Die geheimen Investments des Staatsversicherers Suva

Suva Hauptsitz in Luzern
Die Suva gibt ihre Investments nur ungern bekannt. (Bild: muula.ch)

Die staatliche Unfallversicherung Suva investiert in heikle Anlagen um Gazprom, Exxon Mobil und eine Berliner Wohnungsfirma. Der Suva-Rat findet es gut.

Der Staatsversicherer für Unfälle in der Schweiz, die Suva, ist eine öffentlich-rechtliche Einheit des Bundes und ein Milliardenkoloss.

Die Staatsfirma, bei der sich viele Politiker, Beamte und Gewerkschaften ein schönes Leben eingerichtet haben, verwaltet über 50 Milliarden Franken an Kapitalanlagen.

Transparenz erst auf Geheiss

Vergangenes Jahr hat die Suva zwar Milliarden dieses Volksvermögens an den Kapitalmärkten in den Sand gesetzt, wie auch muula.ch berichtete.

Doch nun gingen Journalisten noch weiter und hinterfragten Einzelinvestments des staatlichen Unfallversicherers, wie die linke Wochenzeitung «WOZ» in ihrer jüngsten Printausgabe vom heutigen Donnerstag berichtete.

Demnach brachten Recherchen unter Anwendung des Öffentlichkeitsprinzips zum Vorschein, dass der Versicherer etwa in umstrittene Grosskonzerne wie Exxon Mobile oder Chevron investiert.

Auch Anleihen vom Londoner Flughafen Heathrow oder der Korea National Oil Company zählen zu den Einzelinvestments.

Faule Ausreden?

Gerade solche Unternehmen stehen aber im besonderen Fokus, weil ihre Geschäfte etwa von Klimaschützern kritisiert werden.

Die Suva verteidigte sich gegenüber der Zeitung, dass solche Unternehmen gewisse Fortschritte beim Thema Umweltschutz machen würden.

Doch auch auf Nachfrage bleibt der Versicherer die Antworten schuldig, wo es genau etwa bei Exxon Mobil vorwärtsginge.

Schweiz heizt Wohnungsnot an

Das sind allerdings nicht die einzigen umstrittenen Kapitalanlagen. So investiert die Suva auch 200 Millionen Franken in zehn Millionen Aktien des Immobilienkonzerns Vonovia, der mit seiner Tochtergesellschaft Deutsche Wohnen gerade im Berliner Raum für die Wohnungsnot mitverantwortlich gemacht wird.

Das Stimmvolk dort entschied sogar, die Firma zu enteignen.

Die Suva, der grösste Einzelinvestor dieser deutschen Firma, findet dieses Engagement aber voll in Ordnung, weil es in die Kategorie «indirekte europäische Immobilienportfolios» falle.

Das Risiko einer Vergesellschaftung der Assets halte die Suva zudem beherrschbar.

Profit von Russland

Und so geht es praktisch immer weiter, ohne dass sich der Suva-Rat, das Aufsichtsgremium, daran stören oder solche Investments von sich aus öffentlich machen würde.

Sogar vom Ukraine-Krieg, den Russland angezettelt hat, profitiert der Schweizer Staatskonzern indirekt.

Ende 2021 hielt die Suva nämlich beispielsweise Gazprom-Anleihen im Wert von über 100 Millionen Franken, so viel wie von kaum einem anderen Unternehmen, schrieb die «WOZ» weiter.

Statt die Wertpapiere nach dem russischen Angriff auf die Ukraine abzustossen, wie dies viele Konzerne notgedrungen getan haben, behielt die Suva aber einfach einen Grossteil davon.

Kriegsbeginn ignoriert

Ende des Jahres 2022 waren laut den Angaben noch Gazprom-Titel in Höhe von 42 Millionen Franken beziehungsweise Ende Juli 2023 noch 24 Millionen Franken im Besitz der Suva.

Seit Kriegsbeginn habe die staatliche Schweizer Unfallversicherung mit Gazprom-Papieren rund 4,1 Millionen Franken an Ertrag generiert.

Der Schweizer Staatsversicherer versuche, einen möglichst hohen Rückführungswert für diese Investitionen zu generieren, hiess es zur Begründung für das Verhalten.

Weitere Geheimnisse

Von Problemen mit Menschenrechten in Russland oder die Auswirkungen von Erdöl- sowie Erdgaskonzernen auf die Umwelt will die Suva mit solchen Gazprom-Investments selbst ohne den Ukraine-Krieg offenbar nichts wissen.

Der Schweizer Staatsbetrieb verweist aber darauf, dass er den russischen Konzern über Engagements in eine nachhaltigere Richtung habe bewegen wollen.

Wie die Suva das bei einer Firma anstellt, die dem russischen Staat gehört, bleibt wahrscheinlich auch ihr Geschäftsgeheimnis.

12.10.2023/kut.

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