Swissbau muss die Werbetrommel stärker rühren

Der Eingang zur Swissbau an der Messe Basel
Die Swissbau 2024 hatte einen ganz speziellen Vibe. (Bild: muula.ch)

Die Swissbau ist zwar in der Neuzeit angekommen. So manchen Aussteller und potenziellen Besucher muss die Fachmesse noch davon überzeugen.

Ein gutes Produkt nützt nicht viel, wenn es keiner kennt.

Was für das Wirtschaftsnews-Portal muula.ch gilt, gilt auch für die Fachmesse Swissbau, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag beziehungsweise im Zwei-Jahres-Rhythmus das 25. Jubiläum feierte.

Networking und Wissensaufbau

Nach der Coronavirus-Pandemie ist für Präsenzmessen ein neues Zeitalter angebrochen, denn mit dem Schub bei der Digitalisierung glauben viele, alles könnte online erledigt werden.

Die Fachmesse für die Bau- und Immobilienwirtschaft Swissbau reagierte darauf und trat in diesem Jubiläumsjahr in verkürzter und verkleinerter Form sowie mit neuen Konzepten auf.

Und genau dies kam bei denjenigen, die sich auf die Swissbau gewagt hatten, sehr gut an, wie muula.ch bereits berichtete.

Es gelang den Messeverantwortlichen, mit Diskussionsforen, Networking-Events, Erfahrungsaustauschen und beispielsweise auch einem internen Biergarten viele Aussteller sowie Besucher nach der Coronavirus-Pandemie zufriedenzustellen.

Alleinstellungsmerkmal betonen

Auch Aussteller liessen sich einiges einfallen – so lockten Multimedia-Präsentationen oder sogar ein Glücksrad am Stand des Schweizerischen Hauseigentümerverbandes HEV extrem viel Publikum.

Der ganze Vibe steckte die Menschen zudem förmlich an, dass jeder mit jedem, also vom Handwerker über den Architekten bis hin zum Geschäftsleitungsmitglied, unkompliziert ins Gespräch kam.

Wo kann ein Firmenchef inkognito die Konkurrenz befragen, was sein Unternehmen noch besser machen könnte? Genau, auf einer Präsenzmesse.

Wo können Fachleute ihre Fragen zur Installation von Produktneuheiten stellen? Genau, auf einer Präsenzmesse. Und wo können Unternehmen gleich noch einen ersten Eindruck von möglichen Bewerbern gewinnen? Genau, auf einer Präsenzmesse.

Schwächen des Internets ausnutzen

Und wo gibt es so etwas? Auf der Swissbau in Basel und nicht im Online-Zoom-Teams-Meeting oder auf den tausenden Internet-Portalen.

Die Aura von Designprodukten in perfektem Licht um Produkte von Geberit, KWC & Co. muss man eben spüren. Dies lässt sich nur bedingt auf dem Web übertragen.

Innovative Ideen kommen bekanntermassen ohnehin nur beim gemeinsamen Schwatz vor dem Kaffeeautomaten oder bei einem Bier.

Einbruch um 40 Prozent

Die MCH Group musste nach Abschluss der Swissbau nun allerdings eingestehen, dass die alten Erfolgswerte der Fachmesse von vor der Coronavirus-Pandemie noch nicht erreicht wurden.

Statt wie in der Vergangenheit mit über 800 Ausstellern auf rund 110.000 Quadratmetern und fast 100.000 Besuchern kamen diesmal nur rund 600 Aussteller auf 85.000 Quadratmeter und rund 52.500 Besucher, wie es am Montagabend etwas kleinlaut in einem Communiqué hiess.

Im Januar 2020 – kurz vor der Hochphase der Coronavirus-Pandemie – waren es bei der Swissbau noch zirka 92.300 Besucher gewesen.

Messestand-Apéro als Geheimtipp

Dies liegt aber zum Teil noch daran, dass viele dieser Baufirmen und Architekturbüros und selbst die Messeleitung noch in vergangenen Zeiten schweben.

Wie viele Menschen haben unseren Messestand besucht, ist so eine Kennzahl aus der Steinzeit, auf die noch viele Marketingverantwortliche schauen, um die Standkosten zu rechtfertigen.

Doch kann man immer noch so rechnen? Wohl kaum.

Networking, der persönliche Kontakt, die Verbesserung des Firmenimages, ein genialer Einfall und der Aufbau von Wissen an Präsentationen bei der Konkurrenz lassen sich kaum in Zahlen messen.

Und spannende, offene Gespräche beim Messestand-Apéro der Blechfabrik eMDe aus Kaltbrunn im Kanton St.Gallen mit cooler Musik, frisch gebackener Pizza und viel Alkoholischem sind doch von unschätzbarem Wert.

Neue Kundengruppen ansprechen

Die Einladung von Kundschaft zur Swissbau, also weder beim Kunden noch beim Produktanbieter, führt zu völlig neuartigen Kundenbeziehungen, die nach der Coronavirus-Pandemie kaum besser gefestigt werden können.

Ein grosses Thema auf der diesjährigen Swissbau war neben der Nachhaltigkeit zum Beispiel wieder das digitale Bauen BIM. Arbeiter auf Baustellen haben nämlich kaum mehr einen Papierplan in den Händen, sondern laufen schick mit iPads, Digitalkameras & Co. herum.

Doch auf der Swissbau fehlten noch Aussteller, die Baufirmen bei den neuen Cyberrisiken begleiten, die nun zwangsläufig auf die Branche zukommen.

Mit Zurich Insurance gab es auf der Swissbau auch nur einen Versicherer, der für Hausrat- und Haftpflichtpolicen warb. Doch bei Cybergefahren wäre die Assekuranz stärker gefragt, denn die Risiken sind für Baufirmen und Architekturbüros gigantisch, wenn der digitale Bauplan plötzlich weg ist.

Die Welt verändert sich und damit eben auch das Messewesen. Not macht erfinderisch; warum also nicht einfach neue Kundengruppen ansprechen.

Werbetrommel rühren

Bei vielen Messeteilnehmern der Swissbau hat zwar schon ein Umdenken eingesetzt. Es fehlt aber mit Blick auf die geringeren Besucherzahlen noch, weitere Menschen vom neuen Konzept und von der Notwendigkeit zu überzeugen, an einer Präsenzmesse wie der Swissbau teilzunehmen.

Und auch die Messe Basel muss dafür noch die Werbetrommel rühren und mehr Aussteller sowie mehr Besucher für die Swissbau 2026 überzeugen.

Es nützt eben nichts, nur ein gutes Produkt zu haben. Die Menschen müssen es auch kennen, damit eine Nachfrage entsteht.

23.01.2024/kut.

Swissbau muss die Werbetrommel stärker rühren

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert