Tappt Zurich in indische Versicherungsfalle?

Zurich Insurance in Zürich
Die Zurich Insurance expandiert auf der anderen Seite der Welt. (Bild: muula.ch)

Der Versicherer Zurich Insurance will in Asien expandieren. Dabei lässt sich der Schweizer Konzern auf ein Abenteuer in Bollywood ein.

Die Versicherungsgruppe Zurich Insurance steigt in den indischen Sachversicherungsmarkt gross ein.

Der Zürcher Konzern schliesst dazu eine Kooperation mit der Kotak Mahindra Bank, Indiens drittgrösster Privatbank nach Marktkapitalisierung.

Stolze Summe

Zudem untermauert Zurich die Partnerschaft mit einer Kapitalbeteiligung und erwirbt die Mehrheit an der indischen Kotak Mahindra General Insurance, wie der Schweizer Konzern am heutigen Donnerstag mitteilte.

Für 51 Prozent an dem Sachversicherer zahlt Zurich 488 Millionen Dollar. Zudem beabsichtige Zurich mit der Zeit eine zusätzliche Beteiligung von bis zu 19 Prozent zu erwerben, hiess es weiter.

Wachstum finanzieren

Der Deal aus einer Kombination aus neuem Wachstumskapital und Aktienkauf stehe noch unter dem üblichen Vorbehalt von Behördengenehmigungen.

Gesellschaften, die so stark wachsen, brauchen üblicherweise extrem viel Kapital. Die indische Bank sieht nun ein, dass dies viel zu teuer ist.

Diese Transaktion wird laut dem Communiqué voraussichtlich die grösste Investition einer ausländischen Versicherungsgesellschaft im indischen Versicherungsmarkt darstellen, seit es für ausländische Investoren möglich ist, Mehrheitsbeteiligungen zu tätigen.

Warum bisher kein anderer Assekuranz-Konzern diesen Schritt gewagt hat, von den cleveren Bankverkäufern in Indien etwas abzukaufen, wird von Zurich aber nicht kritisch hinterfragt.

Im ganzen Land aktiv

Der Hintergrund der Akquisition ist allerdings ganz einfach. Indien werde voraussichtlich bis zum Jahr 2030 zur drittgrössten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen und biete erhebliches Potenzial für Versicherungslösungen.

Das rasche Wirtschaftswachstum des Landes, kombiniert mit einer geringen Marktsättigung, einer zunehmenden Sensibilisierung für die Bedeutung von Versicherungsschutz und einer starken digitalen Infrastruktur, machten Indien zu einem der attraktivsten Versicherungsmärkte der Welt, so die Überlegungen.

Kotak General Insurance wurde erst im Jahr 2015 als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Kotak Mahindra Bank Limited gegründet und zählt zu den am schnellsten wachsenden Schadenversicherungsgeschäften in Indien.

Die Plattform von Kotak General Insurance erstreckt sich über ganz Indien und erreicht ein breites Spektrum von Kundensegmenten. Wie hoch das Prämienvolumen der Gesellschaft ist, lässt Zurich allerdings unerwähnt.

Typischer Vertriebsweg

Dabei tappt Zurich allerdings in die übliche Falle des Bankassurance, also dem Vertrieb von Versicherungsprodukten über eine Bank.

Dies funktioniert laut den weltweiten Erfahrungen nämlich meist sehr schlecht und lohnt sich mit den hohen Provisionszahlungen oftmals nur für das Geldhaus. Der Versicherer bekommt meist nicht die lukrativen Kunden, die er will, und verkauft oft auch nicht die Produkte, die er möchte. 

Versicherer muss Bank besitzen

Beim Bankvertrieb hat sich praktisch nur ein Vertrieb als erfolgreich erwiesen und dies macht die Basler Baloise-Gruppe mit ihrer Soba-Bank vor. Wenn ein Versicherer nämlich das Geldhaus komplett besitzt, spurt das Kreditinstitut und ein Bankvertriebsweg funktioniert.

Noch dazu sind beide Firmenzentralen am gleichen Platz.

Hat man, wie Zurich Insurance, nur eine «Kooperation», versanden die Partnerschaften nicht selten nach ein paar Jahren wieder.

Kommt hinzu, dass das Zurich-Modell nun mit Indien auf der anderen Seite der Welt liegt und damit weit von kritischen Augen der Konzernzentrale entsteht.

02.11.2023/kut.

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