Radikalumbau bei der Migros

Ein Supermarkt der Migros-Gruppe
Der Slogan «Alles neu» bekommt bei der Migros eine andere Bedeutung. (Bild: PD)

Die Migros-Gruppe plant einen totalen Umbau. Der Detailhändler schockt mit dem Abbau von 1500 Vollzeitstellen und dem Verkauf von «Handy».

Die Migros will sich auf Geschäftsfelder konzentrieren, die auch in Zukunft für sie Erfolg versprechen.

Die Reisebüros Hotelplan und Mibelle gehörten aber nicht mehr dazu, weshalb der Detailhändler neue Eigentümer sucht, wie Migros am heutigen Freitag überraschend bekanntgab.

McKinsey optimiert

Zukunftsgerichtete Lösungen strebe die Migros ausserdem für ihre strauchelnden Fachmärkte Bike World, Do it + Garden, Melectronics, Micasa, OBI, SportX an, hiess es weiter.

Dies habe die Verwaltung des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB) am gestrigen Donnerstag auf Basis der bereits im Jahr 2021festgelegten Drei-Säulen-Strategie entschieden, erklärte die «Orange Riese» zudem.

Medien hatten zuvor über den Einsatz der bekannten Unternehmensberatung McKinsey berichtet, die für ihre radikalen Kostenmassnahmen bekannt ist. Nun liegt das Konzept offenbar vor.

Management beschwichtigt

Die Geschäftsfelder lauten Detailhandel (Lebensmittel und «Non Food»), Finanzdienstleistungen (Migros Bank) und Gesundheit (Medbase-Gruppe). Alles andere kommt nun offenbar konsequent weg.

Die Tätigkeiten der Unternehmen, die zur Disposition stehen, liefen zunächst weiter wie bisher, beruhigte Migros.

Für die Kunden sowie Geschäftspartner ändere sich nichts. Dies garantiere die Migros, nahm Mario Irminger, Präsident der Generaldirektion des MGB, grosse Worte in den Mund.

Reiseboom bald vorbei?

Das Reisegeschäft hat sich laut dem Communiqué hin zu sehr grossen internationalen Reiseunternehmen verschoben, bei denen die Grösse ausschlaggebend ist. Die Hotelplan Group ist das grösste Reiseunternehmen in der Schweiz, global gesehen aber vergleichsweise klein, hiess es.

Synergien zum Kerngeschäft der Migros-Gruppe seien zudem limitiert. Zwar erzielte die Hotelplan Group 2022 und 2023 Rekordresultate. Der Coop-Konkurrent sehe für das Unternehmen jedoch noch grössere Entwicklungschancen bei einem neuen Eigentümer.

Laut Recherchen von muula.ch liegt der Umsatz im Januar rund 30 Prozent unter Vorjahr und zirka sieben Prozent hinter den vergangenen zwölf Monaten.

Beliebte Produkte abstossen

Die Mibelle Group, welche im Bereich Personal Care & Beauty, Home Care und Nutrition tätig sind, seien international erfolgreich und das Auslandgeschäft mache zirka 70 Prozent des Umsatzes aus.

Zum Kerngeschäft der Migros in der Schweiz bestünden zunehmend wenig Bezug.

Die beliebten Migros-Eigenmarken wie die «I am»-Pflegeprodukte oder der Klassiker, das Spülmittel «Handy», werde es auch in Zukunft bei der Migros zu kaufen geben, hergestellt durch die Mibelle unter neuer Eigentümerschaft oder durch Drittlieferanten, versuchte Migros die Kundschaft zu beruhigen.

Optionen prüfen

Mit dem weiter stark wachsenden Online-Handel seien obendrein die Umsätze der stationären Geschäfte im «Non-Food»-Bereich zunehmend unter Druck geraten. Die Corona-Pandemie habe diese Entwicklung zusätzlich stark beschleunigt.

Der Verwaltungsrat der Migros Fachmarkt AG hat nach eingehender Analyse entschieden, für die Fachmärkte SportX und Melectronics Verkaufsprozesse zu starten. Die restlichen vier Formate würden einer eingehenden Überprüfung unterzogen.

Da ist der Verkauf offenbar noch nicht entschieden oder keine Option. Wahrscheinlich umschreibt Migros die Schliessung der Läden, weil Konkurrenten ja das gleiche Problem mit dem Online-Handel hätten.

Mega-Abschreiber belastet

Durch die strategische Fokussierung der Migros-Gruppe baut die Genossenschaft bis zu 1500 Vollzeitstellen ab. Gleichzeitig muss das Unternehmen rund 500 Millionen Franken an Werten korrigieren, die den Jahresabschluss 2023 noch belasten würden.

Der Abschreiber betrifft Logistik-Liegenschaften, IT-Projekte und verschiedene weitere Vermögenswerte, die aufgrund veränderter Marktbedingungen einen tieferen Bilanzwert aufweisen.

Schliessung von Bestsmile-Kliniken

Doch auch bei bestehenden Geschäften wird optimiert. Bei Bestsmile komme es zu einem Abbau von voraussichtlich 40 Stellen und die Schliessung von neun Standorten stünde an.

Die rasche Expansion der Zahnarztpraxen war offensichtlich zu viel. Das Konzept kommt vielerorts nicht an.

Die Migros-Gruppe will für das vergangene Geschäftsjahr trotz der Abschreibung von einer halben Milliarde Franken ein positives Ergebnis ausweisen können.

Die ausführliche Berichterstattung zum Jahresergebnis erfolgt am Dienstag, 26. März 2024.

02.02.2024/kut.

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