Schweizer Bauern schlucken Kröte für Freihandel

Fleisch auf einem Teller
Saftiges Fleisch aus Südamerika kommt in die Schweiz. (Symbolbild: david / unsplash)

Die Schweizer Landwirtschaft blockiert normalerweise eine Marktöffnung der Schweiz. Doch für Mercosur bewegen sich die Bauern plötzlich.

Die Schweizer Volkswirtschaft erhält neue Möglichkeiten.

Die Efta-Staaten, zu denen neben der Schweiz auch noch Liechtenstein, Norwegen und Island zählen, haben ihre Verhandlungen mit den Mercosur-Staaten um Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay um ein Freihandelsabkommen abgeschlossen.

Dritter Platz nach EU und China

Mit der Übereinkunft würden nach Ablauf bestimmter Fristen knapp 95 Prozent der Schweizer Ausfuhren in die Mercosur-Staaten vollständig zollbefreit, teilte das Wirtschaftsdepartement WBF am heutigen Mittwoch überraschend mit.

Angesichts der hohen Zölle der Mercosur-Staaten ermögliche das Freihandelsabkommen beachtliche Zolleinsparungen von bis zu 180 Millionen Franken pro Jahr, hiess es weiter.

Dies sei neben den Abkommen mit der EU und mit China das grösste Zolleinsparungspotential aller Schweizer Freihandelsabkommen, klopfte sich das WBF quasi selbst auf die Schultern.

Wie Wichtig die Mercosur-Region ist, zeigt, dass die Schweiz im Jahr 2024 Güter im Wert von mehr als 4 Milliarden Franken nach Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay exportierte, war und 32 Prozent mehr als noch im Jahr 2014 waren.

25 bilaterale Kontingente

Für die Zollerleichterungen mussten sich die Schweizer Bauern aber bewegen, die traditionell lieber Protektionismus für den Heimmarkt betreiben.

Doch Mercosur ist eben viel Fleisch und gute Weine.

Die Schweiz gewähre Mercosur für sensible Produkte im Agrarbereich – wie etwa Fleisch – insgesamt 25 bilaterale Kontingente, teilte die Administration weiter mit.

Die meisten Kontingente seien klein (<2 Prozent des Gesamtkonsums) oder der Umfang der Konzessionen entspreche den momentanen Importen, beruhigten sie die Bauern. Es sei für die Schweizer Landwirtschaft verkraftbar, so das WBF.

Es sei zudem alles mit den Landwirten abgestimmt. Bei Detailhändlern Coop, Migros, Manor, Globus oder Discounter um Denner, Aldi, Lidl, & Co. dürfen sich Konsumenten also auf saftiges Fleisch aus Südamerika freuen.

Weitere Verbesserungen

Neben Zollschranken werde das Abkommen unter anderem technische Handelshemmnisse abbauen, geistiges Eigentum inklusive Ursprungsbezeichnungen wie «Gruyère» und «Sbrinz» schützen.

Der Vertrag erleichtere den Marktzugang für Schweizerische Dienstleistungserbringer und Investoren und bringe neue Möglichkeiten im öffentlichen Beschaffungswesen, so das WBF weiter.

Bei Services ist für die Schweiz vor allem das Bankgeschäft für die Grossbank UBS sowie die Privatbanken interessant.

Teufel steckt im Detail

Damit zieht die Schweiz nach, was die EU schon längst abgeschlossen hat. Die Efta-Staaten sind laut dem aktuellen Aussenwirtschaftsbericht schon seit 2017 mit Mercosur am Verhandeln.

Das Abkommen solle in den nächsten Monaten unterzeichnet werden und der Bundesrat werde es danach dem Parlament zur Genehmigung unterbreiten.

Eventuell kommen dabei aber auch solche Schönheitsfehler beim Freihandelsabkommen heraus, welche die Schweiz mit Thailand zugelassen hat, bei dem die Schweizer Automobilindustrie oder Nespresso-Kapseln ausgeschlossen wurden oder Pharmazölle sich nach 15 Jahren teils nur halbieren.

Türe auf für Beef und Chlorhähnchen

Doch bemerkenswert ist in jedem Fall, dass sich die Schweizer Bauern für Mercosur bewegt haben.

Damit gibt es beim allfälligen Freihandelsabkommen mit den USA aber keine Ausreden mehr.

Amerikanisches Beef und Chlorhähnchen können in die Schweiz kommen.

02.07.2025/kut.

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