Roche braucht wohl keinen dritten Turm zu Basel

Die Roche-Türme in Basel
Das Firmenareal von Roche in Basel ist eine ewige Baustelle. (Bild: W. Brunner / unsplash)

Der Pharmakonzern Roche hat schwache Geschäftszahlen vorgelegt. Ein Land belastet besonders, aber es gibt auch Positives zu berichten.

Der Pharmakonzern Roche hat viele Baustellen. Damit sind nicht nur die Baustellen in Basel auf dem Campus gemeint, wo stets viel investiert wird.

Magische Marke verfehlt

Vielmehr sind die Baustellen im Geschäft gemeint, denn nach der Coronavirus-Pandemie läuft es logischerweise in der Sparte Diagnostik mit den Corona-Tests nicht mehr so rund.

Die Verkäufe sackten im Jahr 2023 rund 7 Prozent auf 58,7 Milliarden Franken ab, wie Roche am heutigen Donnerstag mitteilte.

Die Umsatzmarke von 60 Milliarden Franken, die in den Jahren 2021 und 2022 noch lautstark gefeiert wurde, blieb damit unerreichbar. Zu konstanten Wechselkursen ging es 2023 auch bloss um 0,6 Prozent nach oben.

Viele Minuszeichen

Besonders schlecht liefen die Verkäufe in der Pharmasparte in Japan. Dort gingen die Erlöse um 24 Prozent auf 3,7 Milliarden Franken zurück.

Die sonstigen Erlöse des Konzerns brachen sogar um 32 Prozent auf rund 1,7 Milliarden Franken ein.

Der Konzerngewinn verringerte sich um fast zehn Prozent auf 12,4 Milliarden Franken. Die Umsatzmarge reduzierte sich um 0,4 Prozentpunkte auf 21 Prozent. Das operative Kernergebnis, eine Steuerungsgrösse für Roche, sackte sogar um 13 Prozent ab.

Trotz des Gewinnrückgangs sollen die Aktionäre eine um 1 Prozent erhöhte Dividende auf 9.60 Franken je Aktie und Genussschein erhalten.

Eine Milliarde weniger Steuern

Der neue Konzernchef Thomas Schinecker versuchte an einer Medienkonferenz noch gute Stimmung zur gerade getätigten Akquisition um Abnehm-Medikamente zu machen. Roche hatte das kalifornische Forschungsunternehmens Carmot erworben.

Doch der Milliarden-Deal um Möglichkeiten zur Unterstützung des Gewichtsverlusts bei Fettleibigkeit hatte Stirnrunzeln hervorgerufen. Roche war vor ein paar Jahren aus genau diesem Bereich ausgestiegen.

Eine langfristige Wachstumsstrategie eines «Familienunternehmens» sieht wohl anders aus.

Positiv wirkte 2023 aber auf jeden Fall die Belegung zahlreicher Steuerstreitigkeiten, wie es im Geschäftsbericht 2023 hiess.

Die Ertragssteuern gingen um fast eine Milliarde Franken auf 1,7 Milliarden Franken zurück, was eben der Beilegung verschiedener Steuerstreitigkeiten zuzuschreiben sei.

Extremer Finanzaufwand

Somit wird aber klar, dass die goldenen Zeiten der Coronavirus-Pandemie für den Pharmakonzern erst einmal vorbei sind. Das Unternehmen muss sparen. Dies zeigt sich etwa an den Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die um 7 Prozent auf 14,2 Milliarden Franken zu erliegen kamen.

Der Finanzaufwand nahm aber um 59 Prozent auf 1,0 Milliarden Franken zu, was auf die Ausgabe neuer Anleihen sowie höhere Zinssätze zurückzuführen gewesen sei.

Besonders zeigt sich die Not an Kostenmassnahmen, denn die Verwaltungskosten stiegen um 5 Prozent auf 14,9 Milliarden Franken. Bei sinkenden Umsätzen ist dies kein gutes Omen.

IT-Bereich nach Indien

Wie man sich in Basel erzählt, werden aber bereits viele Tätigkeiten in günstigere Länder verlagert. So wandern Stellen im Pharmabereich etwa nach Kanada.

Auch in der IT wird viel gespart und zahlreiche Arbeitsplätze nach Spanien ausgegliedert. Der ursprüngliche IT-Hub Polen wird nicht mehr als günstig angesehen und auch dort kommt es zu Verschiebungen.

Roche weihte soeben einen Campus im indischen Pune ein, wie Recherchen von muula.ch ergaben. Das digitale Center of Excellence hat laut der indischen Zeitung «ET Healthworld» Platz für 1300 Experten.

Vielleicht sollten die IT-Experten anfangen, Hindi, Urdu oder für Pune speziell Marathi zu lernen.

Homeoffice ändert Arbeitswelt

Somit steht die Frage im Raum, ob es in Basel überhaupt noch einen dritten Turm braucht, der immer wieder zur Diskussion steht.

Der Pharmakonzern investiert ohnehin bereits 1,2 Milliarden Franken in Neu- und Umbauten sowie ein Biocenter, wie muula.ch unlängst berichtete.

Aber angesichts der vielen Mitarbeiter, welche die grosszügigen Regeln bei Roche in Basel mit Homeoffice nutzen, braucht es wahrscheinlich nicht noch einen neuen Turm für Büros. Auf zahlreichen Etagen der zwei bestehenden Türme, so erzählt man sich, sind jetzt schon tagsüber viele Arbeitsplätze leer.

An der Börse kamen die News ebenfalls nur mässig an. Die Roche Aktien sackten gleich zu Handelsbeginn um rund 4 Prozent ab.

01.02.2024/kut.

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