Helvetia verbrennt sich mit Moneypark die Finger

Der Versicherer Helvetia übernahm einst euphorisch Moneypark und stellte der Plattform einen CEO. Das Engagement verkommt zum Millionengrab.

Anfang März 2022 jubelte die St.Galler Versicherungsgruppe Helvetia über Moneypark noch.

Sie übernahm von der TX-Group ein paar Anteile an der Plattform zur Immobilien- und Hyptothekarvermittlung und stellte mit Martin Tschopp von Helvetia einen eigenen Manager als CEO zur Seite.

Radikaler Stellenabbau

«Ich freue mich sehr, Moneypark mit dem bestehenden Managementteam in die nächste Entwicklungsphase führen zu dürfen», hatte Tschopp grosspurig verkündet.

Die nächste Entwicklungsphase ist dann am heutigen Dienstag bekanntgeworden – Moneypark wird mit seinen rund 300 Mitarbeitern in die Helvetia integriert, wie es hiess.

Es fallen rund 25 bis 30 Stellen bei Supportfunktionen weg. Das Konsultationsverfahren sei eingeleitet worden, teilte der Versicherer kleinlaut mit.

Millionen an Kosteneinsparungen

Die Marke Moneypark solle aber zumindest weiterhin für die Kundschaft sichtbar sein.

Durch die Bündelung von Ressourcen, hob die Helvetia im Communiqué hervor, könnten ab 2024 Kostensynergien von 6 bis 8 Millionen Franken realisiert werden.

Unklar ist in der Mitteilung, ob dies einmalige Einsparungen oder jährliche Kostenreduktionen sind.

Megaabschreiber notwendig

Helvetia verbrennt sich mit der Beteiligung aber nun vollkommen die Finger.

Die Versicherungsgruppe muss diesbezüglich eine Wertberichtigung von 27 Millionen Franken im Halbjahresergebnis ausweisen, teilte der Versicherer kleinlaut mit.

Je nachdem, wo die Beteiligung im Konzern hängt, trifft dies möglicherweise auch die Versicherten negativ.

Moneypark-CEO Martin Tschopp
Helvetia-Manager Martin Tschopp führt Moneypark in den Untergang. (Bild: PD)

Laut dem Finanzportal «Inside Paradeplatz» warten Mitarbeiter in Lausanne schon seit Tagen auf ihren Lohn, was zeige, wie stark Moneypark am Ende sei.

Helvetia hatte im Jahr 2016 ursprünglich 70 Prozent von Moneypark für 107 Millionen Franken übernommen und danach weitere Anteile von TX-Group zu einem nicht genannten Preis erworben.

Unabhängige Beratung?

Der weitere Ansatz des Versicherers mit Moneypark scheint ebenfalls auf wackeligen Beinen zu stehen.

Kunden von Helvetia sollen künftig von persönlichen unabhängigen Hypothekar- und Immobilienberatung in ihrer Region durch direkten Zugriff auf das Hypothekarangebot von über 150 Moneypark-Partnern haben, frohlockte das Management um Tschopp.

Die Frage ist dabei, wie glaubwürdig eine Plattform komplett in der Hand des Versicherers unabhängige Beratung für andere Konzerne durchführen kann.

Merkwürdiges Handeln

Moneypark-Gründer Stefan Heitmann, der per 1. Mai 2022 die operative Führung an Tschopp übergeben hatte, dürfte sein Lebenswerk schwinden sehen.

Mit ihm muss aber noch ein Deal stattgefunden haben, denn er war noch Aktionär und als Verwaltungsrat mit exekutiver Rolle für Grosspartnerschaften tätig.

Doch dazu schweigt der Versicherer.

Alles bleibt merkwürdig – genau wie die Tatsache, dass der alte Helvetia-Konzernchef Philipp Gmür eigentlich schon weg ist, aber der neue Gruppen-CEO Fabian Rupprecht erst am 1. Oktober 2023 seine Tätigkeit beginnen wird.

Nun hat der Neue schon mal vollendete Tatsachen bei der Integration der Immobilien- und Hypothekar-Plattform vor der Nase.

05.09.2023/ena.

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