Appenzeller leben das Versicherungsprinzip

Zwei Feuerwehrleute und ein Grossbrand
In der Bäckerei Böhli in der Ostschweiz hat es gebrannt. (Symbolbild: pixabay)

In einer Bäckerei in Appenzell ist ein Grossbrand ausgebrochen. Nicht nur die Feuerwehr eilte zu Hilfe, sondern auch die Gemeinschaft.

Im Dachstock eines Bäckereibetriebes in Appenzell brannte es diese Woche lichterloh. Klar, kam umgehend die Feuerwehr und rettete, was zu retten war.

Welle der Solidarität

Doch der Schaden dürfte laut der Kantonspolizei Appenzell-Innerrhoden mehrere hunderttausend Franken betragen. Teile der Produktion und des Lagers sind negativ betroffen.

Was bei dem Familienbetrieb dann passierte, macht derzeit vielerorts in den Medien die Runde. Es ist eine Welle der Solidarität.

Die betroffene Bäckerei Böhli erhielt zum Beispiel umgehend Hilfe von der Appenzeller Brauerei Locher, über die auch muula.ch bereits berichtete.

Backen und packen

Noch im Verlauf der Woche werde in den Räumlichkeiten der ehemaligen Holzofenbäckerei Jakober, die mittlerweile im Besitz der Brauerei Locher sind, ein etwas kleineres Brotsortiment produziert, teilte die Bäckerei Böhli auf Facebook mit.

Der Brand könne der Versorgung mit Köstlichkeiten seit 1871 quasi nichts anhaben. «Wir backen das», teilte der Familienbetrieb bewusst mit einem Tippfehler zur Übergangslösung mit.

Brand in der Bäckerei Böhli in Appenzell
Brand in der Bäckerei Böhli in Appenzell (Bild: PD)

Mobile Öfen und Teigmaschinen kommen mit viel Fleiss an die neue Produktionsstätte, damit es bald mit der Appenzeller Bäckerei weitergehen kann.

Von Sonderschichten und unglaublicher Solidarität aus der Gemeinschaft, also nicht nur von den Rettungskräften, ist dabei die Rede.

Brandgilden und Feuerkassen

Genau dies ist eigentlich das Versicherungsprinzip, wie es bereits im Mittelalter praktiziert wurde. Zünfte und Gilden unterstützten sich im Fall von Bränden oder anderen Notlagen.

Einzelne waren durch Schadensereignisse, wie Grossfeuer, finanziell rasch überfordert, sodass es zur Bildung von öffentlichen Institutionen kam, die Garantien für Notsituation übernahmen.

Übergangslösung der Bäckerei Böhli auf Facebook
Quelle: Übergangslösung auf Facebook

Zum ersten Mal war dies in London um 1666 in Form von Brandgilden geschehen. Danach entstanden vielerorts sogenannte Feuerkassen, wo alle Mitglieder einer Schicksalsgemeinschaft einzahlen mussten und die von Notlagen betroffenen Personen oder Firmen eine Kompensation erhielten.

Das gleiche Prinzip der Hilfe auf Gegenseitigkeit gilt bis heute bei Lebens- und Sachversicherungen. Allerdings haben dies viele wohl vergessen.

Zufall als Voraussetzung

Die Appenzeller stehen sich jedenfalls als Schicksalsgemeinschaft bei.

Der Dorfbrand von Appenzell hat da sicher bereits im Jahr 1560 zusammengeschweisst und zeigt, dass gegenseitige Hilfe in Notlagen das Wichtigste für eine Gemeinschaft ist.

Man weiss vorher ja nie, wen es trifft. Und auch dies ist bis heute eine Voraussetzung für die Assekuranz.

09.05.024/kut.

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