Sie brauchen Gewinne, um zu investieren». Dies gelte auch für die jetzt so heftig kritisierten Ölgesellschaften. Somit trifft der Professor auch noch einen aktuellen Nerv.

Energiemärkte als Beispiel

«Niedrige Energiekosten sind das Geheimnis des weltweiten Erfolgs beim Kampf gegen die Armut», sagte er.

Daher sieht er auch die Forschungsarbeiten über Märkte für Dinge, die zuvor nicht auf Märkten gehandelt wurden, als nobelpreisverdächtig an. «Ökonomen haben lange Zeit geglaubt, für die Erzeugung und Verteilung von Strom benötige man den Staat, entweder als Eigentümer oder als Regulator».

Gefahren für Freiheit

Doch heutzutage seien die Energiesysteme in vielen Ländern über Märkte organisiert. Genau diese Forschung, wie Märkte gestaltet werden müssten, damit sie funktionierten, verdienten seiner Meinung nach einen Nobelpreis.

Staatliche Bevormundungen seien eben Gefahren für die Freiheit und die Marktwirtschaft, sagte der 95-Jährige und bleibt seinem Kurs somit bis ins hohe Alter treu.

Den Kapitalismus gelte es zu bewahren, auch wenn dies zuweilen mit grossen gesellschaftlichen Konflikten verbunden sei.

16.10.2022/kut.

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