Neuer Skandal um Wirtschaftsprüfer erschüttert die Welt

Audit
Wirtschaftsprüfer sollen eigentlich Missstände aufdecken. (Bild: Tumisu / pixabay)

Es ist kaum noch zu glauben, wozu die Gilde der Wirtschaftsprüfer fähig ist. Ein neuer Skandal übertrifft alles Bisherige.

Die Skandale um Enron und Worldcom sehen fast lächerlich aus, wenn man sieht, was die Branche der Wirtschaftsprüfer um PwC, EY, KPMG, Deloitte, BDO, Grant Thornton & Co. so alles fertigbringt.

Postauto und Raiffeisen

Bei KPMG sprechen die Postauto-Affäre und Insidergeschäfte eines Managers für sich. Auch bei der Swissair-Pleite war KPMG als Prüfer in die Kritik geraten.

Doch völlig erfundene Gelder in Milliardenhöhe bestätigte beispielsweise EY im Skandal um den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard.

PricewaterhouseCoopers, also PwC, soll beim Ex-Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz einen Interessenkonflikt gehabt haben.

Und beim Zusammenbruch des italienischen Parmalat-Konzerns soll es bei Deloitte zu Unregelmässigkeiten gekommen sein.

So geht es praktisch von Skandal zu Skandal.

Polizei ermittelt

Aktuell ist PwC wieder im Schussfeld.

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft hat einen Auftrag der australischen Regierung erhalten, wie man die Gesetzgebung in Downunder ausgestalten müsste, damit Konzerne mehr Steuern in dem Land zahlen müssten.

PwC hatte allerdings nichts Besseres zu tun, als die Unterlagen und das Konzept umgehend an Firmen weiterzureichen, die sich dann schon mal darauf ausrichten konnten, doch wieder Umgehungsgeschäfte bei Steuern zu kreieren.

Viele Medien weltweit berichten über das Verhalten von PwC hinter dem Rücken einer Regierung.

Logo von PwC
Das Logo von PwC (Bild: PD)

Die Politiker schäumen vielerorts regelrecht vor Wut.

Dieser Tage gab die Regierung in Australien zudem nicht nur den kompletten Vertrauensbruch und den Entzug von Aufträgen in Höhe von hunderten von Millionen-Dollar bekannt, sondern auch, dass die Australian Federal Police in dem Fall ermittelt.

Bei PwC führte der Skandal zu mehreren Personalrücktritten und nun weiter wie bisher?

Ständige Interessenkonflikte

Es ist an der Zeit, um innezuhalten und um zu fragen, wie es mit den Wirtschaftsprüfern weitergehen soll.

Die regionale Verankerung mit dem weltweiten Geschäft funktioniert gar nicht. Einzelne Aufsichtsbehörden in den Ländern rennen den Problemen nur hinterher.

Hinzu kommt, dass die Beratung und Wirtschaftsprüfung unter einem Dach quasi immer Interessenkonflikte bergen. An die «Chinese Walls», also völlig abgeschirmten Teams, glauben nur Menschen, die auch an den Weihnachtsmann glauben.

Leaken von Infos

Die Haftung bei Fehlverhalten ist ohnehin viel zu gering, wie unlängst muula.ch berichtete.

Selbst bei Fusionen und Übernahmen wird zudem regelmässig vermutet, dass die Wirtschaftsprüfer die Informationen an Externe leaken.

In den USA sanktionierte die Aufsichtsbehörde PCAOB sogar Prüfer, die noch vor den Augen des Regulators einige Manipulationen vornehmen wollten, wie auch muula.ch berichtete.

CS, UBS und Nestlé

In der Schweiz darf man sich daher durchaus fragen, wie glaubhaft die Testate der Jahresrechnungen von Konzernen überhaupt noch sind, wenn im In- und Ausland quasi Wildwest herrscht.

Wie viel Glauben darf man dem Jahresabschluss der Krisenbank Credit Suisse schenken, den PwC testiert hat?

Wie viel Glauben darf man den Jahresabschlüssen der Grossbank UBS, dem Nahrungsmittelkonzern Nestlé und dem Versicherungskonzern Zurich Insurance schenken, die EY jeweils testiert hat?

Wie viel Glauben darf man den Jahresrechnungen des Pharmakonzerns Roche, des Energietechnik-Konzerns ABB und des Rückversicherers Swiss Re schenken, die KPMG jeweils testiert hat?

So geht es immer weiter und die Liste im Swiss Audit Monitor ist ewig lang.

PwC ist ohnehin gross im Schweizer Markt. Auch die Konzerne Novartis, der Luxusgüterhersteller Richemont, Swiss Life, Alcon und SGS lassen sich von PwC auf die Finger schauen.

Wenig Integrität

Gewiss könnte man immer argumentieren, es seien bloss ein paar Schwarze Schafe der Branche oder die Missstände im Ausland seien für die Schweizer Konzerne unwesentlich.

Doch mittlerweile ist ein Punkt erreicht, wo die Glaubwürdigkeit der gesamten Testate infrage gestellt werden darf. Wenn nämlich die Menschen, die bei diesen Wirtschaftsprüfungsfirmen arbeiten, immer wieder so wenig integer sind.

30.05.2023/kut.

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