Swiss Re verliert fast die Hälfte des Eigenkapitals

Swiss Re in Zürich (Bild: PD)

Beim Rückversicherungskonzern Swiss Re haben sich in den vergangenen Monaten mehrere Milliarden des Eigenkapitals in Luft aufgelöst. Das Management scheint einem Negativtrend fast völlig hilflos ausgesetzt zu sein.

Der Rückversicherer Swiss Re hat im ersten Semester des laufenden Geschäftsjahres rund 9 Milliarden Dollar an Eigenkapital eingebüsst. Das sind rund 40 Prozent des Gesamtbetrags, wenn man die jüngsten Halbjahresergebnisse mit den Resultaten per Jahresende 2021 vergleicht. Die Höhe des Eigenkapitals rauschte demnach von 23,6 auf 14,8 Milliarden Dollar nach unten.

Das Management um Swiss-Re-Chef Christian Mumenthaler begründet dies mit zwei Haupteffekten: Einerseits zahlte der Konzern im ersten Halbjahr die Dividende aus, was das Eigenkapital um rund 1,8 Milliarden Dollar schmälerte. Und andererseits liessen die Entwicklungen an den Kapitalmärkten das Swiss-Re-Eigenkapital um rund 7,5 Milliarden Dollar schrumpfen.

Accounting-Regel wirkt

So sorgte der Zinsanstieg dafür, dass sich die Werte von Anleihen im Portfolio des Rückversicherers reduzierten. Diese Negativeffekte werden buchhalterisch im Eigenkapital wiedergegeben.

Die Eigenkapitalreduktion betrug aufgrund von Verlusten bei Staatsanleihen rund 4,9 Milliarden Dollar. Auf das Konto von Unternehmensbonds gingen rund 4 Milliarden Dollar und bei weiteren Assets waren es 0,5 Milliarden Dollar. Dem liefen positive Steuereffekte von rund 1,9 Milliarden Dollar entgegen, so dass unter dem Strich eine Reduktion des Eigenkapitals von rund 7,5 Milliarden Dollar resultierte.

Swiss-Re-Finanzchef John Dacey betonte am Freitag auf eine entsprechende Nachfrage vor den Medien, dass diese Wirkungen auf den Abschluss rein buchhalterisch seien. Ökonomisch betrachtet und damit etwa bei der Solvenzberechnung, hätten sie keine solch gigantischen Negativeffekte. Die Rechnungslegung zwinge den Konzern aber, solche unrealisierten Verluste im Eigenkapital auszuweisen.

Düstere Zukunft?

Er verwies allerdings auf Zusatzberechnungen des Konzerns über die möglichen Auswirkungen eines weiteren Zinsanstieges und dabei wären die Vorsteuereffekte tatsächlich gigantisch: Ein Zinsanstieg um 100 Basispunkte liesse das Swiss-Re-Eigenkapital um weitere 4,4 Milliarden Dollar schrumpfen. Bei 50 Basispunkten ginge es mit dem Eigenkapital immerhin schon um zusätzliche 2,3 Milliarden Dollar nach unten.

Bedenkt man, dass die US-Notenbank FED die Zinsen in diesem Jahr bereits zum vierten Mal auf aktuell 2,5 Prozent erhöht hat und die Inflationszahlen aber immer noch kaum darauf anspringen, könnte die Schrumpfung beim Eigenkapital der Swiss Re durchaus noch weitergehen, weil das Zinsniveau weiter munter steigen könnte.

Ein schneller Zinsanstieg mag bei der Swiss Re – ökonomisch betrachtet – zwar wenig Auswirkungen haben. Bilanztechnisch wären die Negativeffekte verheerend und mit nur noch wenigen Milliarden Dollar an hartem Eigenkapital wird der zweitgrösste Rückversicherer der Welt kaum operieren können.

01.08.2022/kut.

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