SBB weiterhin tief in den roten Zahlen

Eine Lokomotive von den SBB
Die SBB fahren weiterhin tief in der Verlustzone. (Bild: PD)

Die Reisenden kehrten 2022 zwar zu den Schweizerischen Bundesbahnen SBB zurück. Doch zwei Faktoren belasteten den Staatskonzern.

Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB haben zumindest im Reiseverkehr die Coronavirus-Pandemie hinter sich gelassen.

Das abgelaufene Geschäftsjahr beendete die Staatsbahn jedoch weiterhin in der Verlustzone, wie die SBB am heutigen Montag vor den Medien in Bern bekanntgaben.

Zwei Hauptübel

Demnach resultierte 2022 ein Jahresfehlbetrag von 245 Millionen Franken, nach einem Konzernverlust von 325 Millionen Franken im Jahr davor.

Schuld gaben die SBB einerseits dem Verlust bei Infrastruktur Energie von 165 Millionen Franken und andererseits einer Wertberichtigung bei der SBB Cargo AG von 83 Millionen Franken. Zudem nahm die Verschuldung weiter zu.

Die Staatsbahn sprach im Geschäftsbericht aber sogar davon, dass die finanzielle Situation angespannt bleibe.

Deutlich mehr GAs

Der Fernverkehr erzielte 2022 einen Verlust von -47,2 Millionen Franken (Vorjahr: -478,5 Mio. Franken). Das Ergebnis des Regionalverkehrs verbesserte sich auf 10,6 Millionen Franken (2021: -21,3 Mio. Franken).

Die Zahl der Generalabonnemente (GA) stieg im Jahresverlauf sogar stetig an. Per Ende Jahr besassen 430.768 Personen ein GA, was einem Plus von 6,0 Prozent gegenüber Vorjahr entsprach, jedoch immer noch rund 13,8 Prozent unter dem Wert von 2019 lag.

Niedrige Sitzbelegung

Die Zahl der Halbtaxabonnemente legte um 4,9 Prozent auf exakt 2.968.615 Abonnemente zu, was einem neuen Höchststand entsprach. Dies seien sogar 9,0 Prozent mehr als die Zahl 2019, teilten die SBB zufrieden mit.

Die durchschnittliche Sitzplatzbelegung verbesserte sich zwar um rund 6 Prozentpunkte, doch lag sie immer noch bei nur 23,9 Prozent.

Hoher Abschreiber

Bei SBB Cargo Schweiz resultierte 2022 eine deutliche Verschlechterung des Ergebnisses. Der Verlust 2022 betrug -187,4 Millionen Franken, nach einem Gewinn von 1,1 Millionen Franken im Jahr davor.

Grund war neben dem Wegfall der Corona-Unterstützungsgelder des Bundes, insbesondere eine Wertberichtigung über 128 Millionen Franken.

Vorsorge bei Energie

Das Jahresergebnis von Infrastruktur Energie brach gegenüber dem Vorjahr um 200 Millionen Franken auf -165 Millionen Franken ein.

Die Gründe waren die Minderproduktion aufgrund der Trockenheit im Sommer, gestiegene Energiemarktpreise sowie Vorsorgemassnahmen zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit bei einer allfälligen Energiemangellage.

Mehr Mitarbeiter

Letztlich zeigt sich am SBB-Jahresabschluss, dass die Einnahmen zwar um 8,7 Prozent auf 10,8 Milliarden Franken stiegen. Doch die Kosten legten auch um 7,8 Prozent auf sogar 10,9 Milliarden Franken zu. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich zum Beispiel um zirka 1 Prozent auf mittlerweile über 34.200 Angestellte.

Die verzinsliche Nettoverschuldung verschlechterte sich zudem um rund 2,5 Prozent auf 11,4 Milliarden Franken.

Aus eigenwirtschaftlichen Bereichen, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann, resultierte ein Verlust von 232 Millionen Franken.

Kosten sparen

Bis 2030 setze die SBB deshalb Kosten- und Effizienzmassnahmen von rund sechs Milliarden Franken um, erklärten die Verantwortlichen um Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar und Konzernchef Vincent Ducrot.

Im Jahr 2022 seien davon bereits 250 Millionen Franken realisiert worden, führten sie im Geschäftsbericht aus. Wie einfach Effizienzgewinne sind, zeigte unlängst ein Beispiel, über das auch muula.ch berichtete.

Verbindliche Ziele?

Für eine finanziell gesunde SBB müsse der Konzern aber einen Gewinn in der Höhe von mehreren hundert Millionen Franken pro Jahr erwirtschaften, sagten selbst die zwei Manager. Nur so könnten die SBB die während der Coronavirus-Krise weiter gestiegenen Schulden abbauen.

Doch was passiert, wenn das Management all diese Ziele nicht erreicht? Wahrscheinlich nicht viel.

Produktivität steigern

Das mit dem Bund überarbeitete Stabilisierungspaket für eine nachhaltige Finanzierung bis 2030 werde helfen, dieses Ziel zu erreichen, frohlockten Ribar und Ducrot.

«In den nächsten Jahren werden unsere Digitalisierungsprogramme zum sogenannten Traffic Management System, zur integrierten Produktionsplanung sowie zur SAP-Nachfolgelösung S/4 SBB wichtige Beiträge leisten, die Produktivität und Effizienz weiter zu steigern», hiess es weiter. 

Rund 95 Prozent der Fahrgäste kaufen ihre Fahrkarten laut dem Geschäftsbericht übrigens bereits selbst, wobei fast 75 Prozent auf digitale Kanäle zurückzuführen sind.

Viel Potenzial zur Automatisierung gibt es da jedenfalls nicht mehr.

13.03.2023/kut.

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