Die Bewegungen an den Kapitalmärkten lassen das Eigenkapital von Versicherern schrumpfen. Nun kommt, wie etwa bei der Zurich Insurance, sogar noch ein Effekt dazu.
Die Kapitalmärkte machen Kapriolen und dies wirkt stark auf Versicherungskonzerne. Wenn die Zinsen steigen und die Börsen einbrechen, reduziert sich bei vielen gemäss der Bilanzierung nämlich das Eigenkapital.
Im Semesterabschluss der Schweizer Assekuranz waren die Einbrüche teils gross: Der Rückversicherer Swiss Re büsste fast die Hälfte seiner Eigenmittel ein, wie muula.ch berichtete. Dabei ging es um rund 40 Prozent auf zirka 15 Milliarden Dollar nach unten.
Bei der Swiss Life sanken laut muula.ch die Eigenmittel um 36 Prozent auf noch rund 10 Milliarden Franken.
Mega-Umstellung geplant
Doch nun kommt ein weiterer Effekt hinzu. Es geht um die Abbildung von Versicherungsverträgen in der Rechnungslegung unter Internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS. Das Regelungswerk IFRS 17 geht hin, und bildet die Versicherungsverträge, grob gesagt, gemäss ihres Cash-Flows ab.
Diese werden dann über ein Modell bewertet und zeigen die Profitabilität.
Der Versicherer Zurich Insurance stellte sich am Dienstagnachmittag den Fragen von Experten zu dieser Anpassung und erklärte die Auswirkungen der Bilanzumstellung ab dem 1. Januar 2023.
Moderate Effekte
Zurich gibt nun an, dass rund 75 Prozent ihres operativen Gewinns nicht von den Änderungen tangiert sei oder einfacher dargestellt werde. Generell seien die Auswirkungen auf die Darstellung von Prämieneinnahmen sowie die Gewinne vergleichsweise gering, hiess es.
Das verwundert zunächst nicht, weil seit Jahrzehnten über die Ausgestaltung des Standards gestritten wird und nun sämtliche Wünsche der Branchengrössten berücksichtigt sein dürften.
Allerdings werde die Umstellung, so erklärte auch Zurich-Finanzchef George Quinn höchstpersönlich, das Eigenkapital leicht sinken lassen.
Rendite steigt automatisch
Dies geschehe hauptsächlich, weil Gewinne, die erst in der Zukunft anfallen, als Verpflichtung dargestellt werden müssen. Positiv an dem Ganze sei allerdings, dass wie auf Folie 37 angegeben durch die Anpassungen die Rendite auf das Eigenkapital (RoE) steige. Konkrete Zahlen wurden allerdings keine genannt.
Es bleibt also spannend, wie die Kapriolen an den Kapitalmärkten und die Anpassungen in der Rechnungslegung das Eigenkapital der Assekuranz beeinflussen werden. Im ersten Halbjahr 2022 ging es mit dem Eigenkapital der Zurich Insurance allerdings gegenüber dem Ende 2021 schon mal um 29 Prozent auf rund 28 Milliarden Dollar nach unten.
28.09.2022/kut.