Euroairport hilft Assekuranz auf die Sprünge

Der Euroairport in Basel Mulhouse
Der Euroairport hat im Jahresbericht 2020 gar keine Bilanz und keine Erfolgsrechnung publiziert. (Bild: muula.ch)

Die Coronavirus-Pandemie hat der Luftfahrt grosse Schäden zugefügt. Doch wie hoch waren die Verluste etwa an Airports eigentlich genau?

Die Coronavirus-Pandemie hat die Versicherungswirtschaft wieder einmal auf dem falschen Fuss erwischt.

Während die Experten der Assekuranz davon ausgingen, dass eine Pandemie vor allem ein Thema für Lebensversicherer sei, lagen die Erwartungen zu möglichen Schäden in der Sachversicherung vollkommen daneben.

Erst normaler Jahresstart

Nun haben aber die lahmgelegten Lieferketten und geschlossenen Flughäfen eindrücklich gezeigt, dass Betriebsunterbrechungen und Umsatzausfälle genauso zu den Schäden einer Pandemie gehören, wie Leistungen in der Lebensversicherung.

Doch wie hoch waren die Schäden in der Luftfahrt genau? Dies ist nämlich gar nicht so leicht abzuschätzen, weil das Jahr 2020 zunächst noch ganz vielversprechend für die Fluggesellschaften und Airports verlief, bevor dann das Geschäft mit ersten Coronavirus-Fällen Ende Februar 2020 abrupt zusammenbrach.

Auch die Wiedererholung nach dem Abflachen der Corona-Pandemie ging stückweise voran, sodass die genauen Zahlenwerte schwierig zu ermitteln sind.

Luftfracht hielt sich wacker

Doch da springt der Euroairport im Dreiländereck Schweiz, Frankreich und Deutschland in die Bresche und hilft der Assekuranz beispielsweise mit Daten.

Wegen der Pandemie habe der Flughafen zirka 30 Millionen Euro vernichtet, teilte der Euroairport auf Anfrage von muula.ch mit.

In den Monaten, als der Passagierverkehr nahezu eingestellt gewesen war, habe sich dieser Betrag auf rund 100.000 Euro pro Tag belaufen, hiess es weiter von der Medienstelle des Flughafens.

Von 9 Millionen Passagieren im Jahr 2019 brach das Geschäft auf 2,6 Millionen Passagiere im Jahr 2020 ein. Die Luftfracht erhöhte sich allerdings von 106.000 auf 109.000 Tonnen, wie aus dem Geschäftsbericht des Euroairports 2020 hervorging.

Staatsbetrieb erlaubt sich viel

Im Jahr 2021 stieg die Zahl der Passagiere schon wieder auf 3,6 Millionen und das Frachtgeschäft nahm sogar auf fast 120.000 Tonnen zu.

Unter dem Strich blieb im Jahr 2020 aber nur ein Jahresverlust von -17,8 Millionen Euro übrig, nach einem Gewinn von 24,3 Millionen Euro im Jahr 2019.

Im Jahr 2021 erwirtschaftete der Euroairport bereits wieder einen Gewinn von 4,5 Millionen Euro.

Interessant ist, dass das Unternehmen im Geschäftsbericht 2020 gar keine Bilanz und Erfolgsrechnung publiziert hat. Was sich Staatsbetriebe doch so alles erlauben. Die Zahlen sind dann aber im Geschäftsbericht 2021 als Vorjahreswerte ersichtlich.

Maximal mögliche Schäden suchen

Doch davon einmal abgesehen, was macht die Assekuranz nun mit den Daten zur Coronavirus-Pandemie?

Die Versicherer brauchen für ihre Kalkulationen den sogenannten wahrscheinlichen Maximalschaden, also einen Wert, der angibt, was im schlimmsten Fall auf die Versicherer zukommen kann.

Oftmals wird diese Angabe zum Super-Gau in der Branche auf Englisch als «probable maximum loss» PML bezeichnet.

Ständiges Hinzulernen

Genau bei diesem Wert zum grössten versicherten Risiko liegen die Versicherer aber oftmals völlig daneben.

Dabei sei nur an den Fall des World Trade Centers WTC in New York gedacht – wo die Versicherer im schlimmsten Fall von einem Brand in einem oberen Stockwerk ausgegangen waren, der durch die Sprinkleranlagen gelöscht werden und noch ein paar Etagen mit Löschwasser fluten würde.

Von einem kompletten Einsturz beider Twin-Towers war die Assekuranz völlig überrascht gewesen. Der mögliche Maximalschaden war viel zu tief angesetzt und die Versicherungsprämien dadurch viel zu tief kalkuliert worden.

Cash-Burning und Jahresverlust

Für Pandemie-Versicherungen lernen die Versicherungsgesellschaften nun mit solchen Daten, wie jene vom Euroairport, hinzu, was schlimmstenfalls passieren kann.

Rund 30 Millionen Euro an Cash-Vernichtung im Zusammenhang mit einem Jahresverlust von fast 20 Millionen stellen nunmehr eine anderere Kalkulationsbasis dar, als nur die Annahme, dass es bei einer Pandemie ein paar Todesopfer und damit Schadenfälle für die Lebensversicherer geben würde.

11.03.2024/kut.

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