Atomenergie erlebt eine Renaissance

Der Kommandoraum im Schweizer Kernkraftwerk Beznau
Der Kommandoraum im Schweizer Kernkraftwerk Beznau erinnert an Tschernobyl. (Bild: Axpo PD)

Zahlreiche Staaten wollen der Nuklearenergie wieder zu einem Aufschwung verhelfen. Die Schweiz ist mit von der Partie.

Die pompöse Konferenz vor wenigen Tagen ist von der Öffentlichkeit kaum beachtet worden.

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter der Atomenergie trafen sich in Brüssel zur ersten «Nuclear Energy Summit» und unterzeichneten schliesslich eine Erklärung zum Ausbau von Kernenergie.

Laufzeitverlängerung prüfen

Die Internationale Energieagentur IAEA spricht sogar von einem Wendepunkt in der Energiepolitik der Welt.

Der «angenehme» Nebeneffekt dabei ist, dass die Klimaziele erfüllt werden, weil weniger Kohlestrom produziert wird, wie aus Dokumenten der Konferenz in Brüssel hervorgeht.

Die seit den Reaktorunfällen von Tschernobyl und Fukushima in Verruf geratene Energieform bekommt aber nicht nur in EU-Staaten, Brasilien, China oder den USA, sondern auch in der Schweiz neuen Rückenwind.

Nuclear Energy Summit in Brüssel
Nuclear Energy Summit in Brüssel (Bild: PD)

Ganz im Sinne der Summit teilte der staatliche Schweizer Stromkonzern Axpo am heutigen Donnerstag überraschend mit, einen Betrieb des Kernkraftwerks Beznau über das Jahr 2030 hinaus zu prüfen.

Winterstrom als Problem

Dies sei zur weiteren Stärkung der Versorgungssicherheit der Schweiz beschlossen worden, hiess es zur Begründung.

Die Kernenergie sei von besonderer Bedeutung für die Versorgungssicherheit, da sie winterlastig produziert.

Im Winter stamme heutzutage fast die Hälfte des in der Schweiz produzierten Stroms aus Kernkraft, teilte Axpo weiter mit.

Abhängig vom Brennstoff

Die Arbeiten im Rahmen dieses Vorprojekts würden voraussichtlich rund ein Jahr dauern, erklärte der Staatsbetrieb zudem.

Ob ein Betrieb über die bisher angestrebten 60 Jahre hinaus grundsätzlich machbar sei, hänge von mehreren Faktoren, wie etwa der Integrität zentraler Komponenten um Reaktordruckbehälter und der Verfügbarkeit von Personal, Lieferanten und Brennstoff ab.

Dabei stünde der Aspekt der Sicherheit an oberster Stelle und sei nicht verhandelbar, bekräftigte der Axpo-Konzern, der unlängst einen staatlichen Rettungsschirm brauchte, weil er sich an den Energiemärkten vollkommen verspekuliert hatte, wie muula.ch berichtete.

Sonderweg Schweiz

Der Reaktorblock Beznau I ging im Jahr 1969 und der Reaktorblock II im Jahr 1971 ans Netz. In der Schweiz gibt es generell keine Laufzeitbeschränkungen für Atomreaktoren, wie in anderen Ländern.

Der Betrieb müsse einfach sicher sein, lautet die profane Bestimmung, die sicher auch in Tschernobyl und Fukushima galt.

Das Kernkraftwerk Beznau erfülle höchste Sicherheitsanforderungen, bekräftigte der Schweizer Atomstromproduzent diesbezüglich.

Axpo habe zudem seit Inbetriebnahme über 2,5 Milliarden Franken in die Nachrüstung und Modernisierung der beiden Kraftwerksblöcke investiert.

Defizite bei Sicherheit

Umgehend hagelte es Kritik an dem Vorhaben. Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) bezeichnete die Pläne von Axpo beispielsweise als unnötig und gefährlich.

Die seit 1976 existierende Stiftung weise bereits seit Jahren auf Sicherheitsdefizite im Atomkraftwerk Beznau hin, hiess es kritisch in einem Communiqué.

28.03.2204/kut.

Atomenergie erlebt eine Renaissance

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert