Fehlstart bei Helvetia-Versicherungen

CEO der Helvetia-Gruppe Fabian Rupprecht
Der CEO der Helvetia-Gruppe Fabian Rupprecht hat keine guten Nachrichten. (Bild: PD)

Der neue CEO der Helvetia-Gruppe muss Hiobsbotschaften bekanntgeben. Fabian Rupprecht hat nun alle Hände voll zu tun.

Es hat sich offenbar bestätigt, was das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch vermutet, aber die Medienstelle der Helvetia-Versicherungen vehement abgestritten hatte.

Führungsvakuum erkennbar

Die Rede ist von der Führungslosigkeit des St.Galler Versicherungskonzerns, weil der scheidende Konzernchef Philipp Gmür «per Mitte Jahr» ausgeschieden war.

Sein Nachfolger Fabian Rupprecht trat sein Amt als Helvetia-CEO allerdings erst ab 1. Oktober 2023 an.

Die Bestätigung für das Führungsvakuum des Konzerns, das sich aber nicht nur zwischen Juli bis September, sondern wie von muula.ch berichtet, auch schon früher zeigte, kam am heutigen Mittwoch per Medienmitteilung, in welcher der Name des neuen CEO aber nicht einmal genannt wurde.

Usus in der Kommunikation ist aber mindestens ein Zitat von einer Führungskraft.

Grossbrand Anfang Juli

Teil des Kerngeschäftes einer Versicherungsgesellschaft, so hiess es theatralisch, sei die Absicherung der finanziellen Risiken aus Natur- und Grossschadenereignissen. Und diesbezüglich habe die Helvetia-Gruppe seit Juli 2023 in mehreren Markteinheiten erhebliche Schäden verzeichnet.

Stürme, Hagelzüge und Starkregen führten laut dem Communiqué hauptsächlich in den Markteinheiten Schweiz, Italien und Deutschland zu erheblichen Schäden.

Daneben war Helvetia als führende Versicherung von einem Grossbrand in der Schweiz Anfang Juli 2023 betroffen und verzeichnete in mehreren Markteinheiten weitere kleinere Natur- und Grossschadenereignisse.

Wallis mehrfach betroffen?

Den Netto-Schadenaufwand des Grossbrandes allein bezifferte Helvetia mit einem tiefen zweistelligen Millionenbetrag.

Welcher Brand damit gemeint ist, sagte die Gesellschaft nicht. Im Juli gab es aber beispielsweise die Waldbrände mit Evakuierungen im Wallis.

Die dramatischen Bilder gingen unter die Haut.

Allerdings könnte die Schadenlast bei Helvetia auch die Verwüstung einer Industriehalle in Vétroz VS am 6. Juli betreffen, wo 140 Feuerwehrleute anrücken mussten.

Baloise mit gleicher Zahl

Aufgrund der überdurchschnittlichen Zahl intensiver Schadenereignisse in den vergangenen Monaten erwarte Helvetia im dritten Quartal 2023 eine Netto-Schadenlast aus Natur- und Grossschadenereignissen von rund 200 Millionen Franken.

Die gleiche Zahl hatte vor wenigen Tagen die Basler Baloise-Gruppe für die Schadenlast aus Elementar- und Grossschäden bekanntgegeben, wie auch muula.ch berichtete.

Ungewöhnliche Vorgehensweise

Doch bei Helvetia kommt es dicker, denn die Schadenhöhe aus Natur- und Grossschadenereignissen allein im dritten Quartal habe rund eineinhalbmal höher als im gesamten Jahr 2022 gelegen, erklärte der Versicherer.

Gerade dieser Satz zeigt, dass die Verantwortung nicht in Rupprechts Amtsführung fällt, weil er seinen Posten ja erst im Oktober angetreten hat.

Die Frage ist nun, ob Helvetia diese «Gewinnwarnung» nicht schon früher hätte geben müssen.

Die Frage ist auch, ob Rupprechts Vorgänger hierbei Fehler gemacht hat oder, ob es bloss das übliche Vorgehen von neuen Konzernchefs ist, den Vorgängern noch die Verantwortung für Negatives in die Schuhe zu schieben.

Spannend dürfte zudem sein, ob die Schweizer Börse SIX nunmehr Ermittlungen aufnimmt, ob die Adhoc-Publiziätspflichten hierbei verletzt wurden.

Suche nach Altlasten

Die Kapitalisierung der Gruppe sei aber mit einer geschätzten SST-Quote von 300 Prozent per Ende September 2023 anhaltend stark, versuchte die Helvetia die Gemüter etwas zu beruhigen.

Jedenfalls hätte sich der neue CEO Rupprecht einen schöneren Start bei der Helvetia-Gruppe als mit einer «Gewinnwarnung» vorstellen können.

Er dürfte nunmehr alle Hände voll zu tun haben und schauen, wo möglicherweise die Rückstellungen für Schäden noch zu niedrig sind oder wo Alt-CEO-Gmür noch «Leichen» versteckt hat.

22.11.2023/kut.

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