Lufthansa-Gruppe kopiert Emirates, Etihad & Co.

Luftansa First Class Emirates Qatar Airways Etihad
Die neue First-Class der Lufthansa hat Suiten. (Bild: PD)

Die Lufthansa-Gruppe hat bisher als Strategie einen harten Sparkurs gelebt. Doch nun schwenkt sie immer mehr auf den Weg der berühmten Airlines aus der Golf-Region ein.

Die deutsche Lufthansa, zu der auch die Fluggesellschaft Swiss gehört, hat einen Strategie-Schwenk vollzogen. Was eigentlich immer als Abbau von Qualität und Premium-Produkt wahrgenommen wurde, geht nun in die andere Richtung.

Zum ersten Mal in der Firmengeschichte bekommt die deutsche Vorzeigeairline unter dem Produktnamen «Allegris» richtige Suiten in den Flugzeugen, die sich mit fast deckenhohen Wänden auch komplett schliessen lassen. Dies teilte die Lufthansa überraschend am Freitagnachmittag mit.

Privatsphäre top

Doch nicht nur das First-Class-Produkt der Lufthansa-Gruppe, auch die Business-, Premium-Economy und Economy erfahren einen kompletten Wandel. Die Business-Class erhält ebenfalls Suiten, zumindest in der ersten Reihe und diese versprechen mehr Privatsphäre und Schiebetüren, die ebenfalls geschlossen werden können.

Von allen Business-Class-Sitzen haben die Passagiere aus Zugang zum Gang, was ebenfalls ein Novum für die deutsche Fluggesellschaft darstellt. Grössere Monitore sowie Anschlussmöglichkeiten über Bluetooth für mitgebrachte Geräte gehören selbstverständlich auch zur neuen Ausstattung.

Überraschungen in Economy

Die neue Premium-Economy-Class ist bereits bekannt, denn sie wurde bereits bei der Schweizer Tochtergesellschaft Swiss zu Beginn des Jahres vorgestellt. Nun verfügt auch das Mutterhaus darüber.

In der Economy-Class wird es ebenfalls Neuerungen geben – seien es bessere Fussstützen, eine Matratzenauflage oder sogar die Möglichkeit, einen freien Nachbarplatz zu buchen.

Faule Ausrede bisher?

Wer jetzt aber stutzig wird und meint, verschliessbare Suiten in der First- und Business-Class und eine neue Premium Economy, das kommt doch bekannt vor, der irrt nicht. Die arabischen Airlines, wie Emirates, Qatar oder Etihad weisen der deutschen Fluggesellschaft den Weg.

Etihad First Class Lufthansa Emirates Qatar Suites

Die Etihad-First-Class gibt es schon lange auf dem Markt. (Bild: PD)

Die Lufthansa hatte bisher immer damit geworben, dass die Kabinen ihrer Premium-Klassen besonders hell und mit einem grossen Raumgefühl gebaut worden seien. Von abschliessbaren Suiten wollten die Deutschen eigentlich nichts wissen, zumal das Gewicht und damit der Kerosinverbrauch immer auch eine Rolle bei der Ausstattung spielt.

Kompletter Rundflug

Auch ein komplett flaches Bett hatte die Lufthansa in der Business-Class lange Zeit nicht. Das Management hatte stets argumentiert, weil Flugzeuge in Reisehöhe immer mit den Spitzen etwas nach oben geneigt sind, würden Premium-Passagiere bei einem Flachbett nämlich mit dem Kopf immer leicht abwärts und somit unangenehm liegen.

Offenbar ist da auch eine Kehrtwende vollzogen worden.

Lufthansa Business Class Suite

Neue Lufthansa-Business-Class (Bild: PD)

Doch warum haben Golfairlines schon immer auf geschlossene Premium-Bereiche gesetzt? Da muss man in die arabische Kultur einsteigen und zwei Hauptgründe treten hervor.

Schleier und Alkohol

Einer ist der Umstand, dass sich Frauen in der arabischen Welt eigentlich verschleiern müssen und bei streng Gläubigen gilt dies auch an Bord eines Flugzeuges. Wenn aber nur Familienmitglieder zugegen sind, wie etwa in einer Suite, kann die Verschleierung fallen und die ganze Familie kann zusammen speisen.

Der zweite Grund ist das Alkoholverbot im Islam. So mancher Araber trinkt aber doch gerne mal ein Glas Dom Pérignon oder Krug-Champagner, einen Chateau Margaux oder einen Luxus-Whisky. Dabei darf ihn allerdings niemand aus der Heimat erwischen. In geschlossenen First- und Business-Class-Abteilen ist dies hingegen weniger auffällig.

Viele Upgrades

Nun hat sich der Standard aber unter den etablierten Airlines durchgesetzt. Auch Flagship-Carrier Singapore Airlines setzt bei Suiten und First-Class-Abteilen immer noch etwas drauf. Und da darf die europäische Lufthansa nicht fehlen.

Lufthansa First Class Suite

Neue Lufthansa-First-Class (Bild: PD)

Ein Wermutstropfen hat das Ganze aber – die First Class wird kaum mit Vollzahlern, wie Schweizer Bundesräten, gebucht, sondern es sind meist Upgrades mit Meilen aus den Bonusprogrammen der Fluggesellschaften. Das ist also eher ein Verlustgeschäft für die Airlines.

Milliarden investieren

Mit dem «Allegris»-Angebot werden künftig bei der Lufthansa Gruppe jedenfalls über 100 neue Flugzeuge, wie Boeing 787-9, Airbus A350 und Boeing 777-9, Ziele in der ganzen Welt anfliegen. Zusätzlich rüste auch bereits für Lufthansa eingesetzte Flugzeuge wie die Boeing 747-8 um, erklärte der Luftfahrtkonzern weiter.

Der ganze Spass kostet die Lufthansa rund 2,5 Milliarden Euro, wie sie explizit als Investition in Produkt und Service erwähnt.

Wohnzimmer in der Luft

Offenbar scheint das Lufthansa-Management, das eigentlich stets einen strikten Sparkurs fährt und die Produkte in den vergangenen Jahren immer «angepasst», also verschlechtert, hat, verstanden zu haben, dass die deutsche Airline aufrüsten muss.

Mit Blick auf die kommunizierten Details haben die Golfairlines aber noch die Nasen um Jahre vorn. Bei Etihad, der Fluggesellschaft aus Abu Dhabi, gibt es seit Jahren nicht nur Suiten, sondern ein ganzes «Residence»-Apartment mit Wohn- und Schlafzimmer sowie eigenem Badezimmer im Linienjet an Board.

15.10.2022/kut.

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