Alain Bersets Taktik geht wieder auf

Bundesrat Alain Berset ist ein Kommunikationskünstler. (Bild: PD)

Die Krankenkassenprämien steigen im kommenden Jahr um 6,6 Prozent. Gesundheitsminister Alain Berset hat die Kommunikation wieder geschickt eingefädelt.

Jedes Jahr warten die Bürgerinnen und Bürger gespannt auf die Bekanntgabe der neuen Krankenkassenprämien, die sie im nächsten Jahr obligatorisch begleichen müssen. Und diesmal hat Gesundheitsminister Alain Berset wieder eine geschickte Vorgehensweise für die Kommunikation gewählt.

«Nach vier Jahren der Stabilität werden die Krankenkassenprämien 2023 wieder steigen», gab das Bundesamt für Gesundheit BAG am Dienstag in einer Medienmitteilung gleich als ersten Satz bekannt.

Wirklich Nachholbedarf?

Doch das stimmt schon mal nicht, denn allein für das Jahr 2020 hatten die Krankenkassenbeiträge im Durchschnitt um 0,5 Prozent zugelegt. Je nach Kanton hatte dies damals sogar einen Anstieg von bis zu 2,1 Prozent bei der mittleren Krankenkassenprämie bedeutet.

Der erste Satz der Medieninformation soll wohl suggerieren, dass es lange keine Prämienerhöhungen gegeben habe.

Kolportieren von Infos

Allerdings scheint ohnehin nicht die Kommunikation am Tag der Prämienbekanntgabe selbst so wichtig zu sein. Im Vorfeld verbreiteten die Medien nämlich allerlei Horrorbotschaften. Dies dürfte mit kolportierten Informationen von den Verantwortlichen im Gesundheitsdepartement zusammenhängen.

Zahlreiche Zeitungen hatten in den vergangenen Tagen einen Anstieg der nächsten Krankenkassenprämien von über 10 Prozent verkündet und hatten damit schon mal die Erwartungen bei den Menschen hoch angesetzt.

Breite Zufriedenheit

Das gesamte Schweizer Volk scheint nun nämlich aufzuatmen, wenn der Knüppel dann nicht so dick kommt und die Prämien «bloss» um 6,6 Prozent auf 334,70 Franken im Mittel zulegen, wie es Bundesrat Berset am heutigen Dienstag bekanntgab.

Seine Taktik zum Erwartungsmanagement dürfte damit wieder einmal funktioniert haben. Die Vorgehensweise war schon bei Anpassungen der Regeln für Pensionsgelder aufgefallen. Damals wollte der Minister einfach mal das Beleihen der Spargelder für Wohneigentum als Verwendungsmöglichkeit entfernen. Vorab kamen Medienberichte darüber heraus und Berset konnte an den Reaktionen erkennen, wie das Volk auf seine Idee reagiert.

Mit Füssen abstimmen

Wem die Prämien seiner Krankenkassen für das kommende Jahr nunmehr gar nicht schmecken, der kann sich bis Ende November nach einem anderen Grundversicherer umsehen. Vielleicht findet er ja eine Gesellschaft, die gerade in seiner Prämienregion die Kostensteigerung der vergangenen Jahre nicht so stark verzeichnet hat.

27.09.2022/kut.

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