Vorsorgewerk der Finma in Unterdeckung

Das Gebäude der Finanzmarktaufsicht Finma in Bern
Die Finanzmarktaufsicht Finma muss Sanierungsbeiträge bei der Vorsorge fürchten. (Bild: PD)

Die Finanzmarktaufsicht Finma soll über die Schweizer Finanzwelt wachen. Doch dabei wird die Behörde immer mehr zum Gespött der Nation.

Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat ihre Jahrespressekonferenz für den heutigen Dienstag abgesagt.

Wahrscheinlich, so vermutet man, um brennenden Fragen zu ihrer Tätigkeit im Zusammenhang mit der Krisenbank Credit Suisse (CS) auszuweichen.

Vorbildwirkung sinkt

Doch die Behörde stellte dennoch den Geschäftsbericht für das Jahr 2022 auf die Webseite, und der hat es an manchen Stellen in sich.

So zeigen die Ausführungen zur Altersvorsorge der Finma, dass die separate Vorsorgeeinrichtung mittlerweile in eine Unterdeckung gerutscht ist.

Das ist schon sehr peinlich für eine Institution, die eigentlich Vorbildwirkung für den Finanzplatz Schweiz haben sollte.

Starker Abrutsch

Per Dezember 2022 betrug der Deckungsgrad für das Vorsorgewerk Finma bloss noch 98,3 Prozent, hiess es im aktuellen Geschäftsbericht.

Per Dezember 2021 hatte der Wert noch bei 111,3 Prozent gelegen und im Jahr davor waren es 109,7 Prozent gewesen, wie aus dem Geschäftsbericht 2021 hervorgeht.

Es ging also rasant bei dem Finma-Vorsorgewerk, das der Sammeleinrichtung «Pensionskasse des Bundes Publica» angeschlossen ist, nach unten.

Diskontsätze explodieren

Im Jahr 2022 wurden nun aber hohe versicherungsmathematische Gewinne erzielt, da die Finma die verwendeten Diskontsätze deutlich anhob.

So stiegen der Diskontsatz bei Rückstellungen für aktive Versicherte von 0,38 auf 2,23 Prozent und jener bei Verpflichtungen für Rentenbezügler von 0,35 auf 2,28 Prozent.

Die Verpflichtungen werden deutlich kleiner, wenn die Diskontsätze steigen.

Negatives Eigenkapital

Die Finma trägt das Risiko, dass das Eigenkapital aufgrund einer schlechten Vermögensperformance des Vorsorgewerks oder veränderter Bewertungsannahmen sinkt.

Das Eigenkapital der Behörde war ja dadurch auch schon mal negativ gewesen und hatte zum Gelächter in der ganzen Schweiz beigetragen. Und jetzt steht die Finma wegen ihrer miserablen Aufsichtstätigkeit bei der Krisenbank CS in der Kritik, wie auch muula.ch bereits berichtete.

Schaut man nun noch auf die aktuellen Sensitivitätsanalysen zu den Pensionen, so hat die Erhöhungen des Diskontsatzes um 1 Prozent immerhin eine Abnahme der Verpflichtungen um rund 10 Prozent zur Folge.

Die Finma erhöht die Diskontraten aber um fast zwei Prozent.

Anlagevermögen kleiner

Auf der Aktivseite dürften die Vermögenswerte nämlich auch durch die Turbulenzen an den Kapitalmärkten stark geschrumpft sein.

Wie hoch der Effekt ganz genau ist, geht zwar nicht aus den Angaben des Regulators hervor. Auch die Anlagerendite, die ja durchweg im Markt für 2022 negativ ist, ist nicht bekannt.

In Summe rutscht die Aufsichtsbehörde aber in die Unterdeckung. Ohne Erhöhung des Kalkulationszinses wäre die Schieflage wahrscheinlich gigantisch.

Kniffe mit Wahrscheinlichkeiten

In diesem Zusammenhang muss auch erwähnt werden, dass die Finma bei der Darstellung der Pensionen immer genau das zu machen scheint, was für sie am günstigsten ist.

Die neuen Kalkulationsgrundlagen BVG2020 wurden nicht etwa sofort im Geschäftsjahr 2020 angewendet, als dies möglich gewesen wäre. Die Behörde setzte damals zum Erstaunen im Markt noch auf die Vorgängerversion BVG2015.

Dort waren nämlich etwa die Wahrscheinlichkeiten, dass jemand vom Personal invalide wird, noch niedriger und, dass jemand die Finma verlassen wird, noch höher gewesen.

Explosion der Kosten

Der Gesamtaufwand der Behörde betrug 2022 rund 133 Millionen Franken. Das ist ein Kostenanstieg gegenüber dem Jahr 2018 um hohe 12 Prozent.

Allein im abgelaufenen Geschäftsjahr legte der Betriebsaufwand um rund 5,5 Prozent beziehungsweise fast 7 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr zu.

Der Aufwand kann sich nun aber noch weiter rasant erhöhen und dabei ist nicht einmal an die Probleme mit der Bankenkrise gedacht, die noch mehr Ressourcen bei der Finanzaufsicht erfordern können.

Während der Dauer einer Unterdeckung im vorsorgerechtlichen Sinne kann das paritätisch besetzte Organ der Vorsorgelösung nämlich vom Arbeitgeber, also der Finma, Sanierungsbeiträge erheben. 

28.03.2023/kut.

Vorsorgewerk der Finma in Unterdeckung

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