Schweiz hinkt bei Digitalisierung hinterher

Ein Mann mit einem Laptop und gedruckten Büchern
Viele Schweizer sind digitale Muffel. (Symbolbild: pixabay)

Viele Schweizer denken, dass sie bei der Digitalisierung an vorderster Front mitspielen. Das ist vollkommen falsch und vollkommen richtig.

Wer jeden Tag ein Smartphone bedient oder vor einem Computer sitzt, ist nicht gleich digitalaffin. Die modernen Hilfsmittel sind nämlich alltäglich geworden, weil Fotoapparate und mobile Telefone heutzutage einfach anders aussehen.

Belgier ziehen vorbei

Vielmehr kommt es darauf an, was an zusätzlichen Aktivitäten des täglichen Lebens in die digitale Welt entschwindet. Einkaufen oder Banking sind typische Beispiele dafür. Doch genau an dieser Stelle sind viele Nationen der Schweiz voraus.

Online-Käufe und Online-Verkäufe verschiedener Länder

Laut den neuesten Daten des Bundesamtes für Statistik BFS shoppen Norweger, Schweden und Dänen deutlich mehr im Internet als Schweizer. Selbst die drögen Briten oder die Niederländer liegen bei Online-Einkäufen vorn.

Bei Online-Verkäufen ziehen auch Belgien an der Schweiz vorbei. Die Niederländer gefolgt von den Norwegern sind dabei aber Spitzenreiter.

Isländer zahlen digital

Elektronische Zahlungen verdeutlichen auch, dass die Schweiz keinen Spitzenplatz in der digitalen Welt belegt. Die nordischen Länder um Norwegen, Dänemark und Finnland ziehen an der Schweiz vorbei.

Online-Banking-Nutzung verschiedener Nationen

Selbst Island liegen bei der Kennzahl vorn. Wer etwa das Online-Banking der Staatsbank Postfinance kennt, weiss, dass sich die gelbe Box zum Generieren eines elektronischen Sicherheitsschlüssels seit gefühlten Jahrzehnten nicht geändert hat.

Falsche Prioritäten?

Der Bundesrat hat am heutigen Freitag zum x-ten Mal entschieden, bei der Digitalisierung richtig vorwärtszumachen, wie die Administration in Bern mitteilte.

Die neuen Fokusthemen für 2024 seien Cybersicherheit, der Schweizerischer Ansatz zur Regulierung von künstlicher Intelligenz und elektronische Schnittstellen (API), hiess es weiter. Ob das die richtigen Prioritäten sind, steht auf einem anderen Stern.

Blickt man nämlich auf die Daten zur Digitalisierung behördlicher Dienstleistungen, liegt die Schweiz auf dem Niveau von Bulgarien. Österreich, Deutschland und ja selbst Italien sind dabei deutlich besser als die Schweiz.

Die Flüchtlinge aus der Ukraine klagten neulich auch ihr Leid, wie stark die Schweiz bei der Digitalisierung von öffentlichen Dienstleistungen zurückliege und dies berichtete auch muula.ch.

Und die Eidgenössischen Finanzkontrolle EFK hat unlängst auch ein hartes Urteil über die Technologisierung der Verwaltung gefällt, wie auch muula.ch berichtete.

Richtige Frage stellen

Nun kann man aber auch etwas von dem Problem herauszoomen und sagen, die Schweizer seien gar keine Digital-Muffel, sondern spielen an vorderster Front bei der Digitalisierung mit.

Das Land kann dabei auf die vielen Staaten verweisen, die ja noch schlechter im Digitalen sind. Oder die Beamten stellen der Bevölkerung einfach die richten Fragen und dann spielt die Schweiz gleich in der Top-Liga mit.

Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen in der digitalen Welt

So gaben in der neuesten Umfrage des Bundes rund 97 Prozent der 15- bis 88-Jährigen an, dass sie in den vergangenen drei Monaten vor der Umfrage auf das Internet zugegriffen hätten.

Online für Flug einchecken

Rund 92 Prozent der Schweizer nutzten das Internet dabei sogar täglich oder fast täglich und 78 Prozent mehrmals täglich, frohlockten die Bundesbeamten über die doch so digitalen Schweizer Haushalte.

Das am häufigsten verwendete Gerät sei das Smartphone mit 96 Prozent gewesen, gefolgt von Laptops mit 68 Prozent, stationären Computern mit 47 Prozent und Tablets mit 43 Prozent, hiess es freudig weiter.

Doch die Nutzung von solchen Geräten ist ohnehin alltäglich geworden, etwa um für einen Flug einzuchecken, ein Foto zu verschicken oder um mal die neuesten Nachrichten zu lesen. Das macht aber noch keine digitale Welt aus.

08.12.2023/kut.

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