Kapitalanleger der AHV verlieren Milliarden

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Die Turbulenzen an den Kapitalmärkten haben der AHV, IV und EO stark zugesetzt. (Bild: G. Altmann / pixabay)

Die Gelder der AHV, IV und EO sollen eigentlich Erträge erwirtschaften. Der Ausgleichsfonds Compenswiss, der dies machen soll, versagte 2022 aber fast vollständig.

Bei den Sozialwerken AHV, IV und EO sind Milliarden von Spargeldern verpulvert worden. Die Nettorendite auf dem Anlagevermögen bei Compenswiss, welche die Gelder von AHV, IV und EO verwaltet, lag im vergangenen Jahr bei MINUS 13 Prozent.

Der AHV gingen rund 4,4 Milliarden Franken flöten, wie der Ausgleichsfonds am heutigen Dienstag mitteilte.

IV mit mehr Liquidität

Bei der Invalidenversicherung IV ging es um 11,2 Prozent nach unten beziehungsweise um 416 Millionen Franken. Der Erwerbsausfall EO hat eine negative Rendite von MINUS 12,2 Prozent beziehungsweise um 185 Millionen Franken nach unten.

Das etwas weniger negative Ergebnis der IV sei hauptsächlich auf höhere Liquiditätsreserven zurückzuführen. Die IV kann also froh darüber sein.

Die Verluste sind gigantisch und können daher auch nicht zur Kompensation etwa bei der AHV wegen des ungünstigen demografischen Trends verwendet werden.

Compenswiss ist in bester Gesellschaft mit der Pensionskasse des Bundes, Publica, die rund 4 Milliarden Franken verlor, wie muula.ch auch berichtete.

Turbulenzen an Börsen

Als Ursachen für die Negativentwicklung bei den Spargeldern nannte Compenswiss, dass das vergangene Jahr von geopolitischen Spannungen, wirtschaftlichen Unsicherheiten und einer hohen Volatilität der Finanzmärkte geprägt gewesen sei.

Doch als die Börsen weltweit boomten, etwa im Jahr 2021, erzielte der Ausgleichsfonds ‹bloss» eine Nettorendite von 5,3 Prozent. Selbst im ersten Corona-Jahr 2020 lag die Performance noch bei 5,2 Prozent.

Milliarden verpulvert

Per 31. Dezember 2022 betrugen die verwalteten Gesamtvermögen 37.282 Millionen Franken. Im Vorjahr waren es noch 40.882 Millionen Franken beziehungsweise 3,6 Milliarden Franken mehr gewesen.

Als kleinen Trost schrieben die Verantwortlichen der in Genf angesiedelten Institution, dass die kumulierte Performance der vergangenen zehn Jahre positiv sei. Sie halbierte sich aber in nur einem Jahr fast auf 24 Prozent. Das bedeutet, im Schnitt haben die Sozialwerke in der vergangenen Dekade lediglich 2,4 Prozent pro Jahr erzielt.

Top-Performance möglich

Gewiss war das Anlagejahr 2022 ein sehr schwieriges gewesen. Allerdings zeigte eine Auswertung des kleinen Vermögensverwalters Zwei Wealth, über die muula.ch berichtete, dass es durchaus möglich war, besser als die Konkurrenz zu sein.

Mit gewissen Portfolios konnten Anleger sogar wenige Verluste erzielen. Fragt sich, weshalb das Volksvermögen der Sozialwerke nicht von den besten Vermögensverwaltern des Landes profitiert.

Warten auf Erholung

Im Jahr 2022 sei der Anlageprozess umgestellt worden, schrieb Compenswiss in der Medien-Präsentation. Vielleicht hat dies ja zu den horrenden Verlusten geführt

Es hilft auch nicht viel, wenn die Verantwortlichen beteuern, dass die Verluste – etwa beim Zinsanstieg mit den Bonds – nur Buchverluste seien. Schliesslich müssen diese realisiert werden, falls Geldbedarf bestünde.

Und wer weiss schon, ob die Sozialwerke so lange warten können, bis sich die Kapitalmärkte wieder vollkommen erholen.

Exorbitante Aktien-Anteile

In einer Präsentation gibt Compenswiss an, dass die Anteile der Kapitalanlagen per Ende 2022 zu fast 25 Prozent aus Aktien bestehen. Bei Lebensversicherern ist dieser Anteil zum Vergleich viel geringer.

Rund 40 Prozent der Compenswiss-Gelder seien Zinsanlagen, aber in Fremdwährungen, hiess es weiter.

Rund 18 Prozent sind laut den Angaben Zinsanlagen in Schweizerfranken. Immobilieninvestments kamen auf 14 Prozent und 3 Prozent legt Compenswiss selbst in Edelmetalle an.

UBS und Blackrock

Interessant ist, dass die Vermögensverwalter eigentlich wohlklingende Namen dabei hat. So legt die Grossbank UBS zu 100 Prozent die Geldmarktinvestitionen an. Sie ist zusammen mit BCV und Maerki Baumann auch für einen Teil der indirekten Immobilieninvestitionen verantwortlich.

Die Aktien verwaltet Compenswiss zu 11 Prozent selbst. Der Rest von 89 Prozent teilt sich unter Blackrock, Credit Suisse, Mirabeau, Pictet, Wellington, State Street und Schroder auf.

Und die Hälfte der Festverzinslichen betreuen etwa Barings, Capital Group, WAM beziehungsweise Ashmore.

Gold, Silber & Co.

Die Zusammensetzung der Performance bei den MINUS 13 Prozent sieht teils auch grauenhaft aus. Mit Zinsanlagen in Schweizerfranken verlor Compenswiss 2 Prozent.

Bei Zinsanlagen in Fremdwährungen ging es sogar um 6 Prozent nach unten. Und dazu kamen kamen noch Aktienverluste von rund 4 Prozent. Selbst mit Immobilien verloren die Sozialwerke noch 1 Prozent.

Einzig Edelmetalle gingen «Null auf Null» auf.

Kosten bleiben fast gleich

Die gesamten Betriebs- und Vermögensverwaltungskosten lagen 2021 bei 0,19 Prozent des Gesamtvermögens und waren im Vergleich zum Jahr 2020 stabil geblieben. Damals war die Kennzahl bei 0,18 Prozent gewesen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr lagen diese Kosten aber bei 0.20 Prozent des Gesamtvermögens. Früher sind es also rund 80 Millionen Franken an Verwaltungskosten gewesen. Mit den jetzigen Einbrüchen kosten die ganzen Kapitalanleger aber immer noch 75 Millionen Franken.

Die Fees und Kosten sind also bloss halb so viel zurückgegangen, wie das, was die Kapitalanleger geleistet haben.

Schieflage – ja oder nein?

Die Betriebsergebnisse der drei Sozialversicherungen AHV, IV und EO für 2022 werden im April 2023 veröffentlicht.

Es wird spannend, wie schief die Schieflage sein wird.

14.02.2023/kut.

Kapitalanleger der AHV verlieren Milliarden

One thought on “Kapitalanleger der AHV verlieren Milliarden

  • Februar 17, 2023 at 3:35 am
    Permalink

    Tja, das Schweizervolk lässt sich ja so gern verarschen, immer wenn es um Abstimmungen geht, wie eine einzige Krankenkasse oder bessere Kontrollen bei der Pensionskassen wird Angst gemacht und das Volk knickt ein, möchte ja nicht wissen, wie die Pensionskassen sich bereichern, hoch leben die Oligarchen. Gemäss Jean Ziegler wurden im Jahr 2013 Tausend Milliarden an Aktionäre der grössten Internationalen Firmen bezahlt, in der Schweiz wird auch immer mehr privatisiert, z.B. der Rohbau eines Gebäudes der ZHAW wird von privaten finanziert, der Innenausbau vom Kanton und dann ist eine schöne Miete fällig, die die Privaten einstreichen, ist doch super, Manipulationen am Strommarkt waren nicht strafbar, steuerfreie Dividendenauszahlungen gibt es immer noch, Steuer auf Kapitalgewinnen wie in Österreich ist doch kein Thema, aber seit der Bund der UBS geholfen hat, ist eines klar, der GEWINN gehört dem PRIVATKAPITAL, das RISIKO dem VOLK, 2008 wurde die Finanzkrise von den USA ausgelöst, man weiss wer die Verantwortlichen sind, nicht’s passierte, die Panama Papers und Pandora Papers kommen und gehen, nicht’s geschieht, anstatt die AHV und Pensionskassengelder in der Schweiz anzulegen mit dem Argument, der Schweizermarkt ist zu klein, lässt der Staat über Finanzgesellschaften und Banken riesige Geldmengen in den ach so atraktiven Immobilienmarkt fliessen und treibt die Mieten in die Höhe, die ganze Diskussion über die AHV ist lächerlich, da die Rente bei weitem nicht mehr zum Leben reicht, einfach witzig,
    viele Leute vor allem Schweizer scheuen sich ihre Rechte einzufordern.
    Ich könnte noch sehr viel schreiben, aber was soll’s, bin pensioniert, eher kleinere Rente, brauche aber nicht mehr. Wenn die Schweizer sich weiter verarschen wollen, nur zu.
    Das Krankheitswesen ist auch ein Fass ohne Boden und ein grosser Teil unserer Wirtschaft
    hängt an diesem Wachstum, gesund sein verboten.

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