Die Swatch-Group tickt anders

Luxusuhr aus dem Hause Swatch
Das Innenleben einer Luxusuhr aus dem Hause Swatch. (Bild: PD)

Der Uhrenkonzern Swatch macht Dinge oftmals anders als Konkurrenten. Ein Blick in die Resultate verrät einige Erfolgsgeheimnisse des Uhrenherstellers.

Der eigenwillige Weg der Swatch-Group hat stattliche Semesterresultate hervorgebracht. Der Umsatz erhöhte sich im ersten Semester um 11,3 Prozent auf knapp über 4 Milliarden Franken.

In Lokalwährungen ging es von Januar bis Juni im Vorjahresvergleich sogar um 18 Prozent nach oben, teilte das Unternehmen am heutigen Donnerstag zur Überraschung der Finanzgemeinde mit.

Exzellente Aussichten

Unter dem Strich resultierte eine Gewinnexplosion. Der Reingewinn erhöhte sich um 55,6 Prozent auf rund 500 Millionen Franken. Die Nettogewinnmarge legte um 3,5 Prozentpunkte auf 12,4 Prozent zu.

Der Uhrenkonzern um die bekannten Marken Swatch, Omega, Longines und Tissot ist auch für das zweite Halbjahr zuversichtlich. Alle Regionen und alle Preissegmente hätten exzellente Aussichten, hiess es.

Die Börsianer freute all dies und die Investoren griffen bei so vielen guten Nachrichten zu. Der Kurs der Swatch-Inhaberaktien erhöhte sich um rund 7 Prozent.

China, Thailand und Macao

Lange wurde der Konzern von der Schweizer Luxusindustrie belächelt, weil die Familie Hayek stark auf das untere Preissegment mit der Marke Swatch setzt. Doch wie die Zahlen zeigen, zahlt sich dies aus.

So sei das erste Halbjahr 2023 von der Aufhebung letzter Reisebeschränkungen in Asien geprägt gewesen, schrieb der Uhrenkonzern zu den Entwicklungen. Dies bescherte ihm aber bedeutende Umsatzsteigerungen.

Nebst der erwarteten Erholung in Mainland China, mit einer deutlich zweistelligen Steigerung, profitierten aber auch Tourismusdestinationen, wie Thailand oder Macao, von der rasant gestiegenen Reisetätigkeit.

Ein oder zwei günstige Mitbringsel von den Reisen waren offenbar Swatch-Uhren in den verschiedensten Ausführungen.

Ausdauer während Krisen

Zudem landete die Swatch-Group mit ihrer «MoonSwatch», einer Kombination aus Luxusuhr Omega mit der günstigeren Marke Swatch, einen Hit, wie auch muula.ch bereits berichtete.

Die weltweite Nachfrage nach Swatch-Uhren und der «MoonSwatch» habe sich nicht nur ungebremst fortgesetzt, sondern noch beschleunigt, erklärte die Uhrenfirma. 

Die Marke Tissot performte äusserst stark mit signifikanten Marktanteilsgewinnen in Nordamerika.

Der anhaltende Fokus auf China und die USA zahlt sich also aus. Die grossen Umsatzeinbrüche der vergangenen Corona-Jahre, über die auch muula.ch berichtete, liessen die Swatch-Group nicht die Geduld an diesen Ankermärkten verlieren.

Wenn jeder Chinese sich eine Swatch kauft oder sie sogar sammelt, ist das wahrscheinlich ein gutes Geschäft, so die Überlegung.

Hohe Eigenmittel

Doch der Konzern fällt nicht nur mit seinen günstigeren Verkaufspreisen im Vergleich mit einer Schweizer Luxusuhr von Patek Philipp oder Audemars Piguet auf.

Etwa bei den Eigenmitteln kommt die Swatch-Group auf ein Eigenkapital von rund 12 Milliarden Franken, bei einer Eigenkapitalquote von extrem hohen 86 Prozent. Von Fremdfinanzierung also keine Spur.

Zum Vergleich: der viel grössere Luxuswarenkonzern Richemont, der im Jahr 2022 mit seinen bekannten Marken wie Cartier, Chloé, Montblanc, Van Cleef & Arpels laut dem Geschäftsbericht einen Umsatz von fast 20 Milliarden Franken erwirtschaftete, kommt nur auf eine Eigenkapitalquote von rund 50 Prozent.

Die Eigenmittel liegen aber bei rund 20 Milliarden Franken.

Richemont hat aber noch 3,5 Milliarden Franken an Goodwill in der Bilanz – bei der Swatch-Group sind es Null.

Ultrareiche als Nebenschauplatz

Während viele Luxusuhren- und Schmuckhersteller versuchen, das alleroberste Preissegment auszubauen und bei den Ultrareichen zu punkten, wagte Swatch ein «downgrade» für seine Produkte, indem die «Moonwatch» von Omega mit einer Swatch zu einer «MoonSwatch» kombiniert wurde.

Wie erwähnt, ist die Strategie von Erfolg gekrönt.

Bei den Kosten kann man im ersten Halbjahr 2023 auch gut sehen, wie das Unternehmen agiert.

Behutsame Kostensteigerungen

So sank eben der Anteil der Personalkosten am Umsatz um 1,1 Prozentpunkte auf 32,1 Prozent.

Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich um rund 1000 auf zirka 33.000, was nur ein moderater Anstieg um rund 3 Prozent bedeutet.

Auch bei den Waren- und Rohmaterialeinkäufen ging der Umsatzanteil nach unten und reduzierte sich um einen halben Prozentpunkt auf 24,1 Prozent.

Kleine Geheimnisse

Gleichzeitig lässt sich der Konzern nicht tief in die Karten schauen – in der Segmentberichterstattung ist fast das gesamte Geschäft in einer Sparte.

Und auch bei der Gewinn- und Verlustrechnung kommen «sonstige betriebliche Aufwendungen» auf einen Umsatzanteil von immerhin 33,4 Prozent und geben somit nicht viel Einblick.

Das Marketing-Budget ist damit auch ziemlich versteckt.

Diese drei Positionen an Personal-, Waren- und sonstiger Aufwand umfassen aber schon 90 Prozent der Kosten.

Es kommen nur noch ein paar Abschreibungen und etwas Ertragssteuern hinzu. Die Finanzierungskosten liegen bei Swatch praktisch auf Null – bei Richemont gehen fast eine Milliarde Franken im Jahr zur Finanzierung drauf.

Zukäufe in Paris und London

Doch nicht nur all dies macht Konzernchef und Mitglied des Verwaltungsrates Nick Hayek anders.

Während andere Unternehmen stark in den Onlinehandel oder den Handel mit Gebrauchtuhren investieren beziehungsweise ihre Webauftritte perfektionieren, schlug die Swatch-Group im stationären Handel zu.

Der Konzern konnte eine erstklassige Liegenschaft an der Old Bond Street mitten im Stadtzentrum von London, sowie ein Geschäft auf den Champs-Elysées in Paris akquirieren. Hervorragende eigene Verkaufsorte sind also weiterhin ein Standbein der Firmenstrategie.

Währungskurse belasten

Doch mit den neuen Ladengeschäften in Paris und London soll nicht etwa hauptsächlich das Luxussegment ausgebaut werden.

Die Konzernmarken würden im zweiten Halbjahr viele innovative Produkte auf den Markt bringen, vor allem – aber nicht nur – im unteren und mittleren Segment, hiess es nämlich verheissungsvoll.

Der einzige Wermutstropfen bleibe das ungünstige Währungsumfeld. Aber dies betrifft zumindest alle Uhrenhersteller gleich.

13.07.2023/kut.

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