Axel Weber warnt vor Vorfreude

Ex-UBS-Präsident Axel Weber
Ex-UBS-Präsident Axel Weber ist ein häufiger Redner am WEF in Davos. (Bild: PD)

Der Ex-UBS-Präsident Axel Weber ordnet die Entwicklungen bei Zinsen und Inflation anders als die meisten Experten ein. Seine Begründung überzeugt.

Der einstige Verwaltungspräsident der Grossbank UBS und Ex-Präsident der Europäischen Zentralbank, Axel Weber, hat sich zu den aktuellen Wirtschaftsentwicklungen geäussert.

«Wir stehen erst am Anfang eines langen Anpassungsprozesses», sagte der bekannte Bankenmanager dem deutschen «Handelsblatt» vom heutigen Montag.

Letzte Meile als Hürde

Allerdings werde allerorten so getan, als sei dieser Prozess längst vorbei, erklärte Wirtschaftsprofessor Weber weiter. Es sei schwieriger, die Inflation dauerhaft von jetzt 2,4 Prozent auf zwei zu senken, also von zuvor zehn auf drei, erklärte er anhand der deutschen Teuerungszahlen.

«Die letzte Meile ist immer die schwerste», betonte er.

«Wegen der hohen Energiepreise und der Zweitrundeneffekte bei den Lohnverhandlungen dürfte die Inflation sehr viel länger noch hoch bleiben, als sich das die Notenbankvertreter wünschen», hiess es weiter. Insofern würde er sich nicht zu früh freuen, sagte er.

Zwei Szenarien wichtig

«Ich glaube nicht, dass der Zinsgipfel bereits erreicht ist oder die Zinsen schon bald sinken», führte der einstige Bundesbankpräsident und EZB-Chef weiter aus. In der Vergangenheit seien die Zinsen erst dann wieder gefallen, wenn es entweder zu einer tiefen Rezession kam oder die Finanzmarktstabilität bedroht gewesen sei, betonte der Experte.

«Aber alle, die jetzt fallende Zinsen herbeireden, gehen weder von dem einen noch dem anderen aus», sagte Weber. Sie argumentierten, dass die fallende Inflation mehr Spielraum böte, die Zinsen zu senken.

Die Argumentation des einstigen Zentralbankers ist überzeugend.

Normalität braucht Zeit

Und noch etwas gibt der Ex-UBS-Präsident zu bedenken. «Noch wirkt sich der erst jüngst stark gestiegene Zins kaum auf die Wirtschaft aus», sagte er. Null- und Negativzinsen seien kein normales Zinsumfeld gewesen.

«Willkommen zurück in der Normalität», hob Weber hervor. «Bei einem Prozent Wachstumspotenzial und zwei Prozent Inflationsziel liegt ein normales Zinsumfeld im Euro-Raum bei 3,5 Prozent», führte der Ökonom aus.

Wie die Schweiz auf diese Ansicht reagiert, dürfte diese Woche spannend werden. Die Schweizerische Nationalbank SNB gibt nämlich am Donnerstag ihren Zinsentscheid in Bern bekannt.

11.12.2023/kut.

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