Helvetia-CEO macht sich in Video lächerlich

Helvetia Versicherung CEO Konzernchef Philipp Gmür Semesterergebnis
(image: YouTube)

Der Chef des Versicherungskonzerns Helvetia, Philipp Gmür, erklärt die Semesterresultate in einem Video. Dabei lässt er aber wichtige Details weg.

Die in St.Gallen domizilierte Versicherung Helvetia hat am Donnerstag ihre Semesterresultate präsentiert. Konzernchef Philipp Gmür lässt es nicht nehmen, ein Video zu den Ergebnissen aufzunehmen und auf der Webseite des Konzerns beziehungsweise über Youtube zu verbreiten.

Betrachter könnten aber einen anderen, als vom Konzern gewollten Eindruck gewinnen: Der Topmanager steht nämlich mit einem etwas zu kleinem, karierten Sacco und gepunkteter Krawatte in einem türkisfarbenen Raum und wild verbogene Lampen hängen von der Decke.

Andere Realitäten

Auch die Ausführungen wirken etwas seltsam. Das totale Geschäftsvolumen sei um 1,1 Prozent gestiegen, führte Gmür aus. Dabei ist beim Blick in den Zahlenkranz der Medienmitteilung vom Donnerstag das totale Geschäftsvolumen um 2 Prozent auf 6,8 Milliarden Franken gesunken. Nur, wenn man Währungseffekte bereinigt, kommt man auf die Zahl, welche der CEO hervorhebt. Das sagte er allerdings nicht.

In der Lebensversicherung gingen die Einnahmen sogar um 6,7 Prozent auf 2,6 Milliarden Franken zurück.

Eigentlich Gewinneinbruch

Der Konzerngewinn betrug 219 Millionen Franken, führte der Helvetia-Topmanager zu den Halbjahresresultaten mit einem Lächeln weiter aus. Vergessen ging dabei die Angabe, dass dies eigentlich einen Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 16,3 Prozent darstellt. Ohne Vergleichswert nützen die Angaben also wenig.

In der Schweiz sank das Ergebnis um fast 12 Prozent auf 156 Millionen Franken. Im Segment Europa brachen die Gewinne in Tat und Wahrheit sogar um 41 Prozent auf 56 Millionen Franken ein.

Sorgenkind Spezialversicherungen

Basis für das gute Resultat waren sehr robuste versicherungstechnische Ergebnisse, erklärte der Helvetia-Konzernchef. In der Schweiz sank die Combined-Ratio, ein Mass für die versicherungstechnische Profitabilität, durchaus von 94,8 auf gute 91,3 Prozent.

Im Segment Spezialversicherungen verschlechterte sich die Kennzahl allerdings von 95,6 auf 96,1 Prozent und kommt somit dem Wert von 100 Prozent immer näher, ab dem Gesellschaften versicherungstechnisch kein Geld mehr verdienen.

Verluste an Börsen

Und bei den Anlageerträgen wurde die Helvetia-Gruppe total gebeutelt. Von einem Netto-Gewinn auf Kapitalanlagen der Gruppe von 411 Millionen Franken im Semester 2021 resultierte in diesem Halbjahr ein Verlust von 216 Millionen Franken.

«Darüber hinaus verfügt Helvetia über eine weiterhin hervorragende Kapitalisierung», betonte Gmür weiter und verwies auf den guten Solvenzwert von 280 Prozent beim Swiss-Solvency-Test SST.

Es wird allerdings nicht gesagt, dass das Eigenkapital aufgrund der geringeren Bewertung von Kapitalanlagen nunmehr um fast 30 Prozent auf 4,5 Milliarden Franken geschrumpft ist.

Lasche Ziele?

Strategisch sei die Helvetia obendrein hervorragend unterwegs. Beim Blick auf die Erfüllung der Finanzziele für das Jahr 2025 zeigt sich in einer Präsentation für die Medien, dass praktisch alle Werte bereits im Semester 2022 «auf Kurs» beziehungsweise «übertroffen» sind.

Damit erscheinen die strategischen Ziele allerdings eher als viel wenig ambitioniert. Doch auch diesen (für ihn günstigen) Umstand lässt Konzernchef Gmür im Video unerwähnt.

08.09.2022/kut.

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