Ein Schweizer Fintech schon wieder verschwunden

Ein Schweizer Fintech kam gar nicht erst zum Fliegen
Eine der ersten Fintech-Firmen der Schweiz hat den Geist schon wieder aufgegeben. (Bild: M. Hassan / pixabay)

Der Jubel war jeweils gross, wenn in der Schweiz ein neues Fintech den Segen der Finanzmarktaufsicht erhielt. Nun hat ein Anbieter aber den Geist schon wieder geräuschlos aufgegeben.

«Das Potenzial für technische Innovationen an den Finanzmärkten ist erheblich», schrieb die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma in ihrem Jahresbericht 2020 und machte neugierig auf das Thema.

Die durch die Pandemie ausgelösten Einschränkungen zeigten die Möglichkeiten und den Bedarf an technischer Innovation auf, etwa im Zahlungsverkehr, führte die Schweizer Finanzmarktaufsicht weiter aus.

Bericht macht stutzig

Daher sei die Fintech-Bewilligung, also die «Banklizenz light», genau das Richtige als neue Bewilligungskategorie, die Anwendungen der Blockchain­-Technologie im Finanzmarkt oder Innovationen beim Handel mit Finanzprodukten beziehungsweise im Zahlungsverkehr zu fördern, so der Tenor. 

Am vergangenen Freitag zog auch der Bundesrat in seinem Bericht zur Finanzmarktregulierung «Bankbewilligung light» zu den regulatorischen Erleichterungen für Fintechs grundsätzlich ein positives Fazit.

Die Ausnahmeregelungen in der Bankenverordnung senkten tatsächlich die Hürden für Markteintritte und förderten Innovationen, hiess es.

Schweigen im Walde

Doch auch etwas Merkwürdiges stand im Bundesrats-Bericht: «Seit 2019 und bis Mitte 2022 erlangten vier Institute die 1b-Bewilligung, wobei die Finma über eines der Institute im Juni 2022 den Konkurs eröffnet hat», steht dort schwarz auf weiss geschrieben.

Aber Moment mal – durch die Medien ging ja kein Aufschrei, dass eines der Fintechs schon wieder im Erdboden versunken ist.

muula.ch machte sich daher auf die Suche nach Informationen zu dem Fintech, denn auf der Webseite der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht fand sich zum entsprechenden Zeitpunkt auch keine Medienmitteilung zu dem verschwundenen Fintech.

Suchen und Finden

Schliesslich ergaben Recherchen, dass es sich bei dem verschwundenen Fintech um die Firma Mogli handelt. Ein Finma-Mediensprecher bestätigte dies am Freitagabend gegenüber dem neuen Wirtschaftsnews-Portal der Schweiz.

Warum es keine Information für die Öffentlichkeit gab, liess sich auf die Schnelle nicht herausfinden. Allerdings könnte es gemäss den Recherchen sein, dass Mogli noch keine oder kaum Kundschaft hatte und somit Konsumenten von der Pleite auch nur marginal tangiert waren.

Das Zuger Fintech Mogli hatte im April 2021 nach der Neo-Bank Yapeal und Klarpay von der Finma als drittes Startup für Finanzinnovationen eine «Banklizenz light» erhalten.

eWallets als Zweck

Offenbar kam die Firma um die Personen Donat Carlo Jösler, Thomas Fromherz und Leonie Winter nicht richtig zum Fliegen. Als Revisionsstelle hatten die Manager laut dem Handelsregister aber mit PricewaterhouseCoopers PwC von Zürich eigentlich einen renommierten Treuhänder an der Seite.

Als Firmenzweck war ursprünglich Folgendes vorgesehen gewesen: «Entwickelt und programmiert Programme und Applikationen für sich oder im Auftrag von Kunden».

Die Gesellschaft könne auch eWallets für sich und ihre Kunden betreiben sowie Software-Lizenzen an Kunden vergeben, war im April 2021 im Handelsregister ergänzt worden.

Scheitern als Chance

Und am 7. Juni 2022 wurde dann schon das Konkursverfahren über die Mogli AG eröffnet. Nun heisst das Startup «Mogli AG in Liquidation» und die drei Personen sind nicht mehr zeichnungsberechtigt. Seit Juli 2022 ist auch PwC nicht mehr zuständig.

Was genau vorgefallen ist, und warum das Fintech schon nach wenigen Monaten wieder den Geist aufgegeben hat, liess sich nicht herausfinden. Allerdings ist ein Scheitern in diesem innovativen Bereich eigentlich gar keine Schande.

Einzig hätten die Verantwortlichen, wie auch der Bund, transparenter vor die Öffentlichkeit treten können. Schliesslich ist es ein Kommen und Gehen in diesem vom Experimentieren geprägten Bereich.

Ein Kommen und Gehen

Die aktuelle Lizenzenliste der Finma hat sogar mit Yapeal, Klarpay (Zug), SR Saphirstein (Zürich) und Swiss4.0 (Genf) schon wieder vier Namen, wie die Recherchen von muula.ch weiter zeigten.

Im Bericht des Bundesrates liefern die Beamten ohnehin auch gleich in einer Fussnote einen relativierenden Vergleich: In den Jahren 2019 bis 2021 hat die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma 18 neue Banken und Wertpapierhäuser bewilligt.

Im gleichen Zeitraum seien aber 13 Banken und Wertpapierhäuser aus dem Markt ausgetreten. Demnach hätten also bloss fünf Gesellschaften am Schweizer Markt zusätzlich überlebt.

Wer hat all dies bemerkt? Wohl niemand.

18.12.2022/kut.

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