Schweizer Autozulieferer müssen sich warm anziehen

Firmen brauchen Strategien für das frostige Klima der Autoindustrie. (Bild: Nordli-Mathisen / unsplash)

Den Zulieferern der weltweiten Automobilindustrie stehen harte Zeiten bevor. Dabei gibt es für die Schweizer Firmen praktisch nur zwei Auswege.

Die positiven Nachrichten kommen vielleicht besser zuerst. Die Automobilindustrie steuert nach drei Krisenjahren, ausgelöst durch die Coronavirus-Pandemie, Engpässen bei der Chipproduktion und den Ukraine-Krieg, im kommenden Jahr auf eine Erholung zu.

Dies geht aus einer Marktprognose des Centers Automotive Research (CAR) im deutschen Duisburg hervor, über welche die Zeitung «Welt am Sonntag» in ihrer jüngsten Ausgabe berichtete.

China und Indien steigen

Demnach werden im kommenden Jahr weltweit 74 Millionen Personenwagen verkauft, was nach den 71,8 Millionen in diesem Jahr ein Zuwachs von 3,1 Prozent wäre.

«Das Wachstum kommt zurück, wenn auch zunächst auf niedrigem Niveau», sagte dann auch der CAR-Chef Ferdinand Dudenhöffer dem Blatt und erwartet für das Jahr 2024 einen Anstieg der weltweiten Personenwagen-Verkäufe von knapp vier Prozent.

Das grösste prozentuale Wachstum im kommenden Jahr sollen dabei, wie schon 2022, China und Indien erreichen.

USA im Minus

Besonders China sei trotz der vielen Krisen «eine Art Lokomotive für den weltweiten Automarkt», sagte Dudenhöffer. Ohne die dortigen Zuwächse wäre der globale Markt in diesem Jahr geschrumpft.

Laut der CAR-Hochrechnung kommen die Autohersteller in China 2022 auf einen Absatz von 23,4 Millionen Personenfahrzeugen, was einem Plus von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Es folgen die USA mit 13,8 Millionen Neuzulassungen, was aber ein Minus von 7,3 Prozent bedeutet. Auf Platz drei kommt Indien, gefolgt von Japan und Deutschland.

Für das südasiatische Land Indien rechnet das CAR mit rund 3,6 Millionen an Neuzulassungen in diesem Jahr, was ein hohes Plus von 16,5 Prozent bedeutet.

Energie einsparen

So weit so gut. Doch schenkt man der neuesten Studie der Boston Consulting Group BCG zur Automobilbranche etwas Glauben, über die der «Spiegel» in seiner aktuellen Ausgabe berichtete, so werden Autos dauerhaft teuer.

Dies resultiert daraus, dass die steigenden Kosten für Strom und für energieintensive Vorprodukte die Autoindustrie um Porsche, Mercedes, BMW, Audi, Volkswagen & Co. noch viele Jahre lang belasten werden.

Die Energiekrise schlägt sich demnach entlang der gesamten Wertschöpfungskette nieder und führt zu steigenden Kosten, insbesondere bei energieintensiven Materialien, wie Stahl, Aluminium und Chemikalien.

Teurere Elektroautos

Zwar zeigten die Prognosen für die Energiekosten im Jahr 2030, dass sie deutlich unter jenen des Jahres 2022 lägen, doch seien sie noch doppelt so hoch wie etwa jene im Jahr 2020, also vor der ganzen Krise.

Die Energiekosten für die Produktion eines Mittelklasse-Elektroautos würden im Jahr 2030 um 1300 Euro höher liegen als zehn Jahre zuvor, hiess es weiter.

Ein Fahrzeug mit Benzin- oder Dieselmotor werde sich sogar um 1500 Euro verteuern. Elektrofahrzeuge schneiden etwas besser ab, die Produktionskosten für Batterien laut der Studie wegen des technischen Fortschritts weniger stark steigen als für alle anderen Fahrzeugkomponenten.

Gewinnmarge verpufft

Die Entwicklung der Gesamtkosten geht dabei je Antriebsart weit auseinander. Bei Verbrennungsmotoren sei der Preisdruck gewaltig, erklärten die BCG-Berater. Sollten die Hersteller ihre Mehrkosten in diesem Segment nicht an die Kundschaft weiterreichen, ginge sogar ihre gesamte Gewinnmarge verloren.

Bei Elektroautos sieht es etwas besser aus, weil hierbei die Massenproduktion gerade erst anlaufe. Diese Skaleneffekte würden die steigenden Energiekosten deutlich überkompensieren, brachte die Analyse zum Vorschein.

Schweiz unter Zugzwang

Insgesamt dürften die Autohersteller in andere Länder ausweichen und deutlich mehr Druck auf ihre Zulieferer ausüben, um die eigene Kostenlast zu drücken, schlussfolgerte die namhafte Beratungsgesellschaft.

Und an dieser Stelle kommt die Schweiz ins Spiel, denn sie liefert zahlreiche Komponenten und Vorprodukte etwa zur deutschen Automobilindustrie.

Die Verlagerung der Produktion von Deutschland in andere Länder sowie der Fokus auf Energieeffizienz sind die Folgen von all diesen Entwicklungen.

Auf Regionen ausrichten

Das heisst, Schweizer Firmen dürften auf der sicheren Seite sein, wenn sie sich einerseits auf die grossen Zukunftsmärkte China, Indien, aber auch die USA ausrichten.

Und andererseits müssen Schweizer Automobilzulieferer innovativ sein und ein Augenmerk auf die Energieeffizienz bei den Fahrzeugkomponenten, wie eben Stahl oder Aluminium, sowie auf die eigene kostengünstige Energieerzeugung haben.

24.12.2022/kut.

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