Bundesrat muss Personal-Suppe bei der SNB auslöffeln

Andréa Mächler
Andréa Maechler scheidet aus dem Direktorium der Schweizerischen Nationalbank aus. (Bild: PD)

Der Bundesrat hat offenbar die Weichen bei der Schweizerischen Nationalbank SNB falsch gestellt. Nun muss er sich in turbulenten Zeiten auf eine neue Personalsuche machen.

Der Bundesrat muss sich auf die Suche eines neuen Mitgliedes beim Direktorium der Schweizerischen Nationalbank SNB machen.

Andréa M. Maechler verlasse das Dreier-Gremium um Thomas Jordan per Ende Juni 2023 und übernehme per Anfang September 2023 die Funktion des Deputy General Manager bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BIZ in Basel, teilte die SNB am Montagabend völlig überraschend mit.

Vertreterin für Internationales

Maechler mit Jahrgang 1969 gehört dem Direktorium seit Juli 2015 an. Sie leitet seitdem das III. Departement der Nationalbank, das sich mit dem Geldmarkt und Devisenhandel, dem Asset Management, Operatives Bankgeschäft und der Informatik beschäftigt.

Maechler vertritt die SNB zudem in verschiedenen internationalen Gremien und ist Vorsitzende des Global Foreign Exchange Committee (GFXC).

Erfahrungen beim IWF

Zu Maechlers ersten beruflichen Stationen gehören die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) und die Welthandelsorganisation (WTO).

Von 1999 bis 2001 arbeitete sie als Ökonomin im Bereich Finanzstabilität der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Zürich.

Danach wechselte sie zum Internationalen Währungsfonds (IWF), wo sie in den Abteilungen «Africa», «Monetary and Capital Markets», «Western Hemisphere» sowie «Strategy, Policy and Review» verschiedene leitende Funktionen ausübte.

Erste Frau im Direktorium

Im Rahmen eines vom IWF gewährten Urlaubs war sie von 2012 bis 2014 im Europäischen Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) in Frankfurt tätig.

Mächler gehörte als erste Frau dem Direktorium der SNB an und brachte viel Erfahrung von extern mit.

Allerdings machte der Bundesrat nicht sie zur Vizedirektorin, sondern wählte 2022 jemanden anders als Nachfolger für den scheidenden Vizepräsidenten Fritz Zurbrügg.

Damit deutete der Bundesrat eine mögliche Nachfolge für den Fall der Vakanz des Chefpostens der SNB von Jordan an.

SNB-Eigengewächs rückt vor

Per 1. August 2022 wählte der Bundesrat den deutlich jüngeren Martin Schlegel zum Vizepräsidenten des Direktoriums, worauf er die Leitung des II. Departements mit Finanzstabilität, Bargeld, Finanzen und Risiken in Bern übernahm.

Schlegel ist ein SNB-Eigengewächs und seit über 20 Jahren bei der Schweizer Zentralbank tätig.

BIZ passt besser

Und Bern ist wahrscheinlich auch das richtige Stichwort, wenn es um Mächler geht. An Medienorientierungen machte sie zuletzt einen desinteressierten Eindruck, spielte sogar eine immer passivere Rolle und verschwand meist recht schnell wieder nach den Pflichtteilen.

Ihre internationale Karriere dürfte damit zusammenhängen, dass sie nun der SNB den Rücken kehrt und zur BIZ mit einem sehr internationalen Charakter geht.

CS als Problemfall

Für die Schweiz kommt der überraschende Wechsel allerdings zur Unzeit. Bankpräsident und Kettenraucher Jordan hat sich gerade erst von einer Herzoperation erholt. Die SNB hat momentan zudem einen Megaverlust zu verkraften, wie auch muula.ch berichtete, und könnte Konstanz im Direktorium gebrauchen.

Und gleichzeitig ist aktuell eine Bankenkrise im Gang, die sich nicht nur mit der insolventen Silicon Valley Bank in den USA abspielt, sondern auch mit der Krisenbank Credit Suisse (CS) in der Schweiz.

Marktbeobachter gehen schon davon aus, dass der Schweizer Staat beziehungsweise die SNB bei der Grossbank CS einspringen und das Ruder herumreissen muss.

Mächlers Kompetenzen aus dem Bereich «Analysen Operatives Bankgeschäft» wären da jetzt sicher gefragt.

13.03.2023/kut.

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