Bei Holcim explodiert die Nettoverschuldung wieder

Das Logo des Holcim-Konzerns
Der Holcim-Konzern hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. (Bild: PD)

Der Baustoffkonzern Holcim baute seine Schulden stark ab. Weitere solche Schritte sind mit 25 Prozent an «Luft» in der Bilanz schwierig.

Die Zahlen zur Präsentation der Jahresergebnisse 2023 waren beim auf Bau- und Zuschlagstoffe ausgerichteten Holcim-Konzern eigentlich gut.

Doch ein Wert sprang diese Woche gleich negativ ins Auge.

Veräusserungen von Firmenteilen

Die Nettofinanzschulden erhöhten sich von rund 6 auf 8 Milliarden Franken – die Verschlechterung betrug fast 31 Prozent. In den vergangenen Jahren war der Wert rapide gesunken und hatte Jubel hervorgerufen. Doch nun ging es wieder deutlich nach oben.

Blickt man in den Jahresabschluss 2016 betrug die Nettoverschuldung noch rund 14,7 Milliarden Franken und hatte sich binnen weniger Jahre durch operative Verbesserungen und Verkäufe von Unternehmensteilen quasi halbiert.

Allein im Jahr 2022 hatte Holcim einen Gewinn aus Veräusserungen von Konzernunternehmen von fast 2 Milliarden Franken erzielt.

Steigerung des Gewinns

Der Konzern erwirtschaftete 2023 unter der Leitung des CEO und Verwaltungsratspräsidenten in Doppelfunktion Jan Jenisch aus einem Umsatz von 27 Milliarden Franken rund 3 Milliarden Franken an Gewinn, was einer Gewinnmarge von rund 11 Prozent entspricht.

Im Jahr 2016 hatte der Umsatz auch bei rund 27 Milliarden Franken gelegen, aber der Gewinn hatte «nur» bei 2 Milliarden Franken mit einer Gewinnmarge von 7,8 Prozent gelegen.

Nordamerika legt markant zu

Auch innerhalb der Sparten änderte sich Einiges. Während die grösste Region Asien/Pazifik mit rund 8 Milliarden Franken an Verkäufen war, kamen Europa und Nordamerika bloss auf Umsätze von 7 beziehungsweise 5,6 Milliarden Franken. 

Im Jahresbericht 2023 kommt Nordamerika auf einen Umsatz von rund 7 Milliarden Franken, Europa auf rund 7,6 Milliarden Franken sowie Asia, Nahost und Afrika (AMEA), wie die Zuordnung mittlerweile lautet, auf nur noch 4,2 Milliarden Franken.

In der Region Nordamerika gibt es also mittlerweile 2 Milliarden Franken mehr an Verkäufen.

Umsortierung im Konzern

Holcim hat dies nicht aus eigener Kraft geschafft, sondern in den USA kräftig zugekauft. Die Kaufpreise bei Firmen in den USA übersteigen meist das, was die Käufer am Ende in den Unternehmen an Werten vorfinden, weshalb in den Bilanzen häufig viel Goodwill entsteht.

Das ist die Bilanzposition, die sich beim Käufer zwischen den vorgefundenen Werten und dem gezahlten Kaufpreis für ein Unternehmen ergibt.

Noch-CEO und Verwaltungsratspräsident von Holcim Jan Jenisch
Jan Jenisch baute den Holcim-Konzern in wenigen Jahren komplett um. (Bild: PD)

Blickt man in die Bilanz 2023, so betrug der Goodwill im Segment Nordamerika 4,2 Milliarden Franken. In Europa lag der Wert bei 3,6 und in AMEA bei rund 1 Milliarde Franken.

Insgesamt beträgt diese «Luft» 13,6 Milliarden Franken und macht über 25 Prozent der Bilanzsumme von 52,7 Milliarden Franken aus, was einen vergleichsweise hohen Wert darstellt, wie muula.ch berichtete.

Mehr Luftanteil in den Büchern

Im Jahr 2016 betrug der Goodwill noch 16,2 Milliarden Franken, wobei auf Nordamerika schon damals rund 4,8 Milliarden Franken entfielen. Der Anteil der «Luft» an der Bilanzsumme des Konzerns von rund 70 Milliarden Franken betrug damals aber «bloss» 23,3 Prozent.

Holcim ist also viel kleiner und profitabler geworden; der Baustoffkonzern hat aber eben auch viel mehr Luftanteil in der Bilanz.

Weiterverkauf über Börsengang

Und die Region Asien/Pazifik musste quasi der Region Nordamerika mehr Platz machen.

Nun will Holcim das Nordamerikageschäft quasi weiterreichen und über eine Abspaltung separat an die Börse bringen, wie muula.ch über den Strategieschritt berichtete.

Alternativen bei Geldverwendung

Damit sollten dann auch die bezahlten Goodwill in Nordamerika aus der Konzernbilanz verschwinden.

Es bleibt aber abzuwarten, ob dann auch die Nettofinanzschulden sinken, oder ob das Management um Noch-CEO Jenisch das Geld für Dividendenzahlungen, neue Unternehmenskäufe oder für Aktienrückkäufe verwendet.

03.03.2024/kut.

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