Staatsgeheimnis um «Hausmüll» von Lukas Bärfuss

Papier auf einem Schreibtisch
Der Bund kauft Entwürfe und Recherchematerialien von Lukas Bärfuss. (Symbolbild: S. Johnson / pixabay)

Der Schweizer Autor Lukas Bärfuss hat Teile seines Hausrats an den Bund übertragen. Doch das macht er nicht einfach so.

Vergangene Woche haben zahlreiche Medien gemeldet, dass der bekannte Autor Lukas Bärfuss sein literarisches Archiv an die Schweizerische Nationalbibliothek übergebe.

Dabei wurde viel über das künstlerische Schaffen von Bärfuss – in Buchform und auf der Bühne – geschrieben. Auch die Prägung der Schweizer Literaturszene des 21. Jahrhunderts kam häufig zur Sprache.

Geheimvertrag ausgehandelt

Was allerdings mit keiner Silbe erwähnt wurde, ist der Umstand, dass Bärfuss für die Quasi-Entsorgung seiner alten Sachen direkt Geld vom Schweizer Staat erhält. Dies ergaben Recherchen des Wirtschaftsnews-Portals muula.ch.

Es handele sich um einen Ankauf des Bunds für die Sammlung des Schweizerischen Literaturarchivs der Nationalbibliothek, teilte die Leiterin der Institution, Irmgard Wirtz Eybl, erst auf eine entsprechende Anfrage von muula.ch nach den Geldflüssen mit.

Die weiteren Angaben seien Gegenstand eines Vertrags mit Bärfuss, hiess es weiter.

Staatsgeheimnis um Betrag

Diese Vereinbarung mit dem Bund unterliege aber der gegenseitigen Geheimhaltung, führte die Leiterin des Schweizerischen Literaturarchivs weiter aus.

Die Öffentlichkeit hat also offenbar kein Anrecht zu erfahren, was mit ihrem Steuergeld passiert.

Im episch-langen Communiqué des Bundes war auch mit keinem Wort ein Ankauf erwähnt, sondern es wird von Übertragung gesprochen.

Von Dürrenmatt angeregt

Das Prozedere um den Erwerb von Vorlässen von Gegenwartsautoren und Gegenwartsautorinnen werde bereits seit 1991 praktiziert, erklärte Wirtz Eybl zudem. Die Einrichtung, die auf Anregung von Friedrich Dürrenmatt gegründet worden war, betreut mittlerweile über 400 literarische Nachlässe, Archive und Autorenbibliotheken des 20. und 21. Jahrhunderts.

Der aus Thun stammende Bärfuss kann nunmehr auf bald drei Jahrzehnte als Autor, Dramaturg und Dozent zurückblicken.

Damit dürften für den Bund einige Dinge zusammengekommen sein, was für die Nachwelt von Bedeutung sein könnte. «Sein Archiv spiegelt seine anhaltende Produktivität wider», hiess es im Communiqué zur Übertragung auch etwas verklausuliert zum Umfang des Ankaufes.

Dies könnte eventuell ein Hinweis sein, dass besonders viel Geld geflossen ist.

Entwürfe und Programmhefte

Das Archiv von Bärfuss dokumentiert die Entstehung seiner Werke und deren Wirkung umfassend.

Frühe Arbeiten, also Lyrik, Erzählungen und Dramen, darunter einige unveröffentlichte Texte, Entwürfe und Recherchematerialien zu seinen Dramen und Romanen gelangten nun in die Sammlung der Nationalbibliothek.

Dazu kämen Reden und Dokumente zu seiner vielfältigen Kulturarbeit sowie Pressedokumentationen, Programmhefte und Übersetzungen. Besonders hervorzuheben seien mit Feder geschriebene erste Fassungen seiner Werke.

Bei dem erst 51-jährigen Bärfuss dürfte es nun zu Hause aufgeräumt aussehen.

Nachwuchs muss aufpassen

Der Autor selbst versteht sein Archiv «als Beitrag zur Reflexion des Zeitgeschehens, das er in seinen Werken historisch verankert und erfahrbar macht».

Es fehlt dabei allerdings der Zusatz, dass er dafür Geld bekommt und die «Übertragung» somit eigennützig ist. Wie viel Geld fliesst, sagen die Beteiligten jedenfalls nicht.

Und an jüngere Schreibende lautet damit wohl der Hinweis, vernichtet euren Hausmüll nicht. Der Bund kauft ihn euch eventuell später mit Steuergeld ab.

28.09.2023/kut.

Staatsgeheimnis um «Hausmüll» von Lukas Bärfuss

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