Firmen verkaufen Markenprodukte viel zu billig

Sportschuhe von Nike
Der Nike-Konzern hat zum 35. Jubiläum besondere Schuhe Air Jordan 3 lanciert. (Symbolbild: pixabay)

Die Produkte zahlreicher Konzerne sind so begehrt, dass die Kundschaft dafür lange ansteht. Dies zeigt aber, dass die Firmen ein gewaltiges Problem haben.

Normalerweise ist die Innenstadt von Basel am Samstagmorgen wie ausgestorben. In der Partymeile Steinenvorstadt gibt es allenfalls noch ein paar Betrunkene, welche den Weg nach Hause noch nicht gefunden haben.

Doch vergangenen Samstag gab es viele Leute, die sich trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt und leichten Schneefalls feinsäuberlich in eine Schlange eingereiht haben.

Nordkorea und Basel

Und diese stand vor dem Nike-Geschäft. Jeden Moment kamen noch weitere Personen hinzu, obwohl der Laden noch geschlossen war.

Eine Frau in der Schlange erklärte, dass es neue Sportschuhe von Nike, Spezialeditionen von Air Jordan 3, geben würde und diese sehr schnell ausverkauft seien.

Doch warum muss sich die Kundschaft dafür anstellen? Genau, die Nachfrage ist deutlich grösser als das Angebot für die Jubiläumsausgabe zum 35. Geburtstag des Nike-Schuhs und daher bilden sich Schlangen.

Das ist in Nordkorea genau gleich wie in Basel, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Dabei ist das Produkt aber einfach zu günstig und zu viele Menschen haben das Bedürfnis, für diesen Preis genau diese Waren haben zu wollen.

Begehrte Uhren

Die gleiche Situation gab es schon vergangene Woche an einer anderen Stelle in der Schweiz.

Wie zahlreiche Medien berichteten, prügelten sich die Fans förmlich um die neue Moonswatch «Moonshine Gold», welche die Swatch-Gruppe am Dienstag weltweit lancierte.

Kunden warten vor Nike-Store in Basel
Kunden warten vor Nike-Store in Basel (Bild: muula.ch)
Kunden warten vor Nike-Store in Basel
Kunden warten vor Nike-Store in Basel (Bild: muula.ch)

Vor Stores, wie etwa am Zürcher Paradeplatz, standen sich die Fans die Füsse in den Bauch und die ersten Käufer wurden gefeiert, als hätten sie den Jackpot in einer Lotterie gewonnen und nicht bloss eine Uhr in einem Ladengeschäft gekauft.

Nerv der Kundschaft treffen

Die Uhr ist allerdings eine gute Idee gewesen, wie auch muula.ch berichtete, weil sie eine Kooperation mit der Luxusmarke Omega darstellt und sich am Design der Omega-Speedmaster Moonwatch orientiert.

Letztere kostet normalerweise rund 6000 Franken und ist für viele Menschen nicht erschwinglich. Ein abgespecktes Swatch-Modell für «nur» 250 Franken trifft dagegen schon den Nerv der Kunden.

Doch genau da liegt der Fehler in der Preisstrategie. Dieses Uhrenmodell ist zu günstig und damit ist die Nachfrage zu gross.

Preis-Absatz-Kurve ermitteln

Zwar müssen Firmen ja irgendeinen Verkaufspreis zunächst einmal festlegen und dann schauen, wie es funktioniert.

Im Vorfeld werden auch oftmals Befragungen zur Zahlungsbereitschaft und Verkaufstests durchgeführt, um eine Preis-Absatz-Kurve ungefähr zu ermitteln.

Doch letztlich kommen etwa Luxushersteller regelmässig an die Grenzen ihrer Verkaufskunst und verschenken Umsatz.

Umsatz verschenken

Ein besonders schlimmer Fall ist die Luxusuhrenmarke Patek Philippe. Die Nachfrage bei neuen Luxusuhren dieser Marke ist stets exorbitant, jedoch gibt es die Nobelticker mit offiziellem Preis von 60.000 bis 100.000 Franken dann kaum offiziell zu kaufen.

Gebrauchtuhren oder neue Modelle, wie wenige Tage alt sind, kosten dann aber schnell 200.000 Franken und bringen die Händler in Schwierigkeiten. Eine Lösung für das Problem hat der Konzern noch nicht, wie auch muula.ch berichtete.

Kein Gleichgewicht am Markt

Bestes Beispiel für das beschriebene Preis-Problem ist aber auch der Apple-Konzern, der jedes Mal, wenn ein neues Modell für seine iPhones verkauft wird, enorme Warteschlangen vor den Geschäften produziert.

Für die erste Nachfrage ist der Verkaufspreis von Apple aber einfach viel zu niedrig, als dass der iPhone-Hersteller ausreichend Geräte liefern kann. Ein Preis, der den Markt ins Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bringen würde, wäre deutlich höher.

Verdeckte Rabatte

Doch der Technologiekonzern verfolgt hierbei eine andere Strategie.

Apple will die Verkaufspreise über mehrere Jahre konstant halten und daher geht die Firma am Anfang mit einem zu niedrigen Verkaufspreis an den Start.

Mit der Zeit müsste der Preis dann fallen, weil auch die Nachfrage zurückgeht. Doch da bleibt Apple hart und gibt allenfalls insgeheim mal einen verdeckten Rabatt.

Mehr Geld in der Kasse

Für den Konzern scheint es auf diese Weise mehr Umsatz zu geben, andernfalls hätte sich das Unternehmen für eine andere Vorgehensweise entschieden.

So verliert Apple am Verkaufsstart etwas Geld, aber langfristig bleibt mit den konstanten Preisen offenbar mehr Geld in der Kasse hängen.

Lange Warteliste

Letztlich wollen Topmanager aber oft nicht wahrhaben, dass sie viel mehr Umsatz mit ihren Produkten machen könnten.

Eindrückliches Beispiel war unlängst der Chef eines Sterne-Gourmet-Restaurant, der sich rühmte, dass sein bekanntes Etablissement auf Wochen hinaus ausgebucht sei.

Auf die Frage von muula.ch, warum er dann die Verkaufspreise für die Gourmet-Speisen und Spitzenweine nicht erhöhe, wenn denn so eine grosse Nachfrage bestehe, antwortete der eigentlich erfahrene Manager bloss: «Wir sind ja schon das teuerste Restaurant in der Stadt».

Ja und?

13.03.2023/kut.

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