Wie die Ruag ihre Konzernchefin demontierte

Ruag in Emmen LU
Der staatliche Rüstungsbetrieb Ruag hat ein Führungsproblem. (Bild: PD)

Der Staatsbetrieb Ruag MRO war wegen Äusserungen der Konzernchefin Brigitte Beck in die Schlagzeilen geraten. Die Umstände ihres Abgangs machen die Misere klar.

Der Schweizer Staat will für seine Bundesbetriebe eigentlich immer hochkarätige Manager.

Doch bei den Schweizerischen Bundesbahnen SBB, der Swisscom oder eben beim Rüstungskonzern Ruag landen dann Manager, die weit mehr als ein Bundesrat verdienen, wobei sie sich aber mit ihren Egos zurückhaltend über die Schweiz und deren Politik äussern sowie öffentlichkeitsscheu agieren sollen.

Offizielle Version entwickelt

Zu so einem Fall kam es nun beim Rüstungskonzern Ruag, bei dem Konzernchefin Brigitte Beck sich pointiert über die politische Lage geäussert hat, jedoch vielerorts den Unmut auf sich gezogen hat.

Sie warf den Bettel hin oder der Bettel wurde für sie hingeworfen, wie auch muula.ch berichtete.

Man sei gemeinsam zu der Überzeugung gelangt, dass eine Zusammenarbeit keinen Sinn mache, so die offizielle Verlautbarung.

Ohne Abfindung getrennt

Die Umstände des Abgangs dürften aber dazuführen, dass die Ruag nur schwer einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin auf dem Posten finden wird.

Den Hauptgrund macht heute Ruag-Präsident Nicolas Perrin in der «Neuen Zürcher Zeitung» publik.

«Sie hat sechs Monate Kündigungsfrist und wird in dieser Zeit ihren Lohn erhalten», sagte der Verwaltungsratspräsident. Eine Abfindung habe sie nicht erhalten, führte Perrin weiter aus.

Warnung an den Markt

Da dürften für hochkarätige Manager die Alarmglocken schrillen, denn wenn man sich auf solch eine Führungsaufgabe einlässt, landet man als Konzernchef ohne Abfindung auf der Strasse, wenn man in Ungnade fällt.

VRP-Perrin erklärte, dass neben dem geschäftlichen Bereich eben auch die politischen beziehungsweise gesellschaftlichen Aspekte extrem wichtig seien.

«Die CEO-Aufgabe ist bei Ruag vielleicht noch komplexer als in anderen Betrieben im Land», erklärte er den Schleudersitz.

Für das ganze Managementversagen ist aber Perrin als Chef des Aufsichtsgremiums verantwortlich.

Bloss nicht die Wahrheit sagen

Da Beck nichts weiter als die Wahrheit gesagt hat und ihr der Bundesrat sogar noch mit seinem Handeln recht gegeben hat, wie auch muula.ch berichtete, macht der Ruag-VRP bei seiner Personalsuche also klar, dass er jemanden auf dem Posten sucht, der sich mit ungeliebten Wahrheiten in der Öffentlichkeit zurückhalten soll.

Auch die Ungereimtheiten zeigen, ob nun Verteidigungsministerin Viola Amherd über Rüstungsdeals der Ruag im Bilde war oder nicht, dass die Führung der Ruag auf einem Pulverfass sitzt.

Selbst im Interview macht Perrin sogar Falschangaben und die «NZZ» muss ihn dabei korrigieren. «Mag sein, dass wir das Gesuch parallel zu den Vertragsverhandlungen bereits in die Wege geleitet haben», wich der Ruag-VRP aber einfach aus.

Keine straffe Strategie verfolgen

Es zeigt sich anschaulich, wie verlogen dieses ganze Militärgeschäft ist.

Einen ehrlichen Manager oder eine ehrliche Managerin findet sich für solch eine Aufgabe wohl kaum, wo politische, parteipolitische und verteidigungspolitische Rolle viel grössere Einflüsse haben, als etwa Gewinnorientierung oder eine straffe Strategieumsetzung.

Mit dem Rauswurf von Beck hat sich die Ruag und damit die Schweiz keinen guten Dienst erwiesen – wie die Verteidigung bleibt Ruag einfach nur eine Schweizer Katastrophe.

Fähnchen in den Wind hängen

Perrin exerziert in dem Interview auch gleich noch, wie er sich die Sache vorstellt. Er drückt sich dann nämlich auch um seine eigene Meinung, ob er einen Nato-Beitritt der Schweiz befürworten würde – oder zumindest eine engere Zusammenarbeit.

«Das ist eine politische Frage», wich er der Frage der Journalisten erneut aus.

«Wir werden in Zukunft vermehrt hochkomplexe Waffensysteme warten, die mit Systemen vor allem von Ländern und Armeen der Nato verbunden sind», führte er aber deutlich aus.

Durchwursteln bei den SBB

Eigentlich ist das eine klare Antwort und die heisst, in einer sich zusehends vernetzenden Welt wird die Schweiz der Nato beitreten.

Muss der VRP nun auch ohne Abfindung gehen?

Wohl kaum, weil der 64-Jährige jahrelang mit dieser Methode bei den SBB gearbeitet und sich dort auch gut zwischen Nicht-Ökonomie sowie der Politik bei gleichzeitig hohen Managergehältern durchgewurstelt hat.

19.08.2023/kut

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