Nachbarländer belasten Swiss mit Millionen

Flugzeuge der Swiss am Flughafen in Zürich
Flugzeuge der Swiss verbringen viel Zeit am Flughafen in Zürich. (Bild: R. Drück / unsplash)

Noch nie in der Geschichte der Fluggesellschaft Swiss musste sie wegen einer Sache so viele Flüge streichen. Ein Land belastet die Schweiz dabei besonders.

Die Fluggesellschaft Swiss möchte als Premium-Carrier der Kundschaft eigentlich einen besonders guten Service bieten.

Doch manchmal lassen sogar erfahrene Flugmanager an der Situation verzweifeln.

Hunderte Streichungen

«Noch nie in der Geschichte von Swiss mussten wir so viele Flüge wegen der verschiedenen Streiks annullieren wie in den letzten zwölf Monaten», erklärte Oliver Buchhofer, der Leiter des Bereiches Operations von Swiss, gegenüber dem Portal aerotelegraph.

Dies sei auch deutlich mehr als im gesamten, schwierigen Jahr 2019, sagte der Manager und Pilot, der die neugeschaffene Position als Head of Operations seit April 2021 innehat.

Exakt 207 Flüge habe seine Airline in den ersten vier Monaten des Jahres wegen den Streiks bereits streichen müssen, hiess es zu den konkreten Zahlen.

Passagiere leiden

Dadurch könne Swiss den Fluggästen nicht mehr die Leistung bieten, die man als Premium-Airline eigentlich bieten wolle.

Doch Swiss mache es mittlerweile stark zu schaffen, dass in Deutschland, Frankreich, Norwegen und Italien ständig gestreikt werde.

Die Swiss muss dann regelmässig etwa ihre Flüge von Zürich, Basel oder Genf zu den Drehkreuzen des Mutterkonzerns Lufthansa nach Frankfurt und München streichen. Dies ist besonders für Anschlussreisende sehr unangenehm.

Aber umgekehrt können auch die Rückflüge in die Schweiz nicht stattfinden, was dort wiederum Umsteigepassagiere belastet.

Täglicher Wahnsinn

Begonnen habe das Problem im Februar mit ersten Warnstreiks des Flughafenpersonals in Deutschland, die sich bis in den März weitergezogen hätten.

Dann streikten die Fluglotsen in Frankreich und im April sei auch in Italien die Arbeit im Flugbereich niedergelegt worden.

«Seit März sehen wir uns praktisch täglich mit irgendwelchen externen Einschränkungen konfrontiert», so Buchhofer.

Kumulation von Problemen

«Die Streiks haben nicht nur zur Folge, dass wir ganze Flüge annullieren müssen, sie handeln uns immer wieder auch Verspätungen ein», erklärte der Swiss-Chef für Operations weiter.

Und so hätten an den ausserordentlichen Tagen, an denen sich Streiks kumulierten, fast acht Prozent aller Umsteigepassagiere ihren Anschluss verpasst, verriet Buchhofer weitere Zahlen.

Langstrecken betroffen

Die Streiks in einem Land belasten die Schweiz besonders stark.

Am meisten spüren die Swiss-Verantwortlichen den Streik bei der Flugsicherung in Frankreich, der seit März ununterbrochen läuft. «Wir sind eine der ausländischen Airlines, die am meisten darunter leiden», sagte Buchhofer.

Rund 45 Prozent des Streckennetzes sei betroffen, wenn der Luftraum über Frankreich geschlossen sei.

So führen die meisten Langstreckenrouten nach Nord- und Südamerika über Frankreich, aber auch Flüge nach Spanien, Portugal und dem westlichen Nordafrika.

Über Zürich nach London

Noch extremer sei die Lage in Genf.

«Fast jeder Flug führt dort über französisches Gebiet», so Buchhofer gegenüber dem Portal.

Ein Flug nach London müsse dann beispielsweise über Zürich und Deutschland zur britischen Insel umgeleitet werden. 

Gegen die Streiks in ganz Europa kämpft Swiss mit der Bereitstellung von mehr Reservecrews und -flugzeugen, mehr Personal in der Einsatzleitstelle, optimierten Flugplänen und -routen, aber auch mit Krisenstäben in der Lufthansa-Gruppe.

Millionen in den Wind streichen

Die Streiks kosten aber auch sonst.

So erleidet Swiss nicht nur Ertragsausfälle durch annullierte Flüge, sondern der Premiumcarrier muss den Betroffenen auch Essen sowie Hotels zur Verfügung stellen und verbraucht mehr Treibstoff, weil ihre Flugzeuge deutliche Umwege fliegen müssen.

«Neben den Unannehmlichkeiten für unsere Gäste kostete uns das alles in allem dieses Jahr bereits einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag», sagte Buchhofer zum Finanziellen.

Zusätzliche Umweltbelastung

Die 207 Flug-Canellations sowie die finanziellen Mehrbelastungen sind zwar nicht schön. Doch sie dürften für die Swiss verkraftbar sein. Schliesslich führte die Premiumairline im ersten Quartal 2023 rund 27.000 Flüge durch und erwirtschaftete einen operativen Gewinn von fast 80 Millionen Franken, worüber auch muula.ch berichtete.

Doch ein Punkt ist dabei noch gar nicht berücksichtigt worden und der ist besonders ärgerlich.

Die Schweiz belastet mit den Streiks unnötigerweise die Umwelt zusätzlich, obwohl sie gar nichts dafür kann.

An die zusätzlichen Auswirkungen all der Streiks auf das Klima denken die Streikenden aber wahrscheinlich nicht.

21.05.2023/kut.

Nachbarländer belasten Swiss mit Millionen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert