Schwarzenbachs Dolder Grand macht seit Jahren nur Verluste

Das Hotel Dolder Grand in Zürich
Das Dolder Grand hat in den vergangenen Jahren über 170 Millionen Franken an Verlust erwirtschaftet. (Bild: J. Maybach / pixabay)

Das Luxushotel Dolder Grand hat in den vergangenen Jahren noch nie Geld verdient. Durch eine Kombination von Geschäften fällt das aber kaum auf.

Das Dolder Grand ist zwar ein Luxushotel für Genuss, Exklusivität und Erholung. Doch selbst mit durchschnittlichen Zimmerpreisen von über 800 Franken erwirtschaftet die Zürcher Luxusherberge nur Verluste.

Dies ergaben Recherchen des Wirtschaftsnews-Portals muula.ch.

Verringerung des Verlustes

So betrug der Fehlbetrag vom Dolder Grand im Jahr 2022 fast 7 Millionen Franken, wie aus dem jüngsten Geschäftsbericht ersichtlich ist.

Doch das ist schon eine Besserung, weil der Verlust im Jahr 2021 bei rund 10,2 Millionen Franken lag, wie die Zahlen zeigen.

Macht man sich wie muula.ch die Mühe, die Geschäftsberichte der vergangenen Jahre zusammenzutragen, ergibt sich aber ein grauenhaftes Bild.

Zweistellige Fehlbeträge pro Jahr

Von 2011 bis 2022 hat das von der Familie Schwarzenbach geführte Luxushotel über 170 Millionen Franken an Verlusten erwirtschaftet.

Die einzelnen Jahreswerte reichen dabei von einem Fehlbetrag von rund 23 Millionen Franken im Jahr 2011 über 19 Millionen Franken im Jahr 2016 bis hin zu 14,3 Millionen Franken an Verlust im Coronavirus-Pandemie-Jahr 2020.

Übernachtet nun jemand in der seit 1899 existierenden Traditionsherberge, gilt angesichts der Verluste quasi die Devise, dass die Gäste etwas von den Schwarzenbachs geschenkt bekommen.

Die Kosten von Kost und Logis sind stets höher als die Einnahmen und das Hotel inklusive Spa, Gourmet-Restaurant & Co. trägt sich zumindest im Betrachtungszeitraum überhaupt nicht.

Besserungen nach Corona

Im vergangenen Jahr verzichteten immer mehr Schweizer auf ihr «Geschenk» im Dolder Grand, denn der Gästeanteil aus der Schweiz betrug bloss noch 20 Prozent nach 45 Prozent im Vorjahr.

Auch die Anteile der Gäste aus Deutschland und Grossbritannien waren rückläufig. Die Werte sanken um 4 Prozentpunkte auf 10 Prozent beziehungsweise um 2 Prozentpunkte auf 8 Prozent.

Dagegen kamen mehr Gäste aus den USA und den Golfstaaten. Diese Werte stiegen um 10 Prozentpunkte auf 15 Prozent bei den Amerikanern und um 5 Prozentpunkte auf 13 Prozent bei den Arabern.

Klar, sind all diese Entwicklungen mit dem Wegfall der Coronavirus-Beschränkungen zu erklären. Schweizer zog es nach der Pandemie nun nicht mehr so stark in das City-Luxusresort in Zürich.

Amerikaner und Golfaraber kamen dagegen wieder vermehrt in die Schweiz.

Preise steigen um sechs Prozent

Die Auslastung des Dolder Grand mit seinen 175 Zimmern und Suiten lag im vergangenen Jahr allerdings trotz des Wegfalls der Corona-Reisebeschränkungen und Veranstaltungen wie das Zürcher Filmfestival oder das Weltwirtschaftsforum in der Schweiz bloss bei rund 60 Prozent.

Dies reichte aber schon fast an den historischen Höchstwert von 61,6 Prozent heran, den das Hotel im Jahr 2018 erreicht hatte.

Der durchschnittliche Zimmerpreis erhöhte sich 2022 allerdings um 6 Prozent auf 842 Franken je Nacht. Der Umsatz stieg damit insgesamt um 20 Prozent auf rund 62 Millionen Franken, wovon rund 33 Millionen Franken auf ein bisher nicht gekanntes Niveau bei der Logis zurückzuführen sind.

