Parfümeur verrät Branchengeheimnisse

Verschiedene Parfümflaschen
Markenfirmen geben fast alles für das Design von Düften vor. (Bild: U. Pointcheval / unsplash)

Düfte sind nicht nur für Hersteller von Parfüms ein grosses Geschäft, sondern auch für Luxusmarken. Ein Experte klärt über Branchenmythen auf.

Warum riechen fast alle Menschen gleich?

«Düfte sind zu einem Accessoire geworden», erklärte Parfümeur Mark Buxton in einem Interview mit dem Magazin «Der Spiegel».

Produktion für die Masse

«So wie viele die gleiche Tasche tragen oder den Trendschal, funktionieren heute Parfüms», sagte er. Teenies kauften, was gerade in sei, und sie wollen wie die Freunde riechen, führte der 61-jährige Duftexperte weiter aus.

Selbst noble Marken, wie Chanel oder Louis Vuitton stellten Parfüms für die breite Masse her. «Die Leute können sich vielleicht keine Chanel-Tasche leisten, den Duft schon», verriet Buxton ein Branchengeheimnis.

Labels geben alles vor

Viel Kreativität ist bei der Arbeit eines Parfümeurs aber nicht mehr dabei.

«Die Marken geben detaillierte Briefings heraus», sagte der Spezialist, der Düfte für Givenchy, Comme de Garçons oder Jil Sander designt hat.

Die Labels wollen einen Duft für eine Frau zwischen 30 und 40 Jahren, die gern Cabriolet fährt und Karriere macht, lauten beispielsweise die Vorgaben.

«Das lässt kaum Raum für echte Kreativität», gab er zu. Aktuell röchen alle neuen Frauenparfüms fruchtig, blumig und leicht nach Moschus, mit ein bisschen Zuckerwatte hinterher.

Stressmindernd und erotisch

Und noch mit einem Vorurteil räumte Buxton auf. Teurer ist nämlich nicht automatisch besser.

Allerdings seien die Rohstoffe meist hochwertiger und man rieche, ob synthetisches oder echtes Amber, also die wachsartige Substanz aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen, eingesetzt werde.

Amber ist seit Jahrhunderten ein Bestandteil in der Parfümherstellung und ist aufgrund der Seltenheit sehr teuer. Daher kommt er heutzutage nur noch in hochwertigen Parfüms vor.

Der Stoff Amber soll aber stressmindernde sowie erotisierende Wirkung haben und ist deshalb sehr begehrt.

Chance für Fachgeschäfte

Für die Zukunft der Duftbranche im Online-Zeitalter sieht der Parfümexperte, der rund 200 Düfte entwickelt hat, aber schwarz. «Düfte kann man nicht digitalisieren», mahnte er.

Es wisse doch kaum jemand, wie ein Parfüm rieche, wenn da Jasmin und Ambermax stünde, sagte Buxton weiter. Selbst wenn es mittlerweile im Internet jede Menge an Duft-Influencern mit Millionen an Followern gebe, könne sich kaum jemand unter den Begriffen etwas vorstellen.

Der stationäre Fachhandel hat also hierbei quasi immer noch die Nase vorn.

30.03.2024/kut.

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