Macht Lufthansa die Swiss hübsch für den Verkauf?

Ein Airbus 320neo der Premiumfluggesellschaft Swiss
Die Fluggesellschaft Swiss ist wieder schuldenfrei. (Bild: PD)

Die Schweiz leidet noch immer unter dem Verkauf «ihrer» Airline an die deutsche Lufthansa-Gruppe. Nun soll sich aber die Chance auf einen Rückkauf der Swiss bieten.

Die Gerüchte halten sich schon länger am Markt und nun werden die Signale immer deutlicher.

Die Lufthansa-Gruppe scheint die Schweizer Premiumfluggesellschaft Swiss hübsch für einen Verkauf zu machen.

Möglich sei auch Börsengang

Wie Recherchen von muula.ch ergaben, gibt es in der Zentrale des Lufthansa-Konzerns tatsächlich Überlegungen, die Swiss wieder abzustossen.

Es sei allerdings noch nicht klar, ob ein Verkauf an Grossinvestoren oder ein Börsengang erfolgen soll, hiess es.

Interessant könnte ein Verkauf aus mehreren Gründen sein.

Harter Konkurrenzkampf

Erstens ist das Wachstum am Schweizer Markt für die Lufthansa mittlerweile fast ausgereizt.

Die Reiselust, welche derzeit verspürt wird, kann sich einerseits auch schon bald wieder legen.

Andererseits wird der Konkurrenzkampf um den kleinen Schweizer Markt mit den Golfairlines um Emirates, Qatar Airways, Etihad & Co., asiatischen Fluggesellschaften, wie Singapore Airlines und Cathay Pacific, sowie den Billiganbietern um Easyjet, Ryanair, Wizz Air & Co. immer härter.

Grounding der Swiss Air

Zweitens bekommt die Lufthansa ihre Vorteile, wie Umsteigepassagiere über die Drehkreuze Frankfurt und München, sowieso, ohne dass sie der Eigentümer der Swiss sein muss.

Hoffnungen der Deutschen, afrikanische Strecken würden zum Selbstläufer über die Swiss, haben sich ohnehin nicht erfüllt.

Und drittens ist die Schweiz fast seit Jahrzehnten mächtig unglücklich, dass nach dem Grounding der stolzen Swiss Air ausgerechnet die Deutschen die Überreste zusammengekehrt und eine neue Fluggesellschaft für die Schweiz aus dem Boden gestampft haben.

Zahlungskräftige Schweizer Investoren liessen sich somit bestimmt rasch wieder zusammentrommeln.

Strategische Gründe genannt

Für einen Verkauf sprechen ausserdem klare Anzeichen, welche die Lufthansa-Gruppe derzeit aussendet

So übertrug Swiss ihre IT-Tochter Swiss AviationSoftware per Ende 2022 an die Lufthansa Technik.

Damals gab der Konzern strategische Gründe an, ohne aber konkret zu sagen, was diese sind.

Die Integration der weltweit führenden Softwarelösung für Wartungsarbeiten in das digitale Ökosystem von Lufthansa Technik schaffe gruppenweite Synergien und ermöglicht einen weiteren Ausbau des weiterhin eigenständigen Schweizer Unternehmens, hatte die Swiss lediglich mitgeteilt.

Aufwerten von Landerechten

Wenn die Lufthansa-Gruppe die IT-Tochter der Swiss nicht umgehängt hätte, würde sie im Falle eines Verkaufes der Airline Swiss allerdings mitverkauft. Mit der Transaktion per Jahresende 2022 ist die Software-Firma quasi im Lufthansa-Konzern weiterhin sicher, aber gehört nicht mehr zur Swiss.

Die Lufthansa strukturiert derzeit den ganzen Konzern sowieso um, und verkauft, was nur geht. Die ganze Catering-Sparte LSG ging vor wenigen Tagen schon an einen Finanzinvestor.

Mit dem Verkauf hat Lufthansa diesen Teil der Wertschöpfungskette nicht mehr im Konzernverbund.

Markenrechte aufwerten

Doch es gibt noch zwei weitere klare Zeichen. Erstens schrieb Lufthansa die Werte für Start- und Landerechte (Slots) sowie für die Markenrechte an Swiss hoch, wie muula.ch berichtete.

Die Slots muss die Schweiz sowieso weiterhin bilateral mit allen Ländern für die Swiss aushandeln.

Und dann gab Swiss am heutigen Mittwoch die neuesten Quartalsergebnisse mit einigen Highlights bekannt.

Dabei verwies Finanzchef Markus Binkert explizit darauf, dass Swiss im ersten Quartal die Finanzierung durch die Lufthansa-Gruppe vollständig zurückgeführt habe und damit schuldenfrei sei.

Ohne Darlehen am Start

Per Ende Mai 2022 hatte Swiss schon den vom Bund verbürgten Bankkredit vor Ende der Laufzeit zurückgeführt und sich über die Konzernmutter am Kapitalmarkt finanziert.

Die Fluggesellschaft sei nun wieder uneingeschränkt investitionsfähig, hiess es. Mit dem Quartalsabschluss habe die Schweizer Airline wieder das Liquiditätsniveau von vor der Coronavirus-Krise erreicht, führte Swiss zudem aus.

Ein Unternehmen ohne Schulden kann aber nicht nur wieder besser investieren, es lässt sich auch viel besser verkaufen.

Zudem bekommt man einen besseren Preis.

Positiver Betriebsgewinn

Ein Verkauf der Swiss macht durchaus laut Finanzexperten auch Sinn, weil es geschäftlich gerade wieder sehr läuft.

In den ersten drei Monaten des Jahres 2023 stieg bei der Schweizer Fluggesellschaft laut der Medienmitteilung der Umsatz um unglaubliche 55 Prozent auf 1,1 Milliarden Franken.

Ausserdem erwirtschaftete die Swiss ein operatives Ergebnis von 78,4 Millionen Franken, und dies nach einem Verlust von 47,4 Millionen Franken im ersten Quartal des Vorjahres.

Swiss allein beförderte im ersten Quartal 2023 ohne die Ferienfluggesellschaft Edelweiss über 3 Millionen Passagiere, was einer Steigerung von über 70 Prozent gegenüber Vorjahr entspricht.

Boom bei Ticketverkäufen

Total führte Swiss über 27.000 Flüge durch, rund 47 Prozent mehr als im Vorjahr.

Auf dem gesamten Streckennetz hat die Airline im ersten Quartal 2023 rund 40,2 Prozent mehr Sitzkilometer angeboten. Die Anzahl der verkauften Sitzkilometer stieg im selben Zeitraum sogar um 80,4 Prozent.

Der Sitzladefaktor betrug durchschnittlich 81 Prozent und fiel damit sehr hoch aus. Er lag laut der Firma um 18,1 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.

Heimkehr von Swiss

Das sind doch alles gute Nachrichten. Und wenn damit bald wieder ein Peak erreicht ist, so ein Finanzexperte zu muula.ch, können die Eigentümer auch vorher an einen Verkauf denken. Die nächste Krise in der Luftfahrtbranche kommt bestimmt, so der Tenor.

Weitere Recherchen zu Gerüchten also solche Analysen anzustellen, lohnt sich meist nicht. Unternehmen beziehen dazu normalerweise keine Stellung, es sei denn, sie gefährden die Firma selbst. Und Medienstellen erfahren nicht selten von solchen Transaktionen erst, wenn bereits alles in trockenen Tüchern ist.

So kann also die Schweiz vielleicht schon bald «ihre» Airline auch wieder ihr Eigentum nennen.

03.05.2023/kut.

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