Nobelpreisträger rät zu Fracking und Atomkraftwerken

Nuklearenergie ist doch nicht vor dem Aus (Bild: Lukas Lehotsky / unsplash)

Der US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hat in der Energiekrise zu pragmatischen Massnahmen aufgerufen. Seine Haltung für unorthodoxe Aktionen begründet er fundiert.

Der amerikanische Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz hat am Rande einer Tagung dazu aufgefordert, in der Energiekrise endlich pragmatisch zu handeln. So müsse etwa Deutschland sämtliche Reserven mobilisieren, um Versorgungsengpässe abzuwenden:

«Jetzt ist nicht die Zeit für halbherzige Massnahmen», sagte er im Gespräch mit der deutschen Zeitung WELT vom Donnerstag am Rande der Nobelpreisträgertagung in Lindau. Es reiche nicht aus, Milliarden in Energiealternativen zu investieren. Kurzfristig müsse Deutschland auch seine Vorbehalte gegenüber Atomkraft und der Fracking-Technologie ablegen.

Sinnvoll zu tun

«Das Gute am Fracking ist, dass es eine kurzfristige Massnahme ist, die man aufsetzen kann und genauso schnell wieder beenden kann», sagte Stiglitz zudem. Atomenergie sei eine weitere Möglichkeit.

«Ich bin kein Fan dieser Technologie, aber wenn man die Atomkraftwerke länger laufen lassen oder sogar die abgeschalteten Kraftwerke zurückholen kann und die Sicherheit trotzdem gewährleistet ist, dann ist es absolut sinnvoll, das jetzt zu tun», betonte der Nobelpreisträger. 

Gleichzeitig sprach sich der Spitzenökonom aber auch dafür aus, das Tempo bei den alternativen Energien zu erhöhen. Die Länder sollten alle Solarpanels nutzen, die sie auftreiben können, und alle Windräder anwerfen, die sie hätten, führte der 79-Jährige weiter aus.

Warnungen versandet

Stiglitz gehört zu den Spitzenökonomen, deren Stimme weltweit Gewicht hat. So habe er schon im Jahr 2006 davor gewarnt, dass es dumm sei, sich derart stark wie Deutschland auf Gas aus Russland zu verlassen, weil Russland kein verlässlicher Partner sei. 

Im Jahr 2001 bekam er die höchste ökonomische Auszeichnung für seine Analyse von Märkten. Umso schwerer wiegt nun sein Vorwurf, dass gerade der Energiemarkt versagt. Es sei gut, wenn Regierungen über niedrigere Steuern oder andere Massnahmen dabei hülfen, die Preise zu stabilisieren, sagte der Wirtschaftsprofessor.

Schliesslich könnten sich Private nicht gegen höhere Energiepreise absichern, betonte Stiglitz. Wenn es eine Versicherung gäbe, könnte man den Verbrauchern sagen, dass es ihre Schuld gewesen sei, wenn sie sich nicht abgesichert hätten. Aber so müsse es die Aufgabe des Staates sein, den Versicherer zu ersetzen und für stabilere Preise zu sorgen.

Staat als Eigentümer

Einer staatlichen Rettung von Firmen, die wegen der hohen Energiepreise vor dem Aus stehen, steht er hingegen kritisch gegenüber. «Ich bin eigentlich dagegen, Unternehmen zu retten, die keine ausreichende Risikovorsorge für Probleme gebildet haben, die eigentlich offensichtlich waren», so Stiglitz.

«Aber wenn man schon Bailouts durchführt, dann sollte der Staat auch Aktien bekommen, um auch dabei zu sein, wenn die Zeiten wieder besser werden», mahnte der Wirtschaftsprofessor gegenüber dem Blatt.

25.08.2022/kut.

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