Das Sterben der Postomaten geht munter weiter

Postfinance-Geldautomaten
Orte mit gleich drei Postomaten dürfte es immer weniger geben. (Bild: PD)

Postfinance dokumentiert jährlich die Erfüllung des Grundauftrages. Zehn Jahre zeigen das Dilemma mit immer weniger Poststellen und Postomaten.

Die positive Nachricht lautet, dass die Post ihren Grundauftrag im Zahlungsverkehr auch im vergangenen Jahr erfüllte.

So habe fast die ganze Bevölkerung innerhalb von 20 Minuten zu Fuss oder mit öffentlichem Verkehrsmittel einen Zugang zu den von der Post angebotenen Dienstleistungen des Barzahlungsverkehrs.

Dies teilte das zuständige Bundesamt für Kommunikation Bakom in einer Analyse des Postfinance-Service mit.

Definition entscheidend

Doch das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch nahm die ganzen Berichte der vergangenen Jahre unter die Lupe und dabei kam ein völliger Wandel der Dienstleistungen zum Vorschein.

Die Post erweiterte im Jahr 2022 zwar ihr Netzwerk und bietet nun fast 5000 sogenannter Zugangspunkte in der ganzen Schweiz an, was 83 mehr als im Vorjahr sind.

Doch die Ausgestaltung dieser Zugangspunkte hat sich über die Jahre komplett geändert, wie aus dem jüngsten Report hervorgeht.

Erfüllung des Grundauftrages von Postfinance
Im Wallis könnte Postfinance den Grundauftrag verbessern. (Bild: PD)

Während die Zahl der Poststellen von 805 im Jahr 2021 auf 773 zurückging, nahmen alle anderen Zugangsformen zu: So gibt es neu 1254 Agenturen (+3), 1881 Ortschaften mit Hausservice (+34) und 990 Automaten wie MyPost24 oder andere Abhol- sowie Annahmestellen (+78).

Die Zahl der PostFinance-Filialen blieb mit 34 unverändert.

Es «starben» im vergangenen Jahr allerdings 21 Postomaten und die Zahl sank nunmehr auf bloss noch 867 Postomaten.

Allein zehn Prozent der eingesparten Geräte gab es in Basel, wie muula.ch unlängst berichtete.

Auslandszahlungen weggefallen

Weil defekte Geräte in der Regel nicht mehr repariert oder ersetzt werden, geht die Zahl der Postomaten Jahr für Jahr weiter zurück. Dieser Entscheid von Postfinance beruhe aber im Wesentlichen auf den anhaltenden Änderungen im Verhalten der Kundschaft, die weniger Bargeld bezögen, hiess es zur Begründung.

PostFinance muss natürlichen und juristischen Personen mit Wohnsitz, Sitz oder Niederlassung in der Schweiz das Eröffnen und Führen eines Zahlungsverkehrskontos anbieten.

Seit dem 1. Januar 2021 wird in der Postverordnung aber schon mal festgehalten, dass grenzüberschreitende Überweisungen in Schweizer Franken oder in einer Fremdwährung nicht mehr Teil der Grundversorgung im Zahlungsverkehr sind.

Insofern gibt es für die Kundschaft bereits Verschlechterungen. Für Postfinance erleichtert dies aber Vieles.

Günstiger Telefonservice

Doch blickt man auf einen Langzeitvergleich der Zugangspunkte, wird ebenfalls deutlich, dass nicht der Kundenfokus im Vordergrund, sondern das Kostensparen bei Postfinance zum Wandel führt.

Es ist ja keine Frage, dass ein Vollservice in einer Poststelle für die Menschen angenehmer ist als sich in einer 24-Stunden-Anlage selbst zurechtzufinden. Dies gilt besonders für ältere Mitbürger.

Für die Post ist ein Telefonservice bei Bedarf aber günstiger als etwa das permanente Betreiben einer Postfiliale in jedem Bergdorf.

Schwund von 30 Prozent

So baute Postfinance seit dem Jahr 2018 bereits 5 ihrer 39 betriebenen Center ab. Das ist ein Rückgang von fast 15 Prozent.

Die Post hat ihre Finanzdienstleistungen im Jahr 2022 auch in nur noch den genannten 773 Poststellen angeboten, was einer Abnahme um 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Im Jahr 2018 waren es noch 1075 Filialen gewesen. Das ist ein enormer Schwund von fast 30 Prozent.

Grundauftrag per Hausservice

Die Anzahl der Agenturen blieb dagegen stabil und erhöhte sich im vergangenen Jahr nur leicht von 1251 auf 1254. Im Jahr 2018 hatte es erst 1061 gegeben. Das ist also ein Plus von rund 18 Prozent.

Die Zahl der Gebiete mit Hausservice nahm im Jahr 2022 um 2 Prozent zu.

Somit werden nun 1881 Orte (+34 Gebiete) in dieser Form bedient. Der Hauptgrund für dieses Wachstum sei die Erweiterung des Angebots im Kanton Appenzell Ausserrhoden, hiess es von Postfinance.

Seit 2018 ist dies ein Ausbau von rund 40 Prozent. Die Post setzt also stark auf diesen Weg, ihren Grundauftrag zu erfüllen.

Für die Menschen ist es aber wahrscheinlich lästiger, auf die Geldlieferung zu warten als selbst zu einem Postamt zu gehen.

Hohe Kosteneinsparungen

Die stärkste Entwicklung ist aber noch einem Punkt festzustellen. Waren im Jahr 2018 noch 984 Postomaten in Betrieb, betrug deren Zahl im Berichtsjahr bloss noch 867 Geräte.

Die Zahl schrumpfte damit innerhalb kürzester Zeit um 120 Postomaten beziehungsweise um rund 13 Prozent.

Rechnet man zum Beispiel mal mit 1000 Franken pro Monat für die Wartung eines Geldautomaten, fallen mit 120 Geräten locker 1,5 Millionen Franken pro Jahr an Aufwand für Postfinance einfach weg.

Mehr Zahlungen per Karte

Die Anzahl der in bar getätigten Zahlungen am Postschalter einschliesslich dem Hausservice sank im Jahr 2022 weiter um 16,8 Prozent. Im Jahr 2021 war der Wert bereits um 12,4 Prozent zurückgegangen, während ihr Volumen im Vergleich zum Vorjahr um 15,1 Prozent beziehungsweise 2021 um 10,2 Prozent abnahm.

Bei den Zahlungsmitteln, die für diese Transaktionen verwendet wurden, entwickelte sich der Anteil der vollständig in bar getätigten Zahlungen am Schalter im Jahr 2022 deutlich rückläufig: Mit 67 Prozent lag er um 9,1 Prozentpunkte tiefer als noch im Vorjahr.

Hingegen stieg die Anzahl der ganz oder teilweise mit Karte getätigten Zahlungen auf um diesen Prozentpunktwert auf 33 Prozent.

Huhn-Ei-Problem

Die Frage dürfte hierbei allerdings lauten – bezahlen die Menschen mehr mit Karte, weil es kaum noch Bargeldautomaten gibt. Oder gibt es kaum noch Postomaten, weil die Menschen weniger Bargeld beziehen.

Dies scheint ein klassisches Huhn-Ei-Problem zu sein. Hatte es früher mehr Geldautomaten, gab es auch mehr Bargeldbezüge, wie die Grafik eindrücklich zeigt.

Blickt man in den Bericht zur Erfüllung des Grundauftrages für das Jahr 2013, so fällt an der Entwicklung innerhalb von zehn Jahren auf, dass es damals noch 1662 statt der aktuell 773 Poststellen gab.

Zum Jahr 2012 waren aber damals schon fast 100 Poststellen verschwunden.

Verdopplung der Agenturen

Eigene Postfinance-Filialen hatte es vor zehn Jahren noch 45 statt der aktuell 34 gegeben.

Postleitzahlgebiete mit Hausservice waren es 1269 statt derzeit 1881 und Postagenturen 569 statt mittlerweile 1254 gewesen.

Bei Letzterem gab es also beim abgespeckten Service eine Verdopplung.

Für immer verschwunden

Lediglich Postomaten hatte es 2013 mit 982 fast gleich viele bis zum Jahr 2018 gegeben.

Postfinance nutzt also die geringeren Bargeldbezüge, die es während der Coronavirus-Pandemie zwangsläufig gab, um hier kräftig an Kosten zu sparen und Geldautomaten abzuschaffen.

Die Kundschaft hat es also in der Hand.

Bezahlt sie immer weniger in Bar, braucht die Post auch keine Postomaten mehr zu warten und mit Bargeld zu bestücken.

Doch eine einmal geschlossene Postfiliale mit Zahlungsverkehr kommt wahrscheinlich selbst bei Veränderungen im Konsumverhalten nie wieder zurück.

02.06.2023/kut.

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