Alle Welt zieht es in die Ferne

Luxushotel statt Ferien «auf Balkonien» zu Hause. (Bild: Y. Pankevich / unsplash)

Die jüngsten Zahlen zu den Logiernächten der Schweiz beleuchten eindeutig den Trend. Alle zieht es in Ausland. Das gilt einerseits für die Touristen aus der Ferne, die erneut vermehrt in die Schweiz reisen.

Andererseits gilt das auch für die Schweizer, die ihre Ferien lieber nunmehr jenseits der Landesgrenzen verbringen.

Reisen ist wieder «in»

Dies zeigen eindrücklich die jüngsten provisorischen Zahlen des Bundesamtes für Statistik vom Freitag. Die Hotellerie verzeichnete in der Schweiz im September 2022 insgesamt 3,8 Millionen Logiernächte, was ein Plus von 14,2 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode darstellt.

Dabei gingen 1,8 Millionen Logiernächte auf das Konto ausländischer Gäste. Die Kennzahl erhöhte sich um enorme 47 Prozent.

Die Ausländer wollen also analog zum Vormonat, wie muula.ch berichtete, wieder Ferien in der Ferne und diesmal vermehrt auch in der Schweiz machen.

Schweizer packen Koffer

Die inländischen Gäste generierten dagegen rund 4,4 Prozent weniger Logiernächte. Insgesamt kamen Schweizer auf 2 Millionen Übernachtungen. Der Trend ist klar ersichtlich, wenn man auf die absoluten Zahlen schaut. Die Schweizer verbringen rund 100.000 Nächte weniger im Inland.

Die Ausländer kommen aber mit rund 560.000 Nächten in die Schweiz.

Von Januar bis September kam die Schweizer Hotellerie insgesamt auf 29,7 Millionen Übernachtungen, was einem Plus von 31,3 Prozent beziehungsweise 7,1 Millionen Logiernächten entspricht.

Stattliche Mehreinnahmen

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: 7,1 Millionen mal beispielsweise 150 Franken pro Nacht ergeben schon etwas mehr als 1 Milliarden Franken an Mehreinnahmen für die Branche bisher in diesem Jahr.

Nimmt man die Schweizer Luxushotellerie und unterstellt einen moderaten Übernachtungspreis von 1000 Franken je Nacht, gelangt die Schätzung zu 7,1 Milliarden Franken an Zusatzeinnahmen im Vergleich zu den ersten drei Quartalen des Vorjahres.

Wahrscheinlich liegt die Wahrheit bei der Kalkulation mit Blick auf die durchschnittlichen Zimmerraten in der Schweiz irgendwo in der Mitte. Aber Restaurants, Transport und Entertainment sind bei den Mehreinnahmen noch nicht einmal dabei.

Vorsichtige Aussagen

Insgesamt gingen 13,1 Millionen Logiernächte auf ausländische Besucher zurück, die für einen Wachstumsschub von 114,9 Prozent sorgten. Die inländischen Gäste generierten 16,6 Millionen Logiernächte per September und kamen in etwa auf das Vorjahresvolumen.

Ein beutender Teil des Zuwachses an Einnahmen wird also durch Touristen und Geschäftsleuten von ausserhalb der Landesgrenzen generiert.

Die Tatsache, dass der Zuwachs in den Sommermonaten nunmehr abgenommen hat, darf allerdings nicht zur Fehleinschätzung eines geringeren Wachstums beim Reisen führen. Die Vorjahreswerte lagen nämlich in den ersten Monaten des Jahres viel tiefer als in der Sommerzeit, weil der Reiseverkehr dann bereits wieder stark zugenommen hatte.

Aufhebung von Restriktionen

Dabei sei nur an die völlig überraschenden Aufhebungen der Coronavirus-Restriktionen in manchen Ländern über Juli und August 2021 gedacht. Reisen wurde erstmals in den Sommermonaten ohne flächendeckende Coronavirus-Tests wieder möglich.

Und das Reisechaos an vielen Flughäfen im Sommer 2022 ist sicher auch noch vielen ein Begriff, worüber auch muula.ch berichtete. Ohne die Bilder von den langen Schlangen und Gepäckproblemen wären vielleicht in diesem Jahr noch viel mehr Menschen verreist. Es gibt also Potenzial.

Wie geht es jetzt weiter? Nun, da dürfen sich Interessierte die Medienmitteilung der Schweizer Hotellerie zur Wintersaison 2021/2022, also von November 2021 bis April 2022, in Erinnerung rufen.

Konstante Reiselust

Damals hatten die Schweizer Hotelbetriebe rund 14,6 Millionen Logiernächte verzeichnet. Gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode war dies eine Zunahme von 54 Prozent gewesen. Die ausländische Nachfrage war um fast 200 Prozent auf 5,6 Millionen Logiernächte gestiegen.

Und bei den inländischen Gästen, die auch mal wieder etwa Skiferien oder einen Stadtausflug machen wollten, hatte sich die Nachfrage um rund 20 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahreswinter auf 9,0 Millionen Logiernächte erhöht.

Warum sollte all dies nun in der anstehenden Wintersaison mit viel weniger Angst vor dem Coronavirus und mit viel mehr zurückgewonnener Reiselust anders werden? Wahrscheinlich nicht.

04.11.2022/kut.

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