Die Einnahmen bei Food & Beverage stiegen um 21 Prozent auf 21 Millionen Franken; der Spa-Bereich legte um 20 Prozent auf einen Umsatz von rund 5,7 Millionen Franken zu.

Abschreibungen drücken

Unter dem Strich nützen die Besserungen in dem bei einstigen Stars, wie den Rolling Stones, Sophia Loren & Co., beliebten Hotel aber nicht viel, weil wie in all den Vorjahren nur ein Jahresfehlbetrag resultierte.

Es scheint wohl eher ein Liebhaberstück zu sein, als dass die Absicht der Gewinnerzielung dahinter steckt.

Erkundigen sich Interessierte bei dem von Stararchitekten Norman Foster umgebauten Luxushotel nach den hohen Verlusten in der Vergangenheit, erhalten sie aber nur vage Antworten.

Ein Mediensprecher erklärte auf Fragen von muula.ch, dass die Verluste im Jahr 2022 durch Abschreibungen zustande gekommen seien. Allerdings resultiere auf Stufe Dolder Hotel AG ein Gewinn.

Bezüglich der Jahrzehnt-langen Fehlbeträge bekommt man bloss eine alte Medienmitteilung als Antwort geschickt.

Verkauf von Luxuswohnungen

Der Verweis auf die Dolder Hotel AG ist allerdings auch ein Knackpunkt, weil in dieser Firma nicht nur das Aushängeschild Dolder Grand Hotel, sondern auch weitere Geschäftsaktivitäten eingeschlossen sind.

Obwohl die Firma Dolder Hotel AG heisst, steckt dort also viel mehr als nur das Dolder Grand drin.

So gehören etwa kleinere Liegenschaften sowie das einstige Hotel Dolder Waldhaus dazu, das derzeit fremdvermietet ist und wo laut dem Portal «tippingpoint.ch» bald einzelne Einheiten als Luxuswohnungen verkauft werden sollen.

Die Gesamt-Aktivitäten, welche in der Dolder Hotel AG zusammengefasst sind, ergaben 2022 aber bloss einen Mini-Gewinn von 30.530 Franken, weil der Hauptaktionär auf Forderungen von 8,4 Millionen Franken verzichtete. Die Eigenkapitalquote beträgt nur noch bedrohliche 7 Prozent.

All diese Zusatzgeschäfte spielen sich aber quasi auf der Ebene zwischen dem Dolder Grand Hotel und Dolder Hotel AG ab und betreffen das eigentliche operative Hotelgeschäft im Fünf-Sterne-Haus mit Michelin-Star-Restaurant nicht.

Die Kombination verschiedener Geschäftsaktivitäten führt dazu, dass die jahrelangen Verluste des Luxushotels im einzelnen nur wenig auffallen.

Schwarzenbachs Schwäche

Auf viele Medienfragen, etwa jene, ob sich all dies als Steuersparmodell bezeichnen lasse, gab die Firma keine Antwort.

Hauptaktionär Urs Schwarzenbach ist ja bekannt dafür, dass er mit seinen Kunstgegenständen nicht gerne Steuern bezahlte und sogar das Bundesgericht den Küsnachter Millionär zu 160 Millionen Franken an Steuernachzahlungen verdonnerte.

Dem Unternehmen im Privatbesitz muss man allerdings zugutehalten, dass es keine Bilanzen publizieren müsste. Lediglich die Eigentümer könnten all die Informationen erhalten.

Verweilen in roten Zahlen?

Doch mit der Publikation weiss nun die ganze Welt, dass sich das Luxushotel Dolder Grand überhaupt nicht rechnet.

Selbst wenn dem aktuellen Hoteldirektor Markus Granelli, der bereits viele Verbesserungen herbeigeführt hat, in Zukunft ein Wunder mit dem Dolder Grand Hotel gelingen würde, und er bei gleichbleibenden Übernachtungspreisen die Auslastung deutlich erhöhen könnte, dürften unter dem Strich die Verluste im einstigen Zürcher «Curhaus» mit einzigartigem Blick vom Adlisberg über die Stadt, dem See sowie den Alpen wohl kaum verschwinden.

27.08.2023/kut.

Schwarzenbachs Dolder Grand macht seit Jahren nur Verluste

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