Schweizer Zentralbank zahlt nun ihre Rechnungen

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Das SNB-Direktorium um Thomas Jordan (Mitte) hat hohe Verluste zu verantworten. (Bild: PD)

Die Schweizerische Notenbank SNB hat jahrelang den Franken geschwächt und dabei viele Kapitalanlagen angehäuft. Diese verlieren nun an Wert und lassen die Eigenmittel schrumpfen.

Die Schweizerische Notenbank SNB muss die negativen Folgen ihrer Fiskalpolitik ausbaden. Jahrelang schwächte die Zentralbank den Franken, indem sie mehr Angebot der eigenen Währung schuf und damit Sachwerte im Ausland kaufte. Nun musste die SNB aber den grössten Verlust in ihrer Geschichte verkünden.

Sie weist für die ersten drei Quartale 2022 einen Verlust von 142,4 Milliarden Franken aus, wie sie am Montag mitteilte.

Trockene Sprache

Der Verlust auf den Fremdwährungspositionen betrug rund 141,0 Milliarden Franken. Auf dem Gold­bestand resultierte ein Bewertungsverlust von 1,1 Milliarden Franken. Der Verlust auf den Frankenpositionen belief sich lediglich auf 24,1 Millionen Franken. 

Das Ergebnis der Nationalbank sei überwiegend von der Entwicklung der Gold­-, Devisen­- und Kapitalmärkte abhängig, hiess es im trockenen SNB-Ton weiter. Damit seien auch extreme Schwankungen nicht ausgeschlossen.

Rückschlüsse auf das Jahresergebnis seien aber nur bedingt möglich, gab die SNB im Communiqué weiter an.

Aus Plus mach Mega-Minus

Sichtbar ist die Interventionspolitik der Schweizer Notenbank. Während sie in den ersten drei Quartalen 2021 noch auf Fremdwährungspositionen einen Erfolg von rund 42,2 Milliarden Franken erwirtschaftet hatte, häufte die SNB von Januar bis September 2022 einen gigantischen Verlust bei der Position von besagten 141 Milliarden Franken an.

Angesichts solcher Zahlen fallen die fast 300 Millionen Franken an Personal-, Sach- und sonstigem Aufwand in den ersten drei Quartalen kaum ins Gewicht.

Allerdings erhöhte sich der Sachaufwand um über zehn Prozent und die Personalkosten legten immerhin um rund drei Prozent zu.

Implosion des Eigenkapitals

Bei einem so grossen Verlust geht der Blick von Ökonomen normalerweise sofort auf die Eigenmittel. Das Eigenkapital der SNB brach seit Ende 2021 um rund 73 Prozent beziehungsweise um gigantische 148,4 Milliarden Franken auf 55,9 Milliarden Franken ein.

Der Vergleich müsste aber eigentlich auf Jahresbasis erfolgen. Dabei fällt auf, dass die SNB per September 2021 sogar ein Eigenkapital von 219,4 Milliarden Franken auswies. Somit wurden also 75 Prozent der Eigenmittel der SNB innert Jahresfrist ausgelöscht.

Stützung der Exportwirtschaft

Für eine Zentralbank stellen solche Entwicklungen zwar kein grösseres Problem dar, weil sie ja einfach weiter Geld drucken kann. Allerdings wird nun sichtbar, dass die Interventionspolitik mit der Schwächung des Frankens zur Stützung der Schweizer Exportindustrie durchaus auch seinen politischen Preis hat.

Die Rechnung kommt allerdings mit etwas Verspätung.

31.10.2022/kut.

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