Von Roll kann Land nur einmal verkaufen

Firmengelände der Von-Roll-Gruppe in Breitenbach SO
Die Von-Roll-Gruppe hat Land in Breitenbach SO verkauft. (Bild: PD)

Der Schweizer Traditionskonzern Von Roll hat für 2022 einen Mega-Gewinneinbruch verzeichnet. Als Grund gibt die Firma an, dass das Jahr davor zu gut gewesen sein soll.

Der Schweizer Traditionskonzern Von Roll hat sich in den vergangenen Jahren zwar wirtschaftlich wieder etwas gefangen.

Doch aus den Negativschlagzeilen kommt das Unternehmen damit dennoch nicht heraus.

Liegenschaften verkauft

Der Hersteller von Isolationssystemen und Verbundwerkstoffen verzeichnete 2022 einen horrenden Gewinneinbruch von 70 Prozent auf bloss noch 9,6 Millionen Franken.

Häufig bringen Firmen, wie auch Von Roll am heutigen Mittwoch, dabei an, dass das Vorjahresergebnis viel zu gut gewesen sei.

Bei dem Industriekonzern waren auch ein Erlös aus dem Verkauf von Liegenschaften von 6,7 Millionen Franken und dann nochmal ein betriebsfremder Ertrag von 12,9 Millionen Franken aus der Veräusserung von nicht-betriebsnotwendigen Liegenschaften in der Schweiz angefallen.

Immobilien helfen

Doch selbst wenn man diese Effekte herausrechnet, ging der Konzerngewinn immer noch um rund 15 Prozent in die Knie.

Klar, verglichen mit den Verlustjahren ist das allemal besser. Doch auf einen grünen Zweig scheint die Gruppe damit immer noch nicht zu kommen. Immobilien kann man ja bloss einmal verkaufen.

Zugpferd Amerika

Die Umsätze bei dem mehrheitlich der Familie Von Finck gehörende Konzern erhöhten sich leicht um 4 Prozent auf 228 Millionen Franken, wobei 166 Millionen Franken davon auf das grösste Segment, der Isolationen, zurückzuführen sind.

Zugpferd war die Region Amerika, bei der rund 20 Prozent mehr an Umsatz als im Jahr 2021 angefallen war.

Die weiterhin fragilen Lieferketten sowie andauernde Einschränkungen im Schweizer Produktionswerk infolge eines Brandes im Jahr 2021 vereitelten laut Geschäftsbericht die Realisierung noch höherer Umsätze.

Inflationsausgleich am Markt

Im Rahmen konsequenter Preisanpassungen hätten Kostensteigerungen mit Verzögerung grösstenteils an den Markt weitergegeben werden können, teilte das Management um CEO Christian Hennerkes und Verwaltungsratspräsident Peter Kalantzis weiter mit.

Rückenwind dürfte auch von zwei Megatrends kommen, wie auch muula.ch berichtete.

Auf die Offenlegung von finanziellen Betriebsergebnissen pro Segment «verzichtet» der Konzern, weil die Publikation das Risiko von Wettbewerbsnachteilen berge.

Das ist schon eine etwas merkwürdige Vorgehensweise, weil selbst die verschwiegene Swatch-Group bekannt dafür ist, fast das Gesamtgeschäft als ein Segment zu klassifizieren, um anderen keinen Einblick in die Gewinn- oder Verlustmargen von Teilbereichen zu gewähren, wie auch muula.ch berichtete.

Alte Zeiten vorbei

Die Gruppe scheint sich aber mittlerweile von den Niedergängen der Vergangenheit etwas gefangen zu haben.

Zwar kann eine Firma den Gewinn zwar nur einmal aufbessern, indem Immobilien verkauft werden, doch die Zeiten der grossen Rückgänge bei Von Roll scheinen mit Blick auf die Mehrjahresüberschichten erst einmal vorbei zu sein.

Im Jahr 2016 machte die Gruppe noch rund 100 Millionen Franken mehr Umsätze und hatte 1700 Vollzeitstellen (FTE). Nun sind es bei der Belegschaft fast 50 Prozent weniger bei 911 FTE.

Noch weiter zurück schaut man bei dem 200 Jahre alten Konzern mit einst dutzenden von Werken weltweit besser nicht.

15.03.2023/kut.

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