Die Hinterzimmer-Deals vom WEF

Das Weltwirtschaftsforum WEF in Davos
Am Weltwirtschaftsforum WEF sprechen viele in Mikrophone. (Bild: PD)

Das Weltwirtschaftsforum WEF ist die Plattform grosser Reden. Doch wirklich wichtig ist, was Gesten bedeuten und was im Hintergrund passiert.

Kaum jemand bemerkt Historisches am jährlichen Treffen der Weltelite in Davos.

Das Weltwirtschaftsforum WEF ist zwar der Versammlungsort von Spitzenpolitikern, Wirtschaftsführern, Intellektuellen und Aktivisten aus aller Welt, um die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit zu diskutieren und innovative Lösungsansätze zu erkunden.

Klima plötzlich irrelevant

Dabei halten die Persönlichkeiten oft grosse Reden und sprechen gerne in die zahlreichen Mikrofone der Medien. Doch wirklich wichtig ist all der Zirkus nicht. Wer erinnert sich noch an das Mädchen, das in Davos die ganze Welt für den Klimawandel wachrütteln wollte. Wohl kaum noch jemand.

Der Klimawandel ist ja auch gar nicht mehr das brennendste Thema der Welt. Das WEF gab im Vorfeld der Davoser Veranstaltung bekannt, dass sich die Risiken komplett gewandelt hätten. So habe sich die Gefahrenlage der Welt zum Vorjahr stark geändert, hiess es im Global Risk Report 2024 vom WEF.

WEF Global Risk Report 2024
Quelle: WEF

Das Klima rückt kurzfristig vollkommen in den Hintergrund und die Beeinflussung von Wahlen durch Desinformation mittels Künstlicher Intelligenz KI wird zum Risiko der Welt.

Schweiz mit Merkwürdigkeiten

Am diesjährigen WEF war damit auch das Hauptgespräch eine mögliche zweite Amtszeit von Donald Trump.

Erst danach kamen die Probleme um den Ukraine-Krieg, um die zunehmenden Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer auf die Weltwirtschaft, der eskalierte Nahostkonflikt und um die warnenden Worte von Zentralbankern, dass die Zinssenkungen wohl doch nicht so rasch – wie erwartet – erfolgen werden.

Die Schweiz verkündete in Davos einen Friedensplan für die Ukraine in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, obwohl der Aggressor Russland nicht einmal anwesend war. Das ist schon bizarr.

Die Schweiz hofierte den chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang und unterzeichnete etwas zum bestehenden Freihandelsabkommen der Schweiz mit dem Reich der Mitte. Was das genau bedeutete, wollte auf Nachfragen von muula.ch aber niemand erläutern.

Hickhack von Keller-Sutter

All dies passiert ohnehin an der Oberfläche und die Medien berichten brav darüber, sofern sich die Klatschpresse nicht zum hundertsten Mal über die hohen Davoser Preise oder Escort-Service-Geschäfte am WEF echauffiert.

Die Schweizer Finanzminister Karin Keller-Sutter sagte «Bloomberg TV» am WEF den geistreichen Satz, dass sie für die Bussenkompetenz der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma sei.

Logisch, dass die Politikerin dann gleich zurückrudert: «Aber es ist zu einfach zu sagen, dass das Problem gelöst ist, wenn sie Banken sanktionieren kann». Es sei eine schwierige Aufgabe, strenger zu sein, aber wettbewerbsfähig zu bleiben.

So klingt es im Vordergrund, wenn es Keller-Sutter es allen recht machen will.

Links gegen Rechts

Für Furore sorgten unter den diesjährigen rund 3000 Gästen aus mehr als 125 Ländern zwei Persönlichkeiten für besonderes Aufsehen. Einerseits war dies der neue Präsident Argentiniens Javier Milei, der mit Klimahysterie sowie Frauenquoten abrechnete und erklärte, die Welt müsse sich endlich von der Plage des Sozialismus befreien.

Andererseits sorgte genau so ein Linker für Kritik, denn der Präsident Kolumbiens Gustavo Petro verteidigte die Anmietung eines Hauses für eine Million Dollar für nur vier Tage, obwohl Millionen in seinem Heimatland in bitterer Armut leben.

WEF-Abschiedslunch
WEF-Abschiedslunch auf der Schatzalp in Davos am heutigen Freitag. (Bild: PD)

Die Anreise von Milei nach Davos auf seiner ersten Auslandsreise als Präsident Argentiniens mit öffentlichen Verkehrsmitteln könnte dabei sogar ein gutes Beispiel für den kolumbianischen Sozialisten und einstigen Guerillakämpfer Petro sein.

Amherd am EU-Rockzipfel

Ob nun wichtig ist, dass die Schweizer Bundespräsidentin Viola Amherd neben EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sass, sei einmal dahingestellt.

Vielmehr ist entscheidend, dass die EU-Chefin für die höchste Schweizerin am WEF nicht einmal 15 Minuten an Zeit hatte.

Man muss eben Prioritäten setzen. Und genau das machen viele.

Verhandlungen im Hintergrund

Denn wer hat schon von den wichtigsten Hinterzimmerdeals vom WEF etwas mitbekommen? Wohl kaum jemand.

Was diskutierte Keller-Sutter mit dem Finanzminister Saudiarabiens Mohammed al Jadaan? Keiner weiss es.

Eigentlich hätte der Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin mit dem Araber sprechen müssen, denn der reist Anfang Februar mit einer Wirtschaftsdelegation aus der Schweiz ins saudische Königreich.

Thani bin Ahmed Al Zeyoudi
Kaum jemand bemerkt den Handelsminister der Emirate Thani bin Ahmed Al Zeyoudi am WEF. (Bild: PD)

Doch wie die «New York Times» zum vergangenen WEF berichtete, näherten sich in Davos sogar die Araber und die Juden stark an, was hochoffiziell eigentlich undenkbar war.

So vertiefte Israel nachweislich Kontakte mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, die schon über die Firma Watergreen im Geschäft mit Wasser kooperierten.

Israeli gehen auf Saudi zu

Saudiarabien und Jordanien knüpfen obendrein immer mehr Verbindungen mit israelischen Aktivitäten um Tourismus, Verteidigung und sogar dem Umweltschutz.

Israels Präsident Izchak Herzog sprach sich beim diesjährigen Weltwirtschaftsforum in Davos sogar für eine Annäherung seines Landes an Saudiarabien aus. Vor Jahren wäre dies undenkbar gewesen. Die Saudi nickten stolz.

Solche Annäherungen am WEF sind wirklich historisch. Doch die Öffentlichkeit bemerkt – trotz der Anwesenheit von Hunderten Journalisten in Davos – kaum etwas davon.

19.01.2024/kut.

Die Hinterzimmer-Deals vom WEF

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