Durcheinander im Geschäftsbericht der TX-Group

Gebäude der TX-Group
Die TX Group hat ihre Resultate für 2022 publiziert. (Bild: PD)

Der Schweizer Medienkonzern TX-Group, zu dem «20 Minuten» oder der «Tages-Anzeiger» gehören, hat einen gigantischen Gewinneinbruch erlitten. Der Geschäftsbericht darf zudem als chaotisch bezeichnet werden.

Wer wissen will, wie das abgelaufene Geschäftsjahr des Medienkonzerns TX-Group gelaufen ist, der muss sich ziemlich anstrengen.

Aus dem Geschäftsbericht vom heutigen Donnerstag geht dies nämlich nicht, wie sonst üblich, auf einen Blick hervor.

Komischer Einstieg

Es gibt am Anfang des Reports nicht mal einen Kennzahlenüberblick, aus dem die Entwicklungen zum Vorjahr hervorgehen.

Unüblich ist auch, mit einzelnen Segmenten zu starten.

Auf Seite 47 kommt dann erstmals eine konsolidierte Erfolgsrechnung für den Konzern, die aber normalisiert angegeben wird.

Verlustzone gerutscht

Für Interessierte, die wissen wollen, wie das abgelaufene Geschäftsjahr denn tatsächlich war, ist dabei fast schwierig zu sehen, dass es eine Gewinnverschlechterung von fast einer Milliarde Franken gegeben hat und der Konzern sogar mit 5 Millionen Franken nun in die Verlustzone gerutscht ist.

Der Rückgang des Finanzergebnisses von 789,6 auf nur noch 2,3 Millionen Franken sei hauptsächlich auf den im Vorjahr enthaltenen Effekt von 778,5 Millionen Franken zurückzuführen, der im Rahmen der Einbringung der Anteile an der TX Markets AG in das neue Joint Venture SMG Swiss Marketplace Group AG erzielt wurde, hiess es zum gigantischen Gewinneinbruch.

Hin- und Her bei Zahlen

An konstanten Darstellungen gibt es im Geschäftsbericht aber obendrein wenige. Mal wird 2021 links und 2022 rechts dargestellt. Mal ist es umgekehrt.

Die Fünf-Jahre-Übersicht beginnt mal mit dem Jahr 2018 und dann mal mit 2022. Es ist ein ständiges Hin- und Her.

Für weniger Klarheit sorgt für Externe ausserdem, dass die Angaben vom Betriebsertrag und Betriebsgewinn auf Stufe Ebit mal adjustiert und mal nicht adjustiert sind.

Wechsel der Farben

An den Farben können sich Leser des Geschäftsberichtes auch nicht durchgehend orientieren. Das Jahr 2022 ist eigentlich grün dargestellt.

Doch dieselbe Farbe wird auch mal für den Aktienkurs über die Zeit, mal für den Digital-Anteil beim Neo Advertising, mal für das Ebit, mal für den Anteil von Goldbach oder mal für den Umsatzanteil aus «Classifieds & Services» verwendet.

Auf der ersten Seite des Geschäftsberichtes ist das Segment «TX Markets» zudem mit einem helleren Grünton dargestellt, und «Group & Ventures» in einem Blauton. Später gilt das Blau aber für das Segment «TX Markets».

Schlechte Schuhe?

Für einen Medienkonzern ist das eigentlich ein Armutszeugnis. Aber bekanntlich hat der Schuster immer die schlechtesten Paar Schuhe an.

Die Darstellungen sind aber schon etwas merkwürdig, wurde der Jahresabschluss doch auch vom Wirtschaftsprüfer PwC durchgewunken.

Eigenkapital gesunken

Fast schon dreist erscheint zudem die Darstellung der Bilanz auf Seite 55.

Dort sind die Bilanzstichtage völlig durchgemischt, und es entsteht der Eindruck, als würde sich das Eigenkapital erhöhen, obwohl es zwischen 2021 und 2022 eigentlich deutlich gesunken ist.

Auszug aus Geschäftsbericht der TX-Group
Die Bilanzentwicklungen der TX-Group (Bild: muula.ch)

Beim mittelfristigen Personalbestand geht es links mit dem Jahr 2018 los und rechts kommt 2022. So wird bei Betrachtern ja auch die Zeit empfunden.

Im Jahr 2018 gab es 3330 Vollzeitstellen (FTE). Im Jahr 2022 waren es dann sogar 50 FTE mehr.

Katastrophale Entwicklung

Doch schon eine Seite weiter liefert TX-Group die Fünf-Jahres-Übersicht wieder umgekehrt von links mit 2022 startend bis rechts zum Jahr 2018.

Vielleicht soll dies darüber hinwegbringen, dass innerhalb von fünf Jahren bei den Einnahmen rund 100 Millionen Franken fehlen. Beim Betriebsergebnis ging es von 132 Millionen Franken im Jahr 2018 auch auf bloss noch 5,9 Millionen Franken im Jahr 2022 nach unten.

Und das Konzernergebnis ist, genau wie 2020, negativ. Maximal wurde im Jahr 2021 ein Konzerngewinn von rund 833 Millionen Franken erreicht.

Werbemarkt unter Druck

Die gestiegenen Papierpreise und höhere Energiekosten belasten, gibt TX Group als Gründe für die jüngst gesunkene Profitabilität an. Gleichzeitig stehe der Werbemarkt deutlich unter Druck, hiess es weiter.

Technische Probleme an einer Medienkonferenz am Donnerstag mit einem kompletten Tonausfall wirkten da angesichts der Herausforderungen im Konzern schon fast gering.

Ein strategischer Schritt soll nun aber helfen, dass in Zukunft aber alles besser wird, wie muula.ch unlängst berichtete.

Aktienkurs fällt

Die Investoren nahmen am Donnerstag allerdings schon mal Reissaus.

Die TX-Group-Titel sanken nämlich um rund 8 Prozent auf zirka 127 Franken je Aktie.

Chef lobt sich selbst

«Die dezentrale Struktur der Gruppe schafft Transparenz. Das hilft, operative Schwächen zu erkennen, die es in den Unternehmen anzugehen gilt», erklärte Verwaltungsratspräsident und Verleger Pietro Supino im Geschäftsbericht.

Vielleicht schaffen zu viele Zahlen, Farben, Adjustierungen und die vielen Wechsel in der Darstellung aber auch weniger Transparenz.

Kein Erfolg mehr

Man könnte es allerdings auch wie der Medienpublizist Kurt Zimmermann in seiner jüngsten Kolumne in der «Weltwoche» sagen. Er schrieb nämlich über den Verleger der Tages-Anzeiger-Gruppe Supino, dass er lange ein Mann des Erfolges war.

«Er war es», führte Zimmermann dann aber weiter aus. Nur schon seine Einkaufstour bei Zeitungen, wie «Der Bund» oder die «Basler Zeitung», für eine Milliarde Franken sei aus heutiger Sicht eine gewaltige Fehlinvestition gewesen.

Finanzwissen unnötig

Da nützen offenbar auch die ganzen Spielchen mit Farben und Wechsel in den Darstellungen im Geschäftsbericht wenig.

Die Fehlentwicklungen der TX Group bemerkt sogar ein studierter Psychologe wie Zimmermann.

09.03.2023/kut.

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