Eikendal vereinigt südafrikanische Weinbaukunst mit Schweizer Unternehmergeist. Das lohnt sich.
Von Werner Vogt
Das Weingut Eikendal bei Stellenbosch im südafrikanischen Western Cape liegt gleich in zwei «Goldenen Dreiecken»: Einerseits ist dies die Gegend zwischen Stellenbosch, Paarl und Franschhoek nahe Kapstadt, wo auf Dutzenden von Rebbergen die besten Weine des Landes heranwachsen.
Anderseits sorgt die Lage am Fuss der Hottentots-Holland-Bergen insofern für ein optimales Mikroklima für den Weinbau, als die Anbaufläche von einer kühlenden Meeresbrise vor Überhitzung geschützt ist.
Restaurant und Lodge
Eikendal wurde 1981 vom Zürcher Bankier und Unternehmer Bruno Saager gegründet und ist mittlerweile im Besitz seiner Nachkommen.
Aktuell leitet Bruno Saagers Sohn Rudolf, emeritierter Professor der Geologie, zusammen mit seinen Söhnen Christian und Niklaus die Geschicke des Weinguts.
Zur Dependance, die an der Hauptstrasse zwischen Stellenbosch und Somerset West liegt, gehört die gleichnamige Lodge mitten in den Reben sowie ein Restaurant mit italienischer Küche, in dessen Gartenanlage um die 300 Gäste verköstigt werden können.
Doch kein Weinberg
An einem wunderschönen Sonntagmorgen führt uns Aldert Nieuwoudt, der Winemaker von Eikendal, durch das Weingut. Das Territorium von Eikendal liegt in einer Hanglage mit sehr geringem Gefälle, so dass man nicht wirklich von einem Weinberg sprechen kann.
Eingeteilt ist es in quadratische Einheiten, sogenannten Blocks, auf denen die verschiedenen Rebsorten heranreifen.
Wie uns der Winemaker im Keller demonstriert, gibt es auch auf dieser überschaubaren Gesamtfläche von 75 Hektaren innerhalb der gleichen Rebsorte und bei gleicher Eichenfassbeschaffenheit merkliche Unterschiede in den Geschmacksnuancen des jungen Weins.
So schmeckt etwa der Chardonnay eines bestimmten Blocks anders als derselbe Wein aus 100 Meter Entfernung.
Bis zu 200.000 Flaschen
Nieuwoudt hat regelmässig kurz- aber auch langfristig wirksame Entscheide zu treffen. Zusammen mit der Besitzerfamilie legt er fest, welche Rebsorten angebaut werden, wenn alte Stöcke nicht mehr produktiv sind.
Dies ist insofern strategisch relevant, als Eikendal auch verschiedene Assemblagen produziert, deren einzelne Weine in ausreichender Menge vorhanden sein müssen. Bei einer Jahresproduktion von 150‘000 bis 200‘000 Flaschen will die zukünftige Ausrichtung also sorgfältig geplant sein.
Eichenholz aus Frankreich
Wesentlich schneller umsetzbar sind Entscheide bezüglich der Vinifizierung der einzelnen Weinsorten.
Als Beispiel nennt der Winemaker etwa die Tendenz zu leichteren Weissweinen beziehungsweise den Trend weg von den «schweren» Chardonnays, die in neuen und deshalb besonders geschmacksintensiven Eichenfässern reifen.
Letztere bezieht das Weingut – wie im Übrigen auch alle Konkurrenten – direkt in Frankreich. Eichen gedeihen zwar auch in Südafrika. Doch das Holz hat wegen des schnelleren Wachstums eine porösere Struktur, was für die Weinproduktion ungünstig ist.
Überraschung in Südafrika
Wer in Eikendal zur Weindegustation geht, sieht die grosse Anzahl von Auszeichnungen an der Wand.
Und in der Tat wird man sowohl den Merlot 2020 mit einer Reifezeit von 5 Jahren ebensowenig vergessen, wie den Classique, den man ohne weiteres 20 Jahre lagern kann.
Der erdige und doch frische Classique mit seinem reichhaltigen Früchtebouquet besteht aus 58 Prozent Merlot, 25 Prozent Cabernet Sauvignon, 15 Prozent Cabernet Franc und einem Schuss Petit Verdot.
Wüsste man sich nicht in Südafrika, so würde man ihn ohne weiteres im Bordelais ansiedeln.
In der Schweiz sind die Tropfen etwa bei Terroirweine erhältlich.
Täglich die Schweizer Fahne
Ein markantes Wahrzeichen von Eikendal ist auch die Lodge mitten im Weingut. Jeden Morgen werden hier die Flaggen der Schweiz sowie Südafrikas gehisst.
Unter grossen Eichen sind die neun, schön ausgestalteten Gästezimmer angelegt, jedes mit einer kleinen Gartenterrasse mit Blick auf die nahen Hügel.
Die erholsame Oase ist umso reizvoller, als hier ein kleines und engagiertes Team den Gast von morgens bis abends verwöhnt.
Das Eikendal-Lodge-Team verkörpert die südafrikanische Gastfreundschaft mit grösster Hingabe und ebensolchem Können, wie auch die zahlreiche Gästebewertungen immer wieder bestätigen.
12.03.2023/Werner Vogt ist Autor und der Inhaber von wevcom.ch