Emmi lässt Investoren zappeln

Der Hauptsitz des Milchverarbeiters Emmi in Luzern (Bild: PD)

Der Schweizer Milchverarbeiter Emmi hat einen Kapitalmarkttag durchgeführt. Doch die wichtigste Info nannte das Unternehmen nicht.

Der Zentralschweizer Milchverarbeiter Emmi hat Investoren und Analytiker fast einen ganzen Arbeitstag lang über die künftige Entwicklung des Unternehmens informiert. Dabei wurden viele Daten und auch Zahlen präsentiert.

Doch bei einer wichtigen, wenn nicht der wichtigsten Kenngrösse für die Zukunft, rückte Emmi nicht mit der Sprache raus.

Sinkende Rendite

Die Rede ist von der Rendite auf das eingesetzte Kapital ROIC. Darunter versteht man nämlich genau, wie gewinnbringend eine Firma seine investierten Geldmittel nutzt. Manchmal wird der Wert auch als Gesamtkapitalrendite bezeichnet.

Bisher erwirtschaftete die Emmi-Gruppe immer einen Roic von um die 10 Prozent. Lediglich im Jahr 2021 sackte der Wert unter die Zehn-Prozent-Marke und kam bei 9,9 Prozent zu erliegen.

Zum Vergleich: Beim Sanitärtechnik-Konzern Geberit beträgt die Kapitalrendite Roic immerhin das Doppelte, also um die 20 Prozent, manchmal sogar deutlich mehr.

Bündel an Möglichkeiten

Was kann der Emmi-Konzern tun, um hierbei besser zu werden? Die noch amtierende Finanzchefin Ricarda Demarmels, die ab Januar 2023 auf die Position der Konzernchefin aufrücken wird, gab am Montag in ihrer Präsentation einige Hinweise darauf.

Erstens soll es organisches Wachstum zwischen zwei und drei Prozent geben. Zweitens soll der Gewinn steigen, weil Kostenmassnahmen umgesetzt sowie das Produkteportfolio hin zu margenträchtigeren Waren geändert werden sollen.

Einfache Mathematik

Und drittens will Emmi die Kapitaleffizienz verbessern. Dies heisst, dass die Firma die Bilanzsumme und damit das eingesetze Kapital möglichst klein halten will. Dies könnte über die Reduktion von Vorprodukten und Lagerbeständen passieren beziehungsweise über das Ausschütten von Dividenden erfolgen.

Einfacher ausgedrückt bedeutet all dies, über dem Bruchstrich des Roic soll beim Gewinn mehr herauskommen und unter dem Bruchstrich, beim eingesetzten Kapital, sollen die Beträge kleiner werden, was dann zu einem besseren Wert für den Roic führt.

Sinnvolle Akquisitionen?

Was strebt der Luzerner Milchverarbeiter bei der Kennzahl nun in der Zukunft an? Finanzchefin Demarmels sagt dazu lediglich «improving trend», was als mittelfristiges Finanzziel eigentlich eine magere Aussage darstellt.

Allerdings zeigt bei Emmi gerade das Jahr 2021 eindrücklich, dass der Ausrutscher beim Roic unter die Zehn-Prozent-Marke hauptsächlich auf eine grössere Akquisition zurückzuführen war. Der Luzerner Milchverarbeiter hatte mit Athenos eine grössere Akquisition durchgeführt und dies hatte das eingesetzte Kapital aufgebläht und schon sank der Roic unter die magische Grenze von 10 Prozent.

Verkauf von lahmen Enten

Schaut man nun auf Anzahl der Transaktionen seit dem Börsengang von Emmi, so staunen Externe nicht schlecht: Die Gruppe hat nämlich in den etwas mehr als zehn Jahren tatsächlich 42 Zukäufe getätigt und sich von 13 Beteiligungen getrennt. Letztere seien Einheiten mit geringer Gewinnmarge und geringeren Wachstumsperspektiven gewesen, hiess es von der Finanzchefin am Montag.

Künftig sollen aber laut der Managerin nur noch Zukäufe von attraktiven Nischenanbietern oder Marktführern stattfinden.

Verschwiegenes Ziel

Und je nachdem, wie viel Profit diese Deals zum Wert über dem Bruchstrich beisteuern beziehungsweise wie viel sie Kapital unter dem Bruchstrich binden, steigt beziehungsweise fällt die Kenngrösse Roic.

Kein Wunder, will sich die künftige Konzernchefin bei alldem nicht in die Karten schauen lassen.

19.09.2022/kut.

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