Sawiris kann sein Glück in Andermatt wohl kaum fassen

Der Oligarch Samih Sawiris hat im Kanton Uri eine Tourismusattraktion geschaffen. Die Erfolge scheint er kaum wahrzunehmen.

Die Ankündigungen der diesjährigen Änderungen bei den Michelin-Sternen waren bis auf einen Punkt völlig unspektakulär gewesen.

Kein weiteres Gourmetrestaurant hat einen dritten Michelin-Stern erhalten. Heiko Nieder, der im Fünfsternehotel Dolder Grand seit Jahren auf einen dritten Michelin-Stern hofft, ist wieder leer ausgegangen.

Mega-Überraschungen für Uri

Die vier Drei-Sterne-Gourmet-Tempel bleiben der Aufsteiger des Vorjahres, Sven Wassmer im Gourmetrestaurant Memories im Grand Resort Bad Ragaz, das Basler Restaurant Cheval Blanc by Peter Knogl im Grandhotel Trois Roi, das Restaurant de l’Hotel de Ville in Crissier (VD) und das Schloss Schauenstein in Fürstenau (GR). 

Im Luxushotel Chedi in Andermatt im Kanton Uri, das vom ägyptischen Oligarchen Samih Sawiris in tristem Berggebiet ins Leben gerufen wurde, regnete es in diesem Jahr förmlich Mega-Überraschungen, die Sawiris und seine Orascom Development Holding wohl selbst kaum glauben konnten.

Doppelte Würdigung

Das Andermatter «The Japanese Restaurant» der Zwillinge Dominik Sato und Fabio Toffolon als Doppelspitze erkochten sich mit ihrem Mix aus japanischer und europäischer Küche direkt einen zweiten Michelin-Stern. Als weitere Auszeichnung bekamen die beiden Anfang-Dreissigjährigen für ihre tolle Leistung zudem den «Young Chef Award» verliehen. 

Nun würde man meinen, das Luxushotel Chedi und Sawiris würden umgehend die Marketingmaschine anheizen und Werbung für die beiden Aussnahmetalente machen.

Doch weit gefehlt – selbst Tage nach der Bekanntgabe der Auszeichnung zierten die Webseiten von Hotel und Restaurant noch die Nennung bloss eines Michelin-Sternes, wie Recherchen von muula.ch ergaben.

Viele Webseiten sprechen bloss von einem Michelin-Stern oder zieren das Logo nur eines Michelin-Sternes.

Komische Formulierung

Fast lustig konnten Besucher der Webseiten am heutigen Samstag sodann feststellen, dass die Verantwortlichen an einer Stelle aus einem Michelin-Stern zwar rasch zwei machen wollten. Doch das Unterfangen misslang bei dem auf Perfektion getrimmten Gourmetrestaurant.

Nun heisst es auf der Webseite: «ausgezeichnet mit einem 2 Michelin-Stern».

Die Auszeichnung überraschte also die Verantwortlichen vollkommen – die Zwillinge setzen ihr kulinarisches Können und ihre Kreativität im The Chedi Andermatt ohnehin erst seit Mai 2023 ein und heben die japanische Statement-Küche des Fünfsterne-Deluxe-Hotels auf eine völlig neue Ebene.

Die Würdigungen der Michelin-Testesser kommen also extrem schnell und kaum jemand konnte damit rechnen.

Ganze Familie kocht

Ob Balfego Tuna, Königstaube, Wagyu oder der Signature-Dish mit Black Cod und Yuzu-Miso-Sauce – die Twins bringen einen modernen Twist und eine kulinarische Leichtigkeit nach Andermatt und auf die Teller.

Komplettiert wird das neue Dream-Team laut einer Medieninformation durch die gebürtige Japanerin und Dominik Satos Ehefrau, Yoshiko Sato, die ab sofort für die Patisserie der japanischen Restaurants verantwortlich zeichnet. Sie war vorher im Dolder Grand tätig.

Hohe Mehreinnahmen

Die Liste der Mentoren der Zwillinge ist mit Spitzenköchen, wie Heiko Nieder, Peter Knogl, Rolf Fliegauf, Sergio Hermann, Christian Bau, André Jaeger, bemerkenswert. Seit mehreren Jahren zählen Sato und Toffolon zu den besten Köchen der Schweiz.

Vielleicht merkt und würdigt dies auch Eigentümer Sawiris bald. Was der zusätzliche Michelin-Stern an Mehreinnahmen bringt, rechnete muula.ch in einem Beitrag unlängst vor.

Um aber extra eine Reise in das abgelegene Bergdorf Andermatt zu machen, bräuchte es zwar gemäss den Michelin-Star-Klassifikationen noch einen dritten Stern für die Küche. Doch der dürfte bei den beiden jungen Ausnahmeköchen schon in Reichweite sein.

07.10.2023/kut